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GK0010 - Mörder aus dem Totenreich

GK0010 - Mörder aus dem Totenreich

Titel: GK0010 - Mörder aus dem Totenreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Totenmelodie.
    Der Gesang kam von rechts. Hinter einem der Felsen mußte die Person sitzen.
    John ging in die Richtung.
    Er kam an dem zweiten Haus vorbei und sah die Frau.
    Sie hockte auf dem Boden und sang dieses Klagelied, das John durch Mark und Bein schnitt.
    Sie bemerkte ihn erst, als er dicht vor ihr stand. Jetzt erkannte John sie auch. Es war die Indiofrau, die die Kolonne angehalten hatte.
    Sie blickte aus ihren dunklen, traurigen Augen zu ihm hoch und verstummte.
    John schluckte. »Wo sind sie?« fragte er nur.
    Die Frau breitete die Arme aus. »Sie sind weg.« Ihre Stimme war nur ein Flüstern. »Die Geister haben sie mitgenommen. Der Herr der Toten braucht Opfer. Viele Opfer. Ich habe es gesehen. Sie sind verloren. Wie mein Mann. Alle sind verloren.«
    Die Frau schwieg. Dann stimmte sie wieder ihr Klagelied an.
    John Sinclair kam sich unendlich verloren vor. Es dauerte Minuten, bis er sich wieder gefaßt hatte.
    Er tippte der Frau auf die Schulter. »Weißt du, wo der Herr der Toten wohnt?«
    Die Frau sah ihn an. Schließlich sagte sie: »Ja. Er wohnt bei den Geistern. In dem verfluchten Berg.«
    »Führe mich hin«, sagte John Sinclair leise.
    Die Frau schüttelte den Kopf. »Die Geister werden uns töten. Ich gehe nicht. Du mußt allein gehen.«
    »Dann beschreibe mir den Weg.«
    Sie tat es.
    Danach ging John zu der Stelle zurück, wo die Wagen stehen mußten. Aber nichts war mehr da. Alles schien sich in Luft aufgelöst zu haben.
    John wischte sich über die Augen.
    Der Wind trieb leichte Staubfahnen über das Land. John hatte das Gefühl, als würden diese Staubfahnen zu Figuren werden und ihn höhnisch angrinsen.
    Er kam sich auf einmal unendlich allein vor.
    Und in der Ferne sang die alte Indiofrau ihr Totenlied…
    ***
    Jane Corby stöhnte. Glühende Augen starrten sie an. Die Augen gehörten zu einem Gesicht, das bleich in der Dunkelheit leuchtete.
    Dieses Gesicht! Es war ein Antlitz des Schreckens.
    Jane Corby versuchte, diesem Blick auszuweichen, der tief in ihr Innerstes drang.
    Vergebens. Die Augen wirkten auf sie wie Magnete, schienen sie zu durchbohren.
    Jane spürte, wie ein fremder Wille von ihr Besitz ergriff. Sie war nicht mehr sie selbst.
    Sogar der kalte Stein, auf dem sie nackt lag, schien plötzlich wie Feuer zu glühen.
    Feuer, das ihren ganzen Körper durchflutete.
    »Du gehörst jetzt mir!« hörte sie eine Stimme. »Mir, dem Herrn der Toten.«
    »Ja«, hauchte Jane Corby gegen ihren Willen.
    Kalte Hände strichen über ihren nackten Oberkörper, faßten ihre Hände…
    Jane Corby stand auf. Fast automatisch.
    Und immer wieder sah sie diese Augen. Sie ließen Jane nicht mehr los, verfolgten jede Bewegung.
    Jane Corby stand unter Hypnose.
    »Komm«, lockte die Stimme. »Du mußt eine Probe ablegen als meine Dienerin. Komm.«
    Jane Corby ging. Mit schlafwandlerischer Sicherheit. Wie ein Roboter.
    Sie spürte den kalten felsigen Boden nicht, sondern sah immer diese Augen.
    »Bleib stehen!«
    Jane gehorchte. Jemand gab ihr etwas in die Hand.
    Ein kurzes Schwert!
    Dann hörte sie ein Kichern. »Du mußt töten«, erwiderte Jane. »Du mußt deine Freundin Gloria Simpson töten!«
    Jane Corby stockte. Irgend etwas hinderte sie daran, die Worte in sich aufzunehmen.
    Der Herr der Toten wiederholte seinen Befehl.
    Da brach auch die letzte Barriere in Jane Corby. Plötzlich wurde sie unendlich müde.
    Sie fühlte, wie sie zusammensank und ohne Übergang in einen tiefen, traumlosen Schlaf fiel.
    Jemand rüttelte Jane an der Schulter. Verwirrt öffnete sie die Augen.
    Bill Conolly hatte sie geweckt. »Jane. Mein Gott, Mädchen, was ist passiert?«
    »Wo – wo… bin ich?« hauchte Jane Corby.
    »Bei uns. Bei deinen Freunden«, sagte Bill sanft.
    Jane setzte sich auf. Erst jetzt bemerkte sie, daß sie völlig nackt war. Verzweifelt versuchte sie mit den Händen ihre Blöße zu bedecken.
    »Was ist geschehen, Bill?« Jane Corby verlor die Nerven. Sie schrie plötzlich wie ein Tier. Es dauerte Minuten, bis sie sich beruhigt hatte.
    Bill Conolly sah zu den anderen hin, die mit schreckensstarren Gesichtern in der Höhle saßen.
    Die Höhle war groß genug für alle. An den feuchten Steinwänden brannten zwei Pechfackeln, die in eisernen Haltern steckten. Der Rauch zog oben durch einen Luftschacht ab. Man hätte drei Leitern nehmen müssen, um überhaupt an das unterste Ende des Luftschachtes zu gelangen. Sie wußten nicht, was genau passiert war. Sie waren betäubt worden, und als sie aufwachten

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