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Girlfriend in a Coma

Girlfriend in a Coma

Titel: Girlfriend in a Coma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Coupland
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Wort hatte. Wendy war vollauf beschäftigt, aber sie hatte kaum etwas vom Leben. Ich weiß, daß sie sich während ihres Medizinstudiums verlieben wollte, doch daraus war nichts geworden, und ich weiß auch, daß sie deswegen unglücklich war. Es war auch das Jahr, in dem Pam aus den Magazinen zu verschwinden begann, bis sie schließlich gegen Ende des Jahres ganz und gar untertauchte und nicht mal mehr eine lippenstiftverschmierte Postkarte an irgend jemanden von uns schickte. Verletzte Eitelkeit, klar, aber wir wußten, daß es noch einen anderen Grund geben mußte. Hamilton, weniger großzügig aufgelegt, sagte: »Sie ist auf Entzug. Das hat mit Glamour nichts zu tun. Geschieht der blöden Kuh recht.“
    »Inwiefern geschieht ihr das recht, Ham?« fragte ich. Wir befanden uns in seinem und Cleos Nest am Ende des Lonsdale Quay: aufeinander abgestimmte Fichtenholzmöbel, alberne Kühlschrankmagnete in Tierform und Weißwein. Jedesmal, wenn Hamilton eine spitze Bemerkung über Pammie machte, blühte Cleo geradezu auf. »Inwiefern?« fragte ich noch einmal. Er wußte es nicht. Er räusperte sich und sagte, er müsse mal telefonieren. »Was bin ich heute wieder mies drauf.« Cleo sah verstimmt aus.
     
    Mitte 1992 kehrte Pam nach Hause zu ihren Eltern zurück klapprig, verängstigt, dünn und auf unheimliche Weise toll aussehend. Das Model-Leben hatte sie völlig ausgelaugt. Wir saßen bei ihren Eltern auf der Terrasse vorm Haus. »Weißt du, Richard, es hat Spaß gemacht. Das kannst du mir glauben. Aber jetzt ist es vorbei. Von meinem ›Ich‹ ist nur noch ein kleiner Bruchteil übrig. Ich habe immer geglaubt, mein ›Ich‹ sei eine unerschöpfliche Ressource. Falsch gedacht. Jetzt muß ich Ruhe finden. Das winzige Pflänzchen, das ich jetzt bin, muß wachsen und wieder ein vollständiger Mensch werden. Ich hab' alles verpraßt - ein ganzes Jahrzehnt lang habe ich Geld gescheffelt, und jetzt ist kein beschissener Penny mehr übrig.“
    »Wo ist es denn geblieben?« fragte ich. »Klamotten. Restaurants. Drogen. Noch mehr Drogen. Falsche Investitionen - ein Einkaufszentrum in Oklahoma, das nie gebaut wurde; ein Seniorenheim in Oregon, das pleite ging.« Sie spuckte die Worte geradezu aus. »Mist. Wenigstens darf ich noch rauchen.« Die Bäume über uns raschelten. Eine Krähe krächzte. »Und es sind noch nicht mal die Drogen, die ich vermisse, Richard. Ich vermisse die Action.
    Ich vermisse es, mich als die Königin des Roulettetischs zu fühlen. Die schwarzen Limousinen. Oberflächlicher Scheiß, aber ich vermisse es. Ich vermisse es, mich phantastisch zu fühlen.« Großes Schweigen, und dann: »Lois läßt mich manchmal auf Megan aufpassen. Sie ist ein lustiges Kind. Und sie ist wunderhübsch. Sie erinnert mich an Karen.“
    »Danke.«
    »Als ich Megan zum erstenmal gesehen hab', als Baby, habe ich gedacht, sie könnte ebensogut so ein maskuliner Typ werden und aussehen wie dein Zwilling. Nebenbei gesagt, mein Lieber, du siehst beschissen aus.«
    »Danke, Pam.« Ich machte eine ungeduldige Handbewegung - ich mußte Megan vom Schlittschuhlaufen abholen. »Richard, du gehst doch nicht - nicht jetzt, oder? Liegt das daran, daß ich deinen Säuferteint erwähnt habe?“
    »Ich muß, Pam, ich ...« Pam verlor die Beherrschung. Sie war den Tränen nahe. Ich setzte mich neben sie und fragte sie, was los sei. Sie schniefte und starrte auf ihre gefalteten Hände.
    »Es ist bloß, daß ich      ich bin ...«
    »Was, Pam? Was?«
    Ein Flüstern: »Einsam.«
    »Ich weiß. Geht mir genauso.«
    Ich hielt sie im Arm, während sie schluchzte. »Wie geht es Hamilton? Siehst du ihn noch oft? Ist er glücklich?“
    »Ich glaube schon.«
    »Oh, puh.« Sie trug immer noch das Schamhaar-Medaillon. Ich fragte sie, ob sie nicht mitkommen wolle, Megan abholen, und sie willigte ein.
     
    Wie das Schicksal es wollte, lief Pam kurz darauf Hamilton und Cleo in einem Plattenladen in Park Royal über den Weg. Die beiden fingen auf der Stelle Feuer und verließen den Laden zusammen, ohne noch einen Gedanken an Cleo zu verschwenden. In diesen ersten Minuten, in denen die arme Cleo Pam und Hamilton zusammen sah, wußte sie, daß sie nichts mehr, zu melden hatte. Diesen: Ausdruck hatte Cleo noch nie auf Hamiltons Gesicht gesehen: ungläubig, anbetungsvoll, humorvoll, wollüstig und bewundernd - all diese Liebe, die wie ein Laserstrahl direkt auf Pam gerichtet war. Hamiltons Ehe geriet nicht bloß ins Wanken, sie stürzte ein wie ein gesprengtes

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