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Girl

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Titel: Girl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Thomas
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nie so geschlaucht wie so zu tun, als wäre ich eine Hausfrau.
    Zudem lag ich in meinem Zeitplan weit hinterher. Es war schierer Wahnsinn zu glauben, ich könne einen Raum in einer Stunde schaffen. Die beiden Schlafzimmer mussten gestrichen werden. Meins würde ich ein andermal machen, und Mike konnte auch weiterhin in seiner verdreckten Battersea-Höhle schlafen. Ich sah mich in der Küche um und holte tief Luft: Na gut, du Dreckstück, dachte ich. Kommen wir zu dir.
    Als ich fertig war, war es halb fünf, und selbst da hatte ich den Küchenschrank nur kurz mit einem desinfizierenden Schwamm durchgewischt und das Geschirr zum Trocknen neben die Spüle gestellt. Zum Glück brauchte ich für das Wohnzimmer nur anderthalb Stunden. Entweder ging mir die Arbeit schneller von der Hand, oder meine Ansprüche ließen nach.
    Ich hatte gerade noch Zeit, mit dem Staubsauger flott über den Flur zu gehen, die Gästetoilette abzuwischen, die Blumen in einen alten Krug zu stopfen und mir kurz durch die Haare zu gehen, als ich auch schon den Schlüssel in der Tür hörte und Mike hereinstapfte.
    »Halloo«, rief ich vom Wohnzimmer aus, in der Hoffnung, er werde hereinkommen und durch den Unterschied wie geplättet sein. Er steckte den Kopf zur Tür herein und sagte nur: »Hallöchen, tut mir leid, aber ich habe nicht viel Zeit. Ich bin um viertel vor acht mit Caroline zum Essen verabredet. Wir wollen ins Kino, und vorher möchte sie was essen.«
    »Moment noch«, sagte ich, »ich möchte dir was zeigen.«
    »Bitte nicht jetzt, ja? Ich bin spät dran.«
    Ich stand vom Sofa auf und lief auf ihn zu: »Verdammt noch mal, ich habe den ganzen Tag über die Wohnung auf Vordermann gebracht. Fällt dir nichts auf? Alles blitzeblank. Sämtliche Teppiche gereinigt. Geh mal in die Küche. Man kann sogar wieder kochen, ohne sich eine Salmonellenvergiftung zu holen.«
    Mike ließ seinen Blick einmal kurz durch das Zimmer kreisen. »Prima.« Ich hörte, wie er den Flur entlanglief und die Küchentür öffnete. Dann rief er laut durch die Wohnung: »Du hättest ruhig den Abwasch wegräumen können. Hier stehen ja überall Teller und Gläser rum.«
    Ich ließ mich wutschnaubend aufs Sofa nieder und goss mir ein zweites Glas Wein ein. Mike ging nach oben. Zwei Minuten später rief er vom Treppenabsatz herunter: »Wo zum Teufel hast du mein Rasierzeug versteckt? Ich muss in zehn Minuten hier weg. Ich habe keine Zeit, Schatzsuche zu spielen.«
    Unglaublich. Ich arbeite mir die Seele aus dem Leib, und sein einziger Kommentar ist, dass das Geschirr nicht abgeräumt ist und er sein verfluchtes Rasierzeug nicht finden kann. Ich ging hoch ins Badezimmer, wo Mike in einer dichten Dampfwolke ein Bad einließ. So ruhig, langsam und kalt, wie es nur ging, sagte ich: »Also. Dein Rasierzeug ist in deiner Kulturtasche. Und deine Kulturtasche ist im Toilettenschränkchen, wo ich extra ein Regal für deine Sachen freigemacht habe. Siehst du? Meine Utensilien befinden sich in den oberen drei Fächern, nur damit du nicht durcheinandergerätst.
    So, und wenn du das Zimmer nicht gleich in ein türkisches Bad verwandelt hättest, wäre dir aufgefallen, dass hier alles sauber und ordentlich ist. Ich habe den Schorf von der Wanne und den Siff aus dem Klo gekratzt. Wo wir gerade dabei sind: Tu mir doch für die Zukunft einen Gefallen. Versuch doch bitte, mehr Urin in die Schüssel als auf den Teppich zu befördern. Die ist extra dafür gemacht, falls du es noch nicht wissen solltest. Nicht bloß Dekoration. Sie hat auch einen Zweck: Man soll reinpissen.«
    Mike starrte mich entgeistert an. »O Gott! Krieg jetzt bloß keine Krise, ja? Ich habe schon genug Stress mit Caroline, da musst du nicht auch noch damit anfangen. Und jetzt, wenn es dir recht ist, möchte ich mich bitte fertig machen. Nur keine Angst, ich vergesse schon nicht, dass die Wanne zum Baden und die Toilette zum Pissen da ist, oder war es doch andersrum?«
    Er knallte die Tür vor meiner Nase zu, und ich stürmte die Treppe hinunter. Ich hatte kaum Zeit, einen Schluck Wein zu kippen, als ein noch lauterer Schrei als zuvor aus dem Badezimmer ertönte: »Wo sind die verdammten Handtücher?«
    O Gott! Die Handtücher! Ich hatte sie im Waschsalon vergessen. Was sollte ich jetzt machen? Ich rannte in die Küche und schnappte mir ein halbes Dutzend Geschirrtücher und rannte hoch zum Badezimmer: »Die Handtücher sind im Waschsalon. Ich gehe sie sofort holen. Versuch es solange damit, dauert keine Sekunde, bis

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