Girlfriend in a Coma
miteinander geschlafen. Sie weiß noch, wie sie mit den Mädchen kicherte, etwas trank und drauf und dran war, ihnen von sich und Richard zu erzählen. Und dann weiß sie nichts mehr. Wieso nichts? Karen ist klar, daß sie, wenn sie im Krankenhaus ist, wohl umgekippt sein muß, und zwar schlimm. Was hab' ich genommen - zwei Valium? Wodka? Das war doch bestimmt nicht alles... Gott, was für ein Kater. Mom wird ausrasten. Au weia. Dunkelheit. Dunkelheit kam auf sie zu. Ein Traum? Ihr fällt ihre Angst vor der Dunkelheit wieder ein und ihr Wunsch, in ewigen Schlaf zu fallen, um sich, davor zu retten - ein müßiger Wunsch, der schreckliche Folgen hatte. Sie schließt die Augen, weil die frühmorgendliche Sonne, die jetzt durchs Fenster scheint, sie blendet, dann öffnet sie sie wieder und schaut hinunter auf ihren Körper. O Gott - wo ist mein Körper? - Ich kann meine Beine nicht spüren. Ich kann mich nicht bewegen - ich -
Sie stößt einen schwachen Schrei aus, muß dann husten und kann nicht mehr schreien. Eine andere Krankenschwester betritt den Raum, die Augen ungläubig aufgerissen, und Karen bringt ein paar weitere Worte heraus: »Wasser. Bitte, Wasser.«
Unterdessen sind die meisten Gäste der Party bei Hillary Markham bereits nach Haus gegangen. Hillary, noch von einem Cocktail aus Gute-Laune-Machern beflügelt, betrachtet die grotesken Überreste ihrer Party - Teile von Kostümen, Kürbisfragmente, Dutzende von lippenstiftverschmierten Gläsern mit schalen Weinresten darin und Flaschen mit übelriechendem Bier. Teddy Liu und Tracy schlafen auf der Couch; Linus liegt zusammen mit Hillarys beiden Katzen im Gästezimmer auf dem Fußboden.
Hillary geht in ihr Schlafzimmer und sieht noch ein paar Mäntel auf dem Bett liegen, und in diesem Moment hört sie es zweimal rumsen. Sie geht in ihr Badezimmer und findet Hamilton auf dem Boden, leichenblaß, mit weitgeöffnetem Mund; Pam liegt mit zur Seite hängendem Kopf in der Badewanne, ihre Haare ergießen sich über den Wannenrand. Sie ist genauso bleich wie Hamilton. Die Zeit ist zu knapp, um in Panik zu geraten. Was tun? Was tun? Teddy! Teddy Liu - der ist Sanitäter! Sie läuft ins Wohnzimmer, schreit Teddy in seinem Rennfahrerkostüm an und tritt ihn so lange, bis er wach ist. Innerhalb einer Minute hängen Hamilton und Pam an einem Tropf mit Narcan, einem Opiatantagonisten, und fünfprozentiger Dextroselösung. Beatmungsgeräte werden angelegt, und schon rasen sie in Schlangenlinien zum Lions Gate Hospital. Die beiden erwachen im Nu aus ihrem allzu tiefen Schlaf. »Teddy, du verdammter Trottel«, brüllt Hamilton. »Das war das beste High, das ich je hatte. Warum zum Teufel habt ihr es mir verdorben?“
»Reine Schikane.«
»Teddy - wo sind wir?« stöhnt Pam.
»Ihr seid alle beide auf dem Weg ins Lions Gate«, erwidert Teddy.
»Ach, Mist«, sagt Pam. »Das war so ein tolles Gefühl.«
»Linus, bist du das?« fragt sie.
»Ja.«
»Sag diesen Arschlöchern, sie sollen sich verpissen.«
Karens Krankenschwester weiß, daß Karen in irgendeiner Beziehung zu Dr. Wendy Chernin steht - Verwandtschaft? Sie meldet Karens Erwachen im Schwesternzimmer und rast dann hinunter in die Notaufnahme, wo Dr. Chernin Bereitschaftsdienst hat. »Dr. Chernin«, schnauft sie, »ihre Freundin!«
Wendy, die mit zwei Tragen, die gerade scheppernd in die Notaufnahme rollen, alle Hände voll zu tun hat, sagt: »Ich weiß, ich weiß.«
Die Schwester ist verwirrt: »Aber ...«
Wendy, die Sanitäter und die beiden Körper auf den Tragen flitzen vorbei, gefolgt von einem hageren jungen Mann, den die Schwester von einer Weihnachtsfeier her als Dr. Chernins Mann erkennt. Außerdem ist ein ganz in Schwarz angezogen junges Mädchen dabei, das sich vermutlich für Halloween als Hexe verkleidet hat, die Augen schwarz geschminkt wie Alice Cooper in seiner Glamrockzeit.
Auf der ersten Trage wird eine friedlich wirkende blonde Frau hereingebracht, bläulich weißer Teint unter einer Beatmungsmaske; das Gesicht kommt ihr bekannt vor - Zeitschriften? Fernsehen? Die Schwester hat hier schon einiges an Berühmtheiten gesehen. Kein Grund zur Aufregung. Auf der anderen Trage liegt ein Mann in den Dreißigern mit irgendeiner grauenhaften Hautkrankheit. AIDS? Einen derart krank aussehenden Patienten hat die Schwester noch nie zu Gesicht bekommen. Außerdem brüllt er aus Leibeskräften, daß alle sich verpissen sollen, und verlangt nach mehr Heroin. Die Schwester fragt die Sanitäter, was
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