Girlfriend in a Coma
Auf dem Bürgersteig vor meinem Haus fand ich einen Zwanzigdollarschein. In meinem Wagen (an jenem Morgen von frischen Waschbärtatzenabdrücken übersät) stellte ich das Radio an und erfuhr, daß einen Block von meinem Haus entfernt jemand ermordet worden war; als nächstes wurden meine drei Lieblingssongs gespielt.
An einer Ampel schaute ich seit Monaten zum ersten Mal auf meinen Kilometerzähler, der genau in dem Moment von 29999 auf 30000 umsprang. Als ich wieder aufblickte, standen an der Ecke zwei Männer mit Conterganarmen und starrten mich an. Bei der Arbeit angekommen, fand ich den besten Parkplatz. Als ich aus dem Auto stieg, kam eine Frau mit einem Paar schreiender Zwillinge in einer Karre vorbei. Sie zwinkerte mir zu, lächelte und sagte: »Ist das Leben nicht wunderbar?« Am Rand des Geländes gössen Arbeiter ein Betonfundament. Sie fragten mich, ob ich meine Initialen in den Beton ritzen wolle, und das tat ich. Als ich gerade dabei war, sprang ein elektrischer Schaltkasten an einem Telefonmast funkensprühend auf. Auch dann hatte es noch längst kein Ende mit den Zufällen, Vorzeichen und glücklichen Fügungen. Unser Filmteam drehte im landwirtschaftlich genutzten Flachland von Chilliwack, neunzig Minuten entfernt. Auf der Fahrt dorthin wurden wir Zeugen nicht eines, sondern gleich zweier spektakulärer Autounfälle auf der Gegenspur. Ein paar Meilen weiter kreiste ein Falkenpaar auf der Jagd nach einer Taube über dem Freeway.
Während der Fahrt gewann ich fünfundzwanzig Dollar auf ein Rubbellos, das seit Wochen auf dem Armaturenbrett lag. Dann stellte sich heraus, daß alle drei Insassen meines Wagens am gleichen Tag Geburtstag hatten.
Eine Meile, bevor wir am Drehort ankamen, saß eine ausgerissene Kuh blöde glotzend auf dem schmalen Mittelstreifen. Wir hielten an und stiegen aus; wir sähen einen Regenbogen; und die Kuh lief weg. In dem Moment, als wir unser Ziel erreichten, begann es zu hageln. Mein Handy klingelte, und Megan war dran, um mir zu sagen, daß sie mich liebhatte. Als nächstes rief George vom Lions Gate aus an, wohin Karen in der Woche zuvor mit leichten Atembeschwerden verlegt worden war. Offenbar ging es ihr wieder gut, und sie sollte irgendwann in der kommenden Woche ins Inglewood zurückkehren.
Während wir darauf warteten, daß der Hagel schmolz, veranstalteten wir einen Steinwurfwettbewerb auf einen Telefonmast auf der anderen Seite des Feldes - ich traf beim ersten Versuch.
Der Tag wollte einfach nicht aufhören. Ein stetiger Fluß aus Gnade und Wundern trug mich- mit sich fort. Es wurde trocken und klar, und ein funkelndes Indian-Summer-Licht brach sich Bahn. Alle hofften, wir würden früh fertig werden, damit sie Zeit hätten, sich für eine Halloween-Party am Abend drüben in North Vancouver zurechtzumachen, bei Hillary Markham, einer Ausstatterin, die in der Nähe des Cleveland Dam wohnte.
Die Zufälle nahmen kein Ende: Ich fand im Gras am Feldrand einen goldenen Ring. Der Schauspieler, der den Trainer spielte, war ein alter High-School-Freund von mir, Scott, der mir erzählte, daß ein Mädchen, das wir von der High-School kannten, gerade an Magenkrebs gestorben war. Ein Football landete im Graben, und als ich hinging, um ihn aufzuheben, glitten drei Schlangen um ihn herum und verschmolzen dann mit dem Schilf. Rechts vom Ball wuchs eine gigantische Marihuanapflanze, die ich einem Mitarbeiter namens Barton statt Geld im Tausch für seine Stereoanlage andrehte, die ich schon lange kaufen wollte. In der Brusttasche meiner Jacke fand ich den Hausschlüssel, den ich vor einem Monat verloren zu haben glaubte. Langsam fühlte ich mich vor lauter Karma geradezu berauscht. Die Dreharbeiten liefen wie geschmiert; wir waren fast zwei Stunden früher fertig als geplant. Mit Tina und zwei anderen vom Team kehrte ich in die Stadt zurück. Ich fuhr beim Studio vorbei und borgte mir einen silbernen Apollo-Astronautenanzug aus, der in einer früheren Episode benutzt worden war. Dann fuhr ich. nach Hause, um mich umzuziehen und mich vor der Party noch ein bißchen auszuruhen.
Nach einem kurzen Nickerchen begann ich mich anzuziehen. Ich war bester Laune - was für ein Tag! Ich konnte ja nicht wissen, daß das Anziehen meiner Silberjacke in meiner ruhigen Wohnung an jenem klaren Oktobernachmittag der letzte wirklich ruhige Moment war, den ich je haben würde - der letzte stille und normale Augenblick meines Lebens.
Bevor ich auf die Party ging, fuhr ich zu Linus. Er hatte
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