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Girlfriend in a Coma

Girlfriend in a Coma

Titel: Girlfriend in a Coma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Coupland
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1990. Was geht in meinem Kopf vor, wenn ich auf dem Laufsteg bin? Ich mache mir Sorgen, daß meine Beine zu dünn aussehen. Gibt es hinterher Koks umsonst? Das Hirn eines Supermodels, was?«
    Wir wateten durch einen Bach und kamen zu einer moosbewachsenen Fläche, beleuchtet von einem Sonnenstrahl, der durch den Regen drang.
    An jenem Abend ließ ich mich ohne eigentlichen Grund - außerdem, ; daß niemand zu Hause und auch sonst keiner telefonisch erreichbar war - total vollaufen. Wieder und wieder ging mir das Gespräch mit Pam durch den Kopf, und ich fühlte mich so einsam wie nie zuvor, weil ich alt wurde und allein war und keine Chance sah, daß sich daran jemals etwas ändern würde.
    An das, was passiert ist, nachdem ich die zweite Wodkaflasche des Abends geöffnet hatte (ganz egal, wie das Zeug schmeckt ... einfach runter damit), erinnere ich mich nicht mehr. Als ich am nächsten Morgen aufwachte, schlenkerte mein Kopf in der Kloschüssel hin und her wie ein Stück Fleisch beim Schlachter. Ich hatte zuerst auf, dann in meine Stereoanlage gekotzt, ich hatte die Fahrradkette an meinem Heimtrainer durchgeschnitten, mein ganzes Bettzeug vollgeschissen und auch noch etwas Kacke an die Wand geschmiert. Kein Funken der Erinnerung. Wendy fand mich und fing an, auf mich einzureden, während ich noch am Boden lag. Linus kam dazu. Wendy sagte: »So kannst du nicht weitermachen, Richard.« Linus ließ Badewasser ein, und die beiden steckten mich in die Wanne. Sie machten mein Zimmer für mich sauber, während ich immer noch etwas betrunken im Wasser saß - ein hohler, wütender Katzenjammer begann in meinem Schädel zu donnern. Sie stopften mich in Wendys 4-Runner und brachten mich ins Krankenhaus. Das war das Ende. »Aber ich will nicht mehr bei Bewußtsein sein«, brüllte ich Wendy an. »Doch, das willst du«, erwiderte sie ruhig. »Ich will da sein, wo Karen ist.“
    »Nein, willst du nicht.“
    » Doch.«
    »Du darfst da nicht hin.“
    » Doch.«
    »Werd erwachsen«, sagte Linus. »Sei ein Mann.«
     
    Am Silvesterabend 1992 saßen wir fünf um einen Melamintisch in Linus' schlecht geheizter Küche, in der es kalt war wie in einem Iglu, spielten eine träge Partie Poker und versuchten einander das Gefühl zu vermitteln, die Tatsache, daß unser Leben von dem Nimbus eines vermasselten Steilpasses umgeben war, ehre uns.
    Der Regen prasselte gegen die Fenster; wir hatten kein elektrisches Licht, sondern Kerzen angezündet. Hamilton, Mr. Sauertopf persönlich, hatte schwer an einem Gipsbein zu schleppen, nachdem er im Monat zuvor von einer Klippe oben am Howe Sound 10 Meter tief abgestürzt war. Außerdem war er vor kurzem dabei erwischt worden, wie er Sprengstoff aus dem Firmenlager »borgte«, und man hatte ihm nahegelegt, lieber selbst zu kündigen, bevor er gefeuert wurde. Sein Leben hatte, wenn es auch nicht völlig in Scherben lag, doch auf jeden Fall einen ordentlichen Knacks bekommen.
    Ich fragte: »Ham - wozu um alles in der Welt brauchst du Sprengkapseln und Plastiksprengstoff? Für einen Bombenanschlag aufs Einkaufszentrum?«
    »Nein, Richard. Ich wollte ins Binnenland fahren, um Felsformationen in die Luft zu jagen. Das ist meine Kunstform. Wie soll ich denn mein Talent entwickeln, wenn ich keine künstlerischen Risiken eingehe? Meine Palette ist Dynamit, Fels ist meine Leinwand. Kacke. Was soll ich denn jetzt machen?«
    Auch Linus war mißgelaunt, was an sich schon interessant war, weil er sonst überhaupt keine Stimmungen zu haben schien. Pam befand sich auf ihrem »monatlichen Trip zur Hölle«, und Wendy war übermüdet, weil sie die ganze Weihnachtswoche Bereitschaftsdienst gehabt hatte. Ich hatte äußerst abartige Kopfschmerzen, weil ich zuviel Helium aus einem clownförmigen Behälter eingeatmet hatte, den Hamilton mir aus Jux geschenkt hatte. Außerdem hatte ich jede Menge alkoholfreien Eggnog intus; mein Magen fühlte sich an, als sei er mit Fell ausgekleidet. Nichts zu trinken war eine entsetzlich langweilige Herausforderung für mich. Hamilton theoretisierte über das Thema Arbeit. »Also, Kinder, damit das System funktioniert, muß es glitzernde Preise zu gewinnen geben. Noch eine Karte, Richard, und nicht von unten, das seh ich. In einer Wettbewerbsgesellschaft muß es einfache Regeln geben und äußerst unangenehme Konsequenzen für die Mißachtung dieser Regeln. Ich passe. Es muß am Rande Versager geben, die als warnendes Beispiel für die Leute in der Mitte gelten können. Versager hat

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