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Giselles Geheimnis

Giselles Geheimnis

Titel: Giselles Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Penny Jordan
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Zeit mit seinen Eltern braucht. Dass ich mir mehr Zeit mit meinen Eltern gewünscht hätte. Ich werde keine Kinder in die Welt setzen, die dann …“
    „Genauso verletzt werden, wie du verletzt worden bist?“, beendete Giselle den Satz, als er nicht weitersprach.
    Wie gern hätte sie ihn gehalten und wäre von ihm gehalten worden. Wie gern hätte sie ihm gesagt, dass sie seinen Schmerz kannte. Dass sie wusste, wie es war, zur Seite geschoben zu werden, auch wenn es in ihrem Falle nur ein Kind gewesen war – ihr kleiner Bruder.
    „Ja.“ Stefanos Stimme klang gepresst. Er hatte viel zu viel preisgegeben. Instinktiv zog er sich zurück, distanzierte sich von der eigenen Verletzlichkeit und von Giselle. Als Resultat klang seine Stimme schärfer, als er vorgehabt hatte. „Die Ohrringe kannst du sicher selbst anlegen, oder?“
    Giselle nickte und legte die Ohrringe an. Sie fühlte, dass Stefano sich zurückgezogen hatte, und sie verstand auch, warum. Es war ihm ernst mit dem, was er gesagt hatte, sie hatte es in seiner Stimme gehört und in seiner Miene gelesen. Und aufgrund ihrer eigenen Erfahrung verstand sie ihn besser, als jede andere es hätte können. Doch dieses Verständnis schuf ein Band zwischen ihnen, das er nicht wollte.
    Wollte sie es denn? Wie sollte sie diese Frage ehrlich beantworten, wenn sie doch wusste, dass die Antwort, die eigentlich erforderlich war, nicht der entsprach, die in ihrem Herzen wohnte?
    „Ah, da seid ihr ja.“
    Aldo mochte Stefanos Größe und eine gewisse Ähnlichkeit mit ihm haben, aber im Vergleich zu ihm wirkte er wie ein Schatten seines Cousins.
    Nachdem Stefano Giselle vorgestellt hatte, ging man in den Roten Salon, der einen perfekten Hintergrund für Natashas Kleid und Juwelen bot, um einen Aperitif zu nehmen, bevor man dann in ein noch prunkvolleres Speisezimmer wechselte.
    Während des Abends konnte Giselle immer wieder die Zeichen echter Zuneigung zwischen den beiden Cousins erkennen. Für den Kaffee saßen sie nun im Weißen Salon, und Natasha, die reichlich dem Alkohol zugesprochen hatte, beklagte sich bitterlich über das fehlende gesellschaftliche Leben in Arezzio.
    Es war nach Mitternacht, doch müde war Giselle nicht, im Gegenteil. Eine nervöse Anspannung hielt sie im Griff, denn den ganzen Abend über hatte sie nur an eines denken können.
    Sie hatte sich entschlossen, nicht mehr gegen ihre Gefühle anzukämpfen und sich die Erlösung zu verwehren, nach der sie sich sehnte. Warum sollte sie nicht wenigstens ein einziges Mal die Freuden erfahren, die andere Frauen als selbstverständlich ansahen? Es würde nie einen perfekteren Mann geben, nie wieder würde sich eine bessere Gelegenheit bieten als mit Stefano, der die Vorstellung von Bindung und Kindern ebenso überzeugt ablehnte wie sie selbst, wenn auch aus anderen Gründen.
    Sollte Stefano die Sehnsucht erfüllen wollen, die er in ihr erweckt hatte, sah sie keinen Grund mehr, warum sie ihn aufhalten sollte. Vielleicht war es ja so vorbestimmt – ihre einzige Chance, um herauszufinden, was es hieß, eine Frau zu sein. Das Schicksal hatte ein Einsehen mit ihr gehabt und bot ihr an, was sie selbst sich bisher immer verwehrt hatte. Falls Stefano es so wollte …
    Wie signalisierte eine Frau einem Mann, dass sie ihn begehrte, ohne sich dem Risiko der Erniedrigung auszusetzen, falls er sie abweisen sollte? Die Technik, wie man männliches Interesse abschmetterte, hatte sie perfektioniert, nur verstand sie überhaupt nichts davon, wie man einen Mann ermunterte. Aus Ärger hatte Stefano sie schon geküsst … Hieß das, sie musste ihn erneut verärgern, um die Leidenschaft wieder anzufachen?
    Genau in diesem Moment warf er einen kurzen Blick auf seine Armbanduhr. „Ich denke, Giselle und ich sollten uns jetzt zurückziehen“, sagte er zu Aldo und Natasha und erhob sich auch schon. Dabei blickte er zu Giselle.
    Die folgsam ebenfalls sofort aufstand. Man wünschte Gastgeber und Gastgeberin gute Nacht, dann gingen Stefano und Giselle den Korridor entlang zu seiner Suite.
    Vor Giselles Zimmertür meinte Stefano brüsk: „Ich werde mich besser hier von dir verabschieden.“
    Giselles Hoffnung sank im Sturzflug. „Aber was ist mit dem Collier und den Ohrringen?“
    „Die kannst du mir morgen zurückgeben.“
    „Ich glaube nicht, dass ich den Verschluss öffnen kann.“
    „Dann schlaf mit dem Collier.“
    Seine Stimme klang knapp und scharf. Er trat einen Schritt zurück. Nur noch Sekunden, dann würde er sich zum

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