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Girlfriend in a Coma

Girlfriend in a Coma

Titel: Girlfriend in a Coma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Coupland
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Casino. Sechs Monate später wurde sie auch juristisch beendet: Cleo bekam das Stadthaus; Hamilton zog wieder mietfrei in das Haus seiner Eltern zurück, nur einen dreiminütigen Spaziergang von Pam entfernt. Als ich eines Abends zum Essen bei meinen Eltern war, sah ich die beiden die Rabbit Lane entlangschlendern. Alle drei Schritte ein Kuß. Alle fünf Schritte ein Streicheln. Hamilton war verliebt.
    Es war toll, Pam wieder bei uns zu haben, mit ihren Klatschgeschichten über Sex, Drogen und Kannibalismus. Ihr Ruf in der Modebranche war im Eimer, aber das kümmerte sie ganz und gar nicht. »Es ist viel besser für mich, mit meinen Kumpels hier in dieser Totenstadt zu sein. Ist doch alles sehr familiär, was?« Ich fragte sie, ob sie schon irgendwelche Pläne habe. Sie. sagte, sie wolle Maskenbildnerin bei einer der vielen amerikanischen Film- und Fernsehproduktionsfirmen werden, die in ihren Studios in Vancouver drehten. Das sollte sich als die beste Idee herausstellen, die je einer von uns gehabt hatte.
     
    Und Karen? Nach all diesen Jahren immer noch weder tot noch lebendig, immer weiter aus den Gedanken ihrer Mitmenschen verschwindend - mit rasselndem Atem, erblindet hockt sie im Rollstuhl, ein Flügelhemd aus Chenille bedeckt den äußeren, freiliegenden Teil ihres Körpers. Sie bewegt den Kopf, ihre Augen blitzen auf, und für drei Sekunden sieht sie den Himmel und die Wolken - für einen kurzen Moment weilt sie unter den Lebenden, aber niemand ist da, der es mitbekommt. Sie kehrt auf die dunkle Seite des Mondes zurück. Wir wissen immer noch nicht, was sie in jener Dezembernacht gesehen hat, und vermutlich werden wir es nie erfahren.
    Anfang der 90er standen die Chancen für Karens Erwachen nur noch eine Milliarde zu eins, aber wenigstens war die Möglichkeit nicht völlig ausgeschlossen. Nein, Karens »Beitrag« zur Gesellschaft war gleich null, aber auf wie viele Menschen trifft das eigentlich nicht zu? Vielleicht trug sie ja doch etwas bei. Sie verkörperte eine Basis, auf der Menschen hoffen konnten. Sie verkörperte die Idee, daß eine fragile Essenz einer inzwischen längst untergegangenen Ära immer noch vorhanden war, daß die moderne Welt mit ihrer Brutalität und ihren Extremen nicht so war, wie sie sein sollte eine Welt milder pazifischer Regengüsse, daunengefütterter Jacken, bitteren Rotweins in Ziegeniederschläuchen und naiven Zaubers.

  11
Bestimmung ist Kitsch
    Nach vier Jahren Wanderschaft kehrte Linus Ende 1992 zurück. Er war in dieser Zeit noch unzugänglicher geworden als je zuvor. »Seinen Gesichtsausdruck zu entschlüsseln ist eine Übung in Kremlimnologie«, sagte Hamilton. »Ihn direkt darauf anzusprechen bringt einen auch nicht weiter: Mensch, Linus, du bist in letzter Zeit so verschlossen - sag mal, was hast du denn bloß?« Derartige Gespräche verliefen in der Tat einigermaßen verkrampft und wurden schließlich einfach vermieden. Seine jahrelange Abwesenheit wurde behandelt, als wäre er nur mal kurz weggegangen, um Zigaretten zu holen, und ein paar Minuten später wieder zurückgekehrt. Wendy ging eine Woche nach seiner unspektakulären Rückkehr mit Linus essen. Hinterher erzählte sie mir, Linus habe sich »in sich selbst zurückgezogen und ist noch nicht ganz wieder aus sich herausgekommen. Er hat von Sanddünen, Eis, Schokoriegeln und Trampen geredet - Dinge, die normalerweise für einen Landstreicher eine Rolle spielen. Kreidezeichen und so'n Zeug.«
    Ich beneidete Linus darum, daß er diese Reise ins Nichts gewagt hatte, aber andererseits mußte ich feststellen, daß ihm all seine Wanderungen keinerlei tiefschürfenden Erkenntnisse beschert hatten. Genau wie Hamilton hing ich immer noch der Überzeugung an, daß sich jederzeit ein Sinn in meinem Leben einstellen konnte. Ich wurde - wir wurden nicht jünger, aber aus irgendeinem Grund auch nicht gerade weiser.
    Linus' Eltern waren zwei Jahre zuvor an die Bellevue gezogen, ans Wasser - aber sie hatten kein Gästezimmer. Der heimwehkranke Linus mietete einen Bungalow am Moyne Drive, vier Häuser von ihrem alten Haus entfernt. Die Miete zahlte er von dem Geld, das er als Elektriker verdiente. Er war Fachmann für Generatoren. In unseren Augen war das nach all seinen romantischen, einsamen Wanderungen ein ziemlicher Absturz.
    Wendy, die dankbar für jede Entschuldigung war, nicht bei ihrem alternden, mürrischen Wo-bleibt-mein-Haferschleim-Vater sein zu müssen, besuchte Linus jeden Abend nach ihrer Schicht in der

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