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Girl

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Titel: Girl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Thomas
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und dass die formale Warnung ausgesprochen wurde, dass, sollten die Testergebnisse über dem vereinbarten Limit liegen, Sie entlassen werden würden?«
    »Ja.«
    Purvis war ein bulliger, finster aussehender Mann mit beginnendem Fettansatz. Wäre man ihm freitagnachts in einer dunklen Seitenstraße begegnet, würde einem ziemlich mulmig werden. Aber hier im Gerichtssaal zog ihm die zierliche, spindeldürre Helen McGoldrick gehörig das Fell über die Ohren.
    »Ich komme gleich auf die Konsequenzen dieses Treffens zurück«, fuhr sie fort. »Aber zuvor, Mr. Purvis, beantworten Sie dem Gericht freundlicherweise die Frage: War sich zum Zeitpunkt des Treffens irgendwer bewusst, was mit dem Patienten Bradley Barrett geschehen war?«
    »Nein.«
    »Hatten Sie irgendwen informiert, dass er falsch eingeliefert worden war?«
    »Nein. Ich wusste ja selbst nicht, dass etwas schiefgelaufen war.«
    »Allerdings nicht. Es gab also für niemanden aus dem Management Bereich des St. Swithin’s Trust auch nur die Möglichkeit, von dem Geschehen etwas zu wissen, oder?«
    »Keine Ahnung, ich glaube nicht.«
    »Was geschah mit Ihnen im Anschluss an das Treffen vom Nachmittag?«
    »Ich durfte die Biege machen.«
    »Sie wurden entlassen?«
    »Hab’ ich das nicht gerade gesagt?«
    McGoldrick ignorierte Purvis’ wachsende Aggressivität und machte unbekümmert weiter. »Haben Sie seither gearbeitet?«
    »Mal hier, mal dort.«
    »Nichts Festes, also.«
    »Nein.«
    »Sie müssen ziemlich wütend auf die Leute sein, die Sie gefeuert haben…«
    »Tja, ich glaube …«
    »Wütend genug, nehme ich an, um sich eine Aussage zurechtzuflicken, die wenig mehr als ein Gespinst aus Halbwahrheiten und Ausflüchten darstellt und geeignet ist, die Schuld von Ihren eigenen Schultern, wo sie hingehört, auf ein Krankenhaus-Management abzuwälzen, das alles in seiner Macht Stehende unternommen hat, um Sie vor dem Alkoholmissbrauch zu bewahren, und dann, als Sie überführt waren, mit mustergültiger Entschlossenheit die Konsequenzen zog. War es nicht so?«
    »Also, wissen Sie …«
    »Vielen Dank, Mr. Purvis. Keine weiteren Fragen.«
    Purvis stand in der Anklagebank wie ein kleiner Junge, dem man gerade seine Süßigkeiten weggenommen hatte. Sir Roderick versuchte geltend zu machen, dass sein Auftreten nur dem reinen Wunsch nach Gerechtigkeit folgte, aber alles an dem Mann sagte dem Gericht, dass er sich um Gerechtigkeit am allerwenigsten scherte.
    Bereits nach den ersten fünf Minuten lagen wir um einen Treffer zurück und gerieten ernstlich ins Schwimmen. Sir Roderick stand murmelnd vor seinem Schreibtisch und wühlte in seinen Papieren. Der Richter machte den Eindruck, als ob er etwas sagen wolle, als Sir Roderick wie bei einem plötzlichen Geistesblitz innehielt und sagte: »Mr. Purvis, ääh … Sie sind doch verheiratet, nicht wahr?«
    »Ja.«
    »Glücklich, nehme ich an?«
    »Yeah, das kann man wohl sagen. Ich meine, hin und wieder gibt es schon mal Zoff, aber ja doch, wir sind glücklich.«
    An diesem Punkt ging der Richter dazwischen: »Sir Roderick, ich vermag nicht zu erkennen, was Mr. Purvis’ eheliche Situation mit diesem Fall zu tun haben könnte.«
    »Gewähren Sie mir großzügigst einen kurzen Augenblick, Mylord.«
    »Also dann, aber bitte, kommen Sie auf den Punkt.«
    »O ja, gewiss doch, Mylord, selbstverständlich …«, murmelte Sir Roderick mehr zu sich selbst. »Nun, Mr. Purvis, ich gehe davon aus, Sie wären sehr bekümmert, sähen Sie sich aus irgendeinem plötzlichen und unerwarteten Grund dazu gezwungen, Ihre Ehe aufzugeben?«
    »Yeah, und ob ich das wäre«, erwiderte er. Und in dem Augenblick sah ich den ersten Schimmer von Besorgnis über Helen McGoldricks Gesicht huschen.
    »Weil ich mir vorstelle, dass Sie eines Tages einmal Kinder haben möchten …«
    »Also, mein Mädchen möchte ganz bestimmt welche. Und ich hätte nichts gegen einen kleinen Jungen …«, er stockte und blickte McGoldrick an,»… oder ein kleines Mädchen natürlich.«
    »Was würden Sie also sagen, wenn ich Ihnen eine Million Pfund anböte, unter der einzigen Bedingung, sich kastrieren zu lassen, sich, wenn das Gericht mir diesen vulgären Ausdruck verzeihen mag, die Eier abschneiden zu lassen?«
    »Ich würde Sie zum Teufel schicken.«
    »Vielen Dank, Mr. Purvis, keine weiteren Fragen.«
    Eins beide.
    Weiter ging’s. Sir Rodericks Angriffsplan war ohne Schnörkel. Zuerst wollte er den Ablauf der Ereignisse feststellen lassen, weshalb er Darren Purvis

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