Giselles Geheimnis
über die wir aus unserer Einsamkeit in eine gemeinsame Zukunft gehen können.“
„Das sind wunderschöne Worte, Stefano, aber …“
„Es sind mehr als nur Worte“, versicherte er ihr. „Es ist mein Versprechen an dich für eine gemeinsame Zukunft. Und wir werden eine gemeinsame Zukunft haben, Giselle. Das, was zwischen uns besteht, ist zu wertvoll.“
Jedes seiner Worte spürte sie wie einen Pfeil in ihrem Herzen. Sie wünschte sich nichts mehr als das, was er ihr anbot. Doch wie konnte sie ihm glauben, dass er sie lieben würde, so wie sie ihn liebte – auf ewig?
„Eine Heirat bedeutet normalerweise auch Kinder“, sagte sie rau. „Ich werde dir nie ein Kind schenken, Stefano. Meine Einstellung dazu wird sich niemals ändern.“
Er nahm ihre Hände in seine. „Habe ich gesagt, dass ich Kinder will, Giselle? Nein, ich bin sogar froh und erleichtert, denn meine Einstellung zu dem Thema ist ebenfalls noch immer dieselbe. Du und ich, wir werden zusammen sein, werden zusammen reisen, zusammen arbeiten. Gemeinsam werden wir Gebäude von außergewöhnlicher Erhabenheit, Eleganz und Harmonie errichten, überall, wo immer wir auch sind. Dem können wir uns nicht verschreiben, wenn wir Kinder haben. Unsere Bauten werden unsere Namen weiterleben lassen, sie werden unser Geschenk an die Welt sein.“
Seine Vision raubte Giselle den Atem, sein Versprechen auf ein gemeinsames Leben ließ sie schwindeln. „Versprichst du es, Stefano? Meinst du es wirklich ernst?“
„Wir brauchen keine Kinder als Beweis unserer Liebe füreinander. Ich brauche nichts und niemanden, nur dich, Giselle.“
Seine zärtlichen Worte waren Balsam auf ihre Wunden, erfüllten sie mit Mut und Zuversicht und verstärkten ihre Liebe zu ihm nur noch.
„Ich liebe dich, Giselle.“
„Und ich liebe dich, Stefano.“
Es war ausgesprochen worden. Ein Versprechen war gemacht worden, für eine Liebe, gleich stark von beiden Seiten.
War es falsch, Stefanos Liebe anzunehmen und ihm ihre Liebe zu schenken? Solange sie keine Kinder hatten, war ihre Liebe sicher. Er brauchte ja nichts zu wissen von … von der anderen Sache. Denn dann würde er sich bestimmt angewidert von ihr abwenden.
Er braucht es doch nie zu erfahren, flehte Giselle inständig ihr Gewissen an. Wenn das Schicksal sie wirklich füreinander bestimmt hatte, wie er sagte, dann war auch vorbestimmt, dass sie keine Kinder zusammen hatten. Dann musste sie es ihm nie sagen.
Die Versuchung war zu groß für Giselle, vor allem, wenn Stefano sie küsste, wie er es jetzt tat …
EPILOG
Drei Monate später heirateten Giselle und Stefano in der Kathedrale von Arezzio, wie es in der Parenti-Familie Tradition war.
Giselle trug ein weißes Brautkleid von Chanel, Stefano hatte darauf bestanden, dass sie Weiß trug. Großtante Maude war auch zur Hochzeit gekommen, und am Gesicht der alten Dame konnte Giselle ablesen, wie glücklich ihre Tante für sie war.
Natasha, in einem ihrer bevorzugten zu engen und zu knappen Outfits, funkelte Giselle grimmig an, als sie nach der Zeremonie an Stefanos Arm das Mittelschiff entlangschritt, aber es hätte sie nicht weniger berühren können. Sie war viel zu glücklich und zu dankbar, um irgendetwas anderes als Mitgefühl für Natasha zu empfinden.
Stefano hatte sich um Aldos Schulden gekümmert und die Staatsfinanzen diskret wieder in Ordnung gebracht. Wenn sie aus den Flitterwochen zurückkamen, würden sie mit der Arbeit auf der Insel beginnen. Das Urlaubsresort würde Giselles ganz persönliches Projekt sein – ein Hochzeitsgeschenk von Stefano.
Während Stefano sich vor der Kathedrale mit Aldo unterhielt, blieben Giselle noch die letzten Minuten mit ihrer Großtante, bevor es auf die Hochzeitsreise ging.
„Ich wünschte, dein Vater könnte dich so glücklich sehen, Giselle. Er hat dich so sehr geliebt.“
„Mein Vater hat mich geliebt?“ Giselle war zu schockiert, um die Worte zurückhalten zu können. „Und wieso hat er mich dann weggeschickt?“
„Oh, Giselle. Er bat mich, dich mitzunehmen, weil er dir die schlimmen Erinnerungen in dem ersparen Haus wollte. Er wünschte sich einen neuen Anfang für dich. Er fühlte sich so schuldig wegen allem, was passiert war.“
„ Er fühlte sich schuldig? Aber ich dachte, er würde mir die Verantwortung für das Unglück geben.“
„Nein, das hat er nie getan.“ Ihre Großtante schüttelte entschieden den Kopf. „Er machte sich solche Sorgen, dass das Erlebte tiefe Narben in dir hinterlassen
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