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Girl

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Titel: Girl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Thomas
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gleich.«
    Bevor Mike etwas sagen konnte, war ich schon wieder unten. Ich grapschte nach meinem Portemonnaie und hastete die Straße hinunter zum Waschsalon. Ächzend und keuchend reichte ich das Geld rüber, packte den Beutel mit den Laken und Handtüchern und machte mich in Windeseile auf den Rückweg. Als ich endlich zu Hause ankam, hatte ich wohl einen Pulsschlag von zweihundertzwanzig, Seitenstiche, und meine Haare klebten mir schweißnass am Kopf. Zum soundsovielten Mal stürmte ich die Treppe hoch. Ich riss die Badezimmer Tür auf, warf die Tüte auf den Boden und wühlte verzweifelt darin nach einem Handtuch.
    In dem Moment hörte ich in Mikes Zimmer den Fön rauschen und kam zur Besinnung. Für ein Handtuch war es jetzt zu spät. Ich brauchte mir nur die quer über den Badezimmer Boden verteilten Geschirrtücher anzusehen, um zu wissen, dass er mit dem zurechtgekommen war, was ich ihm vor Verlassen des Hauses in die Hand gedrückt hatte.
    Mike erschien wieder im Badezimmer. »Tu mir einen Gefallen. Bezieh die Betten wieder. Ich habe vor, Caroline heute Nacht mit nach Hause zu bringen, und sie wird wenig Gefallen daran haben, auf der nackten Matratze zu vögeln, klar?« Dann stiefelte er die Treppe hinunter und war aus der Wohnungstür verschwunden.
    Das Erstaunliche, ja fast schon Bedenkliche an der Sache war, dass ich ihm tatsächlich seine blöden Laken übers Bett zog. Ich verstand selbst nicht, was ich da tat. Ich wollte sie schon mitten in Mikes Zimmer schmeißen, damit Mike und Lady Caroline Glove-Puppet sie höchstpersönlich vor dem Vögeln aufziehen konnten, wenn sie aus dem Kino kamen.
    Aber dann kam mir eine bessere Idee. Ich nahm meinen sattesten tiefroten Lippenstift, den Lorraine mir besorgt hatte und den ich nie zu benutzen wagte, und schrieb in großen, scharlachroten Buchstaben auf den Badezimmer Spiegel: »Keine Sorge, Liebling, ich habe das Bett neu bezogen. Ich liebe dich, J.« Darunter machte ich mehrmals ein X. Dann pinselte ich mir kräftig die Lippen ein und drückte direkt daneben einen fetten Kuss. Das sollte ein wenig Leben in die Bude bringen, wenn das glückliche Paar heimkehrt, dachte ich.
    Ich giggelte immer noch vor mich hin, als ich mir ein dampfendheisses Bad einließ, randvoll und mit einer halben Flasche Schaumbad versetzt. Ich streckte mich in der Wanne aus und nippte genüsslich ein weiteres Glas Wein, die Schaumberge, die über den Wannenrand schwappten und den ganzen Fußboden unter Wasser setzten, gänzlich ignorierend. Dann stand ich auf, zog mir ein Nachthemd und einen alten Bademantel über und setzte mich vor die Glotze, wo ich den Rest der Weinflasche leerte und eine ganze Packung Schoko-Crossies futterte. Wenn er eine Schlampe haben wollte, sollte er seine verdammte Schlampe bekommen.
    23. März
    Ich habe einen mordsmäßigen Kater. Als ich gestern Nacht, genauer gesagt, heute Morgen, nach Hause kam, hätte ich vor Scham im Boden versinken mögen. Und jetzt brummt mir der Schädel, während ich versuche, mir die Einzelheiten des gestrigen Abends ins Gedächtnis zu rufen. Nicht, dass ich zum Alkoholiker würde, aber die letzten Wochen … Augenblick, ich muss mir gerade mal einen neuen Kaffee holen.
    So, wo waren wir stehengeblieben? Ach ja, gestern Abend. Also, ich bin zu Lorraine gefahren, und sie hatte eine Freundin zu Besuch, Judy, mit der sie auf dem Beauty College war. Judy ist nett, aber auch ziemlich forsch. Sie hat eine blonde Mähne, ein bisschen wie Miss Piggy von den Muppets – obwohl sie mir dafür an die Kehle gehen würde (auch wie Miss Piggy, wenn man genauer darüber nachdenkt) – und sie sieht gut aus, allerdings für meinen Geschmack etwas übertrieben geschminkt, hat wie viele Kosmetikerinnen diesen leicht aufgedonnerten Touch.
    Vor anderthalb Jahren ist Judy eine Zeitlang mit Mike ausgegangen. Hin und wieder haben wir vier gemeinsam was unternommen, sind ins Kino oder zum Tanzen gegangen oder zum Picknick ins Grüne gefahren. Lorraine meinte jedenfalls, Judy wäre die beste Begleitung für meinen ersten Mädchenabend, weil sie mit Begeisterung plaudert.
    »Judy kann ich alles erzählen«, sagte Lorraine, als sie sich am Telefon mit mir verabredete. »Ich meine, wirklich alles … Arbeit, Beziehungen, Sex, alles. Und sie erzählt mir alles von sich.«
    »Machen das alle Frauen?« fragte ich. »Du weißt schon, mit sämtlichen Details über ihr Sexualleben und so weiter herausrücken?«
    »Nein«, sagte Lorraine, »die meisten sind anders.

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