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Girlfriend in a Coma

Girlfriend in a Coma

Titel: Girlfriend in a Coma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Coupland
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diverse, ziemlich schreckenerregende Monster in seinem Garten verteilt und die Beleuchtung so eingestellt, daß sie in dem Moment, wenn die Kinder auf ihrem Zug durch die Nachbarschaft ihre Süßigkeiten abgeholt hatten und die Auffahrt wieder hinuntergingen, voll angestrahlt wurden. Ich blieb, um mir die Zeremonie und ein paar Kinder anzusehen. Die ersten waren zwei süße kleine Kinder mit ihrem Dad. Eins der Kleinen war noch keine sechs. Linus gab jedem von ihnen einen Crunch-Riegel, und als sie davontrippelten, stellte er die Monsterbeleuchtung an, und die Kinder begannen vor Angst zu heulen. Das hatte Linus nicht erwartet. Der Vater brüllte: »Sind Sie irre? Menschenskind, das sind doch noch kleine Kinder!« Gewissensbisse, Monster-Flutlicht ausgestellt (»Ups!«). Die Monster weggeräumt.
    Linus stellte seine Süßigkeitenschüssel vor die Tür und holte sein Kostüm, einen schwarz angemalten Umzugskarton. Ich fragte ihn, was er darstellen wolle, und er sagte, er ginge als Borg. Trekkies werden mir ewig ein Rätsel bleiben..
    Die Halloweenparty begann, gleich nach Einbruch der. Dunkelheit und war ein Riesenspaß. Jeder hatte sich als ein Aspekt seines Unterbewußtseins verkleidet: eine Wonder Worhan, ein Landstreicher, eine Katze, ein Hell's Angel. Die Kostüme erinnerten mich an einen Zeichentrickfilm, den ich vor Jahren gesehen hatte: Ein Lieferwagen der Acme Hat Company überquert eine große Brücke, und dabei lösen sich Hunderte von Hüten, die zu Boden schweben und auf den Figuren landen, welche sich auf der Stelle in das verwandeln, wofür der Hut auf ihrem Kopf steht: Pilger, Walküren, Stierkämpfer, Gangster und Ballerinas. Wendy hatte in jener Nacht Dienst in der Notaufnahme des Krankenhauses. Ich fragte mich, welcher Hut der ihre gewesen wäre: der Helm Jeanne d'Arcs ? Die weiße Schwesternhaube Florence Nightingales? Mein Astronautenkostüm war der Hit. Ich glaube, ich bin noch nie von so vielen Leuten, männlich wie weiblich, angemacht worden wie in jener Nacht - seine Silberhaut schien tatsächlich Sex zu verströmen. Ich begann über Möglichkeiten nachzudenken, wie man den Astronautenlook auf den Alltag ausdehnen könnte. Ein Stoppelhaarschnitt? Eine orangefarbene Corvette Stingray?
    Doch es waren Hamilton und Pam, die an jenem Abend mit ihren Kostümen allen die Schau stahlen. Pam kam mit zwei großen roten Pappherzen bekleidet hereinstolziert - eins hinten und das andere vorn. (»Ich bin ein Zimtbonbon!«) Hinter ihr folgte Hamilton. Als er wie ein lebender Toter durch die Tür schlurfte, blieb der ganzen Gesellschaft die Spucke weg. Pam und Linus hatten Beachtliches geleistet, um ihn in einen verwesenden Zombie zu verwandeln: Fleischklumpen hingen an seinen Armen und Beinen herab, seine Haut war eine Landkarte aus olivgrünen und ockerfarbenen Läsionen und Furunkeln, aus denen ekliger Kartoffelbrei-Eiter drang. Pestbeulen überzogen seinen Körper mit Punkten wie Inselbegrenzungen eine Karte von Südostasien. Nachdem er einen Moment gewartet hatte, damit sein Kostüm seine Wirkung voll entfalten konnte, rief Hamilton quietschvergnügt: »Ich bin ein Matscher!« ..
    Wir alle sagten: »Was?«
    »Ein Matscher. Wißt ihr nicht, was ein Matscher ist?« Überall Kopfschütteln.
    »Oh, das muß ich euch erzählen. Ach - Moment mal -« Er faßte sich ans Auge. »Hoppla! Mir ist grade das Auge rausgefallen.« .
    Alle kreischten genüßlich, während Hamilton sein linkes Auge zukniff und ein Glasauge hochhielt. Die Musik wurde etwas leiser. Er tat so, als würde er das Auge wieder hineindrücken, und sagte: »Na also. Schon besser. Und jetzt einen Cocktail, wenn's beliebt. Frau Leber ist durstiger als sonst.« Ein Tablett mit Martinis kam vorbei; Hamilton schnappte sich einen und ließ das Auge hineinfallen.
    Die Party nahm ihren Lauf, und Hamilton und Pam gesellten sich zu Linus, Tina Lowry und mir. Tina sagte: »Das ist nicht fair, Hamilton. Du mußt uns noch erzählen, was ein Matscher ist.«
    »Mit Vergnügen«, sagte Hamilton. »Ich habe vor etwa fünfzehn Jahren die ersten Matscher entdeckt - als ich noch in diesem Mietshaus in Gastown wohnte. Einundachtzig? Zweiundachtzig? Keine Ahnung. Wie auch immer, meine Nachbarn waren zum größten Teil arme Künstlertypen und Rentner mit festem Einkommen.«
    »Komm zum Thema, Hamilton!« sagte Tina. »Okay, okay. Also, was passierte, war folgendes: Ich 1 habe da zwei Jahre lang gewohnt, und jeden August während der alljährlichen Hitzewelle bezahlte

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