Girlfriends 04 - Kuess Weiter, Liebling!
wurde schon viel zuversichtlicher. Immerhin hatte sie sich einen Platz in der Cheerleader-Mannschaft der University of Texas erkämpft. Verglichen damit war das hier ein Kinderspiel.
»Du fängst damit an, es an den Menschen, denen du Unrecht getan hast, wiedergutzumachen.«
Devon dachte scharf nach. Sie war ein guter Mensch. Praktisch perfekt. »Ich hab nie jemandem Unrecht getan.«
Mrs. Highbarger warf Devon einen tadelnden Blick zu, und vor ihr stieg eine Erinnerung auf. Eine Erinnerung an blonde Locken, türkisfarbene Augen und Einhörner. »Ach.« Mit einer herablassenden Handbewegung wischte sie die Erinnerung weg. »Sie war total falsch für ihn. Er hat sie nicht geliebt. Nicht richtig. Sondern mich. Ich hab den beiden sogar einen Gefallen getan. Bestimmt ist sie inzwischen verheiratet und hat einen Haufen merkwürdiger Kinder.«
»Sie hat nie wieder Liebe gefunden.«
Vermutlich war es Gottes Wille, dass Devon deshalb Gewissensbisse verspürte, aber Fehlanzeige. Dieses Weibsstück hatte ihr um ein Haar Zach ausgespannt, obwohl alle wussten, dass er ihr gehörte. Er war eine Nummer zu groß für diese Tussi gewesen, und sie hatte genau das bekommen, was sie verdient hatte.
Sie glitten weiter abwärts, und Devons Optimismus zerplatzte wie eine Seifenblase. »Was muss ich denn machen?«
»Mach es wieder gut.«
»Indem ich ihr drei Wünsche gewähre?« Sie erreichten den Boden dessen, wohin sie auch gingen, und blieben inmitten etwas dunklerer Wolken stehen.
»Eher so was wie ein Geschenk.« Mrs. Highbarger hob den Zeigefinger. »Du bekommst die Chance, es wiedergutzumachen. Wenn du es nicht vermasselst, steigst du zur nächsten Ebene näher am Himmel auf, wo du eine weitere Chance bekommst, und so weiter.«
Sie musste es also an dieser Wie-hieß-sie-noch mit den Locken wiedergutmachen. Der Tussi, die ihr schon seit der Grundschule verhasst war. Das wurmte sie. Sehr.
»Du hast keine Ewigkeit dafür«, warnte die alte Lehrerin sie. »Wenn sie jemanden findet, den sie lieben kann, bevor du die Vergangenheit in Ordnung gebracht hast, ist es vorbei mit deiner Aufstiegschance.«
Devon grinste und dachte an das perfekte Geschenk. »Da«, sagte sie, doch Mrs. Highbarger schüttelte den Kopf.
»Du lernst es einfach nicht.« Die Lehrerin trat rückwärts durch eine Schiebetür aus Glas, die aus dem Nichts auftauchte. Die Türen schlossen sich zischend, der graue Nebel formte solide Wände, und einen furchterregenden Augenblick lang wähnte sich Devon in einer Art Gefängnis. Ihre Haut kribbelte, und als sie an sich herabblickte, wehte ihr schönes Chanel-Kostüm
schimmernd und verwandelte sich in einen schrecklichen grauen Trainingsanzug mit Tweety vorne drauf. »Wo bin ich?«, rief sie panisch, als Mrs. Highbarger vom Nebel verschluckt wurde.
Devon drehte sich um und sah reihenweise Einkaufswagen und zahllose Angebotsschilder. Ein kleines altes Frauchen im pinkfarbenen Hauskleid mit einem blauen Kittel samt gelbem Smiley-Gesicht stand vor ihr.
»Willkommen bei Wal-Mart.«
EINS
»Küss mich, Baby!«
»Nein, wirklich nicht.« Im Licht der 60-Watt-Birne auf ihrer Veranda legte Adele Harris die Hand auf die Brust ihrer neuesten Verabredung. »Das war für einen Abend genug Aufregung.«
Sam King, Investment-Banker und ehemaliger Nerd, der sich zum Arsch von Weltklasse entwickelt hatte, verwechselte die Hand auf seiner Brust mit einem Streicheln, trat einen Schritt vor und drängte Adele mit dem Rücken gegen die Tür. Die kühle Oktoberluft fuhr über ihre Wangen und in das Revers ihres Mantels, und sie musste entsetzt mit ansehen, wie Sam das Gesicht zu ihr senkte. »Baby, du weißt nicht, was Aufregung bedeutet, bis ich dir mit einem Kuss einheize.«
»Ich passe. Ich glaube nicht - arggg -« Sam presste seine Lippen auf Adeles und erstickte ihren Protest. Er schob ihr die Zunge in den Mund und vollführte eine seltsame Wirbelbewegung. Drei schnelle Kreise nach links. Drei nach rechts. Das ganze von vorne. So war sie seit Carl Wilson in der sechsten Klasse nicht mehr geküsst worden.
Sie zwängte ihre freie Hand zwischen sie und schob ihn weg. »Hör auf!«, stieß sie hervor, während sie in das Handtäschchen griff, das von ihrer Schulter hing, und ihre Schlüssel herauszog. »Gute Nacht, Sam!«
Seine Kinnlade klappte herunter. »Du bittest mich nicht rein?«
»Nein.« Sie wandte sich ab und schloss ihre Haustür auf.
»Warum zum Teufel? Ich hab hundertzwanzig Dollar für ein Abendessen geblecht
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