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Girlfriend in a Coma

Girlfriend in a Coma

Titel: Girlfriend in a Coma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Coupland
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du überhaupt Richikins? Beweise mir erst, daß du du bist, du Schwindler.“
    »Hamilton, du redest wirr«, bellte Linus mit einer Stimme, die so ungewohnt klang, daß wir vor Überraschung zusammenzuckten. »Du sprichst in lauter Fernsehzitaten. Du bist nie aufrichtig. Du bist nie nett. Früher warst du wenigstens ein kleines bißchen nett. Ich glaube nicht, daß du in deinem Leben auch nur ein. einziges ernsthaftes Gespräch geführt hast.« Keiner sagte ein Wort. »Als du noch jung warst, warst du lustig, aber jetzt bist du nicht mehr jung, und du bist noch nicht mal langweilig. Du machst einem bloß irgendwie Angst. Wann hast du dich das letztemal richtig mit jemandem unterhalten?«
    Hamilton kratzte sich unter seinem Gips. »Diesen Mist muß ich mir nicht anhören.«
    »Sag schon. Wann?«
    Hamilton warf Pam einen hilfesuchenden Blick zu, ; doch die hatte ihre Karten auf den Tisch gelegt und inspizierte den eleganten Bohnerwachsschimmer der Karo-Königin: »Ich ...« Hamilton war völlig überrumpelt. »Pam und ich unterhalten uns andauernd. Oder, Pam?« Pam hielt den Blick weiter auf ihre Karten gerichtet. »Bei diesem Anpinkelwettbewerb mach' ich nicht mit, Jungs.“
    » Vielen Dank, Schatz. Also, worauf willst du hinaus, Linus daß ich ein oberflächlicher Mensch bin, weil ich Spaß an seichter Konversation habe? Du solltest bei Gelegenheit mal selber in den Spiegel schauen. Bist du vielleicht was Besseres?“
    »Ich sehe jeden Tag in den Spiegel, Hamilton. Ich sage nur, daß du die letzte Tür verschließt, die dich retten könnte Freundlichkeit und Aufrichtigkeit. Du hast noch fünfunddreißig Jahre vor dir, von jetzt ab geht es im Leben nur noch bergab.«
    »Was zum ...?« Hamilton stemmte sich hoch und griff nach den Krücken, die neben einem Haufen Stiefel und einem Katzenklo in der Ecke lehnten.
    »Verdammte Scheiße. Das geht wirklich zu weit. Ich verlasse jetzt dieses Priesterheim, und dann werde ich nach Hause humpeln. Pam? Kommst du mit, oder bleibst du hier bei Jesus und unseren Freunden, und bist du selbst?« Pam sah ihm ins Gesicht. »Ja. Ich bleibe noch ein bißchen.“
    »Na schön, Schätzchen. Ich hau' jetzt ab.« Wendy half Hamilton bei seinen Krücken. Er trat aus der Tür hinaus in den Regen, von wo aus er uns »Ihr könnt mich mal« zubrüllte und zurück zu Pams Haus ächzte, um sich höchstwahrscheinlich in einen Demerolnebel zu stürzen. Wir saßen um den Tisch herum und packten schweigend die Chips und die Karten zusammen.
    »Er wird vergessen, daß all dies überhaupt passiert ist«, sagte Pam. »Er ist nicht die Art Mensch, die sich ändert.« Sie hob drei Gläser auf einmal mit den Fingerspitzen hoch. »Und würde mir bitte mal jemand erklären, warum solche kaputten Typen sexy sind? Ich kapier' das alles nicht.« Ich sagte: »Hey, Linus. Was sollte das denn?« Er antwortete: »Keine Ahnung. Ich mußte es einfach sagen. Ich mache mir Sorgen. Ich mache mir Sorgen, daß wir uns niemals ändern werden. Ich mache mir Sorgen, daß wir vielleicht gar nicht mehr in der Lage sind, uns zu ändern. Macht dir das nicht auch manchmal Angst?« Ich sagte: »Ja.«
     
    Am nächsten Morgen war alles wieder vergessen. Als ich zu Hamilton hinüberging, lief mir Megan über den Weg. Sie war mit zwei anderen dreizehnjährigen Freundinnen und einem Freund unterwegs. Alle qualmten Zigaretten, der Junge hatte eine überweite Hose an, und die drei Mädchen waren völlig identisch angezogen. Sie hatten sich so zurechtgemacht, daß sie fast wie Drillingsschwestern aussahen (genau wie Karen, Pam und Wendy es früher getan hatten). Ich sagte: »Wo soll's denn hingehen, Megan?«
    »Raus.«
    »Was heißt das, raus?
    »Uns nützlich machen, Dad. Wir verteilen Osterkörbe für Crackbabys.« Ihre Freunde kicherten. Mir wurde klar, daß es Megan zum erstenmal peinlich war, mit mir gesehen zu werden. Dafür hatte ich Verständnis, aber dennoch versetzte es mir einen Stich.
    »Vergiß nicht, daß wir heute abend bei Grandma und Grandpa essen.«
    Sie verdrehte die Augen, ihre Freunde wandten den Blick ab, und sie sagte: »Klar, Dad.«
    Trotzkopf. Kaum zu fassen, daß ich mal dachte, einen Teenager zu erziehen wäre ganz einfach; wie die meisten Eltern glaubte ich, ich hätte das nötige Fingerspitzengefühl, um. mein Kind zu meinem Kumpel zu machen anstatt zu meinem Feind. Weit gefehlt.

  12
Die Zukunft ist extremer, als man denkt
    Unsere Filmkarriere begann an einem matschigen Dienstagmorgen Anfang 1993. Die

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