Giselles Geheimnis
ihre Wünsche laut geäußert hatte, als sein raues Stöhnen in ihre gemurmelten Worte drang, und sie wusste, dass sie ihn in den Wahnsinn trieb, als sie sich ihre Wünsche erfüllte.
Stefano hielt es nicht länger aus, sein Körper schrie nach Erlösung. Giselle protestierte leise, als er sich von ihr löste, doch dann kam ein anderer Laut über ihre Lippen, als Stefano mit einem kräftigen Stoß in sie eindrang. Ihre Beine schlangen sich um seine Hüften, sie schnappte nach Luft. Stefano spürte die Barriere, auf die er stieß, fühlte, wie Giselle sich verspannte.
Stefano hatte es also gemerkt. Giselle erkannte es daran, dass er sich unwillkürlich zurückziehen wollte. Doch ihr Körper würde es nicht zulassen, nicht, wenn ihm solch verheißungsvolle Versprechen gemacht worden waren. Ihre Beine klammerten sich fester um Stefano, sie hielt sich an seinen Schultern fest.
„Nein, bitte“, sagte sie. „Ich würde es nicht ertragen, wenn du jetzt aufhörst.“
Ihre Offenheit raubte seinem Entschluss die Kraft. Ihre Offenheit und ihr Verlangen nach ihm, nach dem ersten und einzigen Mann, dem sie sich geschenkt hatte. Das Verlangen kehrte mit voller Macht zurück. Niemals hätte er dieses Gefühl männlichen Triumphs und Stolzes in sich erwartet, weil sie ihn aus allen Männern ausgewählt hatte, um ihm dieses Geschenk zu machen.
Er hatte auch nicht damit gerechnet, vor allem nicht, nachdem sie ihm so überzeugt versichert hatte, dass sie die Pille nahm. Es gab also noch offene Fragen, auf die er Antworten suchen würde. Doch nicht jetzt, nicht, wenn ihr Körper sich ihm so aufreizend und fordernd entgegenbog. In dem uralten Rhythmus bewegten sie sich wie eine Einheit, ihre beiden Körper verschmolzen, und eng umschlungen strebten sie dem einzigen Ziel zu.
Als Giselle ihres zuerst erreichte, schrie sie ihre Ekstase hinaus. Stefano fühlte die Wellen durch ihren Körper laufen, fühlte, wie ihre Muskeln ihn umschlossen, und ergab sich seiner eigenen Lust.
Es war also passiert. Sicher von Stefanos Armen gehalten, die Wange an seiner schweißfeuchten Brust, schwelgte Giselle in wunderbar matter Schwerelosigkeit. Sie hatte die Grenze zu wahrer Weiblichkeit überquert und war nun erfüllt mit der intensiven Zufriedenheit, die allein Stefano ihr geschenkt hatte.
„Ich wollte, dass es passiert.“
Stefano fühlte ihre leisen Worte an seiner Brust vibrieren, fühlte deren Echo in seinem Herzen.
„Ich wollte, dass es passiert, und ich wollte dich.“ Giselle hatte keine Ahnung, warum es ihr so wichtig war, das zu sagen. Die Worte waren weder als Entschuldigung noch als Rechtfertigung gemeint, sondern waren schlicht Ausdruck der stolzen Freude und Überzeugung, dass das, was soeben geschehen war, richtig und gut war. Sie hatte einen Blick ins Paradies geworfen, und davon würde sie für den Rest ihres Lebens zehren. Es würde sie auf dem langen dunklen Weg wärmen, der noch vor ihr lag.
Sie hatte den Mut gefunden, das Geschenk anzunehmen, das das Schicksal ihr geboten hatte. Ja, sie hatte sich in den siebten Himmel aufgeschwungen, und nun musste es unweigerlich wieder nach unten gehen – aber daran wollte sie vorerst noch nicht denken.
Später, als sie zusammen duschten und Stefano ihren Körper mit seinen Liebkosungen zum Klingen brachte wie ein Dirigent sein Orchester, verlor Giselle sich bald in dem köstlichen Vergnügen, ihn ebenfalls zu berühren. Sie genoss das Gefühl von Freiheit und Ungezwungenheit, Intimitäten mit ihm auszutauschen, und ehrfürchtiges Erstaunen stand funkelnd in ihren Augen – wie bei einem Kind, das entdeckte, dass der Weihnachtsmann über Nacht nicht nur die gewünschten Geschenke gebracht hatte, sondern noch so viel mehr. Dinge, von denen man gar nicht gewusst hatte, dass man sie sich wünschte, die aber genau das Richtige waren.
Noch nie hatte eine Frau ihn mit solchen Augen angesehen, hatte ihn so versunken und hingebungsvoll liebkost wie Giselle. Sie zu beobachten, erfüllte Stefano mit dem Gefühl, als wäre eine harte Schale in seinem Innern aufgebrochen, um eine sprudelnde Quelle des Glücks freizulegen. Als würde ein schwerer Druck, der stets in seiner Brust gelebt hatte, sich endlich heben und auflösen, um Raum zu machen für heitere Leichtigkeit.
Das Badelaken, in das Stefano sie zärtlich eingewickelt hatte, an sich gepresst, saß Giselle auf dem hohen Hocker in der modernen Küche in Stefanos Suite und schaute Stefano zu, wie er Eier Benedikt für sie zubereitete.
Weitere Kostenlose Bücher