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Girl

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Titel: Girl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Thomas
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Suppenschüssel stecken kann.
    Uns soll glaubhaft gemacht werden, maskulin zu sein sei eine höhere Form der menschlichen Existenz, deren Verlust dermaßen verheerend, erniedrigend und entwürdigend sei, dass sich daraus massive Regressansprüche ableiten ließen.«
    Sie senkte ihre Stimme zum Zeichen dafür, dass man jetzt zum Ernst der Sache komme.
    »Wir werden zeigen, dass diese Auffassung vollkommen absurd ist. Mein geschätzter Kollege hat Sie gebeten, Miss Barrett anzuschauen. Nun, nur zu, schauen Sie sie an. Wir werden Zeugen anführen, die bestätigen werden, dass Bradley Barrett vor gerade einmal zwölf Monaten ein primitiver, gefühlloser, unreifer junger Mann war, dessen Vorstellung von Lebensfreude sich in exzessivem Alkoholgenuss und der Belästigung unschuldiger Passanten erschöpfte.«
    »Einspruch!« rief Sir Roderick.
    »Abgelehnt«, sagte der Richter. »Aber Miss McGoldrick, ich muss Sie noch einmal bitten: Mäßigen Sie Ihre Ausdrucksweise.«
    Sie lächelte. »Mit Vergnügen, Mylord. Ich werde nicht weiter auf Kraftausdrücke zurückgreifen müssen, und zwar aus dem ganz einfachen Grund, weil sie zur Beschreibung der Frau nicht nötig sind, die heute hier vor uns auf der Kläger Bank sitzt.
    Jacqueline Barrett ist intelligent, gutaussehend und – was immer mein geschätzter Kollege sagen mag – reich. Hätte sie ihr Augenlicht verloren, ihr Leben hätte sich sehr wohl zum Schlechteren wenden können. Der Verlust ihrer Testikel jedoch hat sich eindeutig zu ihren Gunsten ausgewirkt.«
    Das nahm Sir Roderick Welton gewaltig den Wind aus den Segeln, aber es sollte noch dicker kommen. Der erste Zeuge war Darren Purvis, der Krankenpfleger, der mich zwecks Entfernung der Weisheitszähne in den OP hätte bringen sollen. Wie alle anderen auch, hatte er zuvor eine formale Aussage abgegeben, die dem Richter bekannt war. Er wurde gefragt, ob seine Aussage der Wahrheit entspreche und ob sie unter Eid abgelegt worden sei.
    Da es sich um einen Zeugen der Anklage handelte, hatte Helen McGoldrick das Recht, ihn zum Tatbestand ins Kreuzverhör zu nehmen, bevor Sir Roderick seine Fragen stellen konnte. Im Fall der Verteidigungszeugen würde die Prozedur umgekehrt verlaufen.
    In seiner Aussage hatte Darren Purvis zugegeben, in der Mittagszeit einen Pub besucht zu haben und später am Nachmittag immer noch angetrunken gewesen zu sein, als er mich in den Operationssaal fahren sollte. Er beschrieb den Zusammenstoß der Rollbetten und die sich anschließende Verwechslung, die dazu geführt hatte, dass beide Patienten in den falschen OPs gelandet waren.
    Dies war der krasseste Punkt von Fahrlässigkeit auf seifen des Krankenhauses und zugleich einer der Eckpfeiler unserer Anklage. Aber Helen McGoldrick zögerte keine Sekunde, ihn aus den Angeln zu heben.
    »Mr. Purvis, könnten Sie dem Gericht darlegen, welche offizielle Regelung am St. Swithin’s Hospital Trust zum Zeitpunkt des Zwischenfalls in puncto Alkohol am Arbeitsplatz bestand?«
    »Na ja, ich weiß nicht so genau …«
    »Und ob Sie das wissen. Der Genuss von Alkohol während den Dienstzeiten war strengstens untersagt, oder?«
    »Also…«
    »War es so?«
    »Ja.«
    »Noch deutlicher gesagt: Es war ein Kündigungsgrund.«
    »Ja.«
    »Diese Regelung war im Einvernehmen mit allen Krankenhaus Gewerkschaften getroffen worden und war allen Angestellten bekannt. Korrekt?«
    »Ja.«
    »Nun, Sie geben also zu, am 10. November des letzten Jahres mit ein paar Mitarbeitern einen Pub besucht und beträchtliche Mengen Alkohol getrunken zu haben, genug jedenfalls, um betrunken gewesen zu sein?«
    »Ja.«
    »Also, lassen Sie mich den genauen Ablauf der Ereignisse gedanklich rekonstruieren: Sie sind danach zurück ins Krankenhaus und dort direkt auf die Männerstation gegangen, wo Mr. Bradley Barrett auf seine anstehende Operation wartete. Sie brachten ihn in den Operationssaal, und erst danach, nachdem Sie ihn dort abgeliefert hatten, wurden Sie auf einem Flur des St. Swithin’s Hospitals in deutlich angetrunkenem Zustand angetroffen. Sehe ich das richtig?«
    »Ja.«
    »Wurde zu diesem Zeitpunkt von Seiten der Krankenhausleitung irgendetwas gegen Sie unternommen?«
    »Ja.«
    »In der Tat, Mr. Purvis. War es nicht so, dass Sie unmittelbar danach in Begleitung eines Gewerkschaftsvertreters zum leitenden Direktor der Anstalt und dessen offiziellem Stellvertreter zitiert wurden; dass Sie einem Bluttest unterzogen wurden, um den genauen Alkoholgehalt Ihres Blutes zu ermitteln,

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