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Girlfriend in a Coma

Girlfriend in a Coma

Titel: Girlfriend in a Coma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Coupland
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Schleusen öffnen sich: »Ich - ich war ... total gemein zu ihnen. Ich bin ein furchtbarer Mensch. Und du bist wach. Mom - meine echte Mom.«
    Karen kann zwar den Hals nicht bewegen, aber ihre Augen ruhen konzentriert auf dem heulenden Teenager, der sich an ihre rechte Seite klammert. »Ich hätte nie gedacht, daß du wieder aufwachst. Und jetzt bist du aufgewacht, und mir wird klar, daß ich zu allen einfach schrecklich war.« Mit ihren Tränen wischt Megan sich Lidstrich und Kajal ab. Ihre Augenhöhlen sind völlig verschmiert.
    »Schhhh...«, flüstert Karen. »Das ist jetzt vorbei. Aus und vorbei. Ich bin ja hier.« Und während dieses Gefühlsausbruchs denkt Karen: Mom? »Megan, hast du mich Mom genannt?«
    »Ja. Denn das bist du. Meine Mom, meine ich.« Karens Stimme klingt schwach: »Was redest du denn d ... O Mann.« Jene Nacht mit Richard auf dem Grouse Mountain? Das ist doch nicht möglich.
    »All die Jahre wollte ich mit dir reden. Standst du früher auf Punk-Rock? Der feiert gerade ein Comeback.«
    Diese letzte Bemerkung- lenkt Karen ab. Plötzlich hat Megan dem Gespräch eine andere Richtung gegeben und spricht über die Buzzcocks und Blondie. Karen setzt inzwischen die Teile des Puzzles zusammen. Ihr fällt auf, daß es in dem Zimmer keinen Spiegel gibt. Aus ein paar Haaren, die ihr ins Gesicht gefallen sind, ersieht sie, daß sie grau geworden ist. Obwohl sie ans Bett gefesselt und geistig erst siebzehn Jahre alt ist, weiß sie, daß sie in dieser Situation die Reife sein muß.
    Während sie das denkt, mißt Wendy ihren Puls und erledigt ein paar medizinische Kleinigkeiten. Draußen im Flur huscht leise das Pflegepersonal umher. Die Nachricht verbreitet sich schnell. Ein Freund eines Patienten untenan der Lobby hat das Lokalressort einer Zeitung angerufen. Wendy hat die Schwestern gebeten, das Zimmer zu räumen. Karen sagt: »Wendy ... irgendwas stimmt nicht. Das merke ich doch. Wendy. Moment mal - was tut ihr eigentlich alle hier? Ich meine, es ist Sonntag früh. Woher wußtet ihr, daß ich - daß das hier geschehen würde?«
    »Das wußten wir gar nicht«, sagt Wendy, und sie erkennt, wie viele Zufälle an diesem Morgen aufeinandergetroffen sind. »Wir hatten keine Ahnung.«
    Megan platzt heraus, als müßte sie unbedingt den neuesten Klatsch loswerden: »Hamilton und Pammie haben sich gestern abend eine Überdosis Heroin gespritzt. Sie liegen unten auf der Intensivstation. Das sind jetzt richtige Junkies. Linus war mit ihnen auf einer Party. Wendy hat sie vor einer Stunde wieder auf Trab gebracht.“
    » Danke, Megan«, sagt Wendy.
    Karen denkt: »Sie nehmen Heroin«? Mit vierunddreißig? Das ist schon so alt. So alt bin ich ja selber.«
    »Heroin ist heutzutage sehr angesagt«, wirft Linus ein.
    »Irx.«
    All die dramatischen Sachen, die Wendy und Linus sich bei Karens Erwachen zu sagen vorgenommen hatten, haben sich in Luft aufgelöst - puff. Statt dessen reden sie über Allgemeinplätze. »Hey, Wendy - rauche ich noch?“
    »Nicht mehr, Liebes.« Dann sagt Wendy, mehr zu sich selbst als zu irgendeinem der Anwesenden: »Weißt du, all diese Zufälle sind mir einfach ein Rätsel - Ham und Pam, Megan, Linus, und dann du. Fehlt nur noch Richard, schätze ich. Der wird bestimmt auch bald hier aufkreuzen.« Karen betrachtet ihren Arm, knochig, fleischlos, wie der einer Kriegsgefangenen - lieber nicht hinsehen. »Mist. Schau mich bloß an, Wendy. Ich wollte doch nach Hawaii. Schöne Scheiße. Ich sehe aus wie eine Gottesanbeterin.« Karen legt ihrem Körper - ihrem Ich ... gegenüber plötzlich eine merkwürdige Objektivität an den Tag. Sie sieht zu Wendy empor. Und dann gähnt sie. »He, Wendy - guck nicht so, bloß weil ich gähne. Keine Panik. Ich werde bald einschlafen. Aber es wird nur ein normaler Schlaf sein. In dieses Tiefkühlstadium werde ich nie wieder fallen.« Sie blinzelt. Woher will sie das wissen?
    Wendy fragt Karen noch einmal, wie sie sich fühlt. »Benommen -und durstig. Gibt es hier Limonade? Dieses 1997 macht mir richtig Durst. In meinem Bauchnabel steckt ein Schlauch!« Auf dem Korridor bricht ein kleiner Tumult aus, und irgend jemand holt Gatorade und einen Strohhalm aus seinem Lunchpaket. »Meine Zunge«, sagt sie. »Sie fühlt sich an wie eine Packung Watte. Linus, kannst du meine Eltern holen? Ich will nicht, daß sie am Telefon davon erfahren. Machst du das bitte?“
    »Klar.«
    »Gut. Falls ich schlafe, wenn sie kommen, weckt mich nicht.« Sie hält inne. »Das klingt

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