GK0025 - Das Leichenhaus der Lady L.
den Strahl der Lampe den Gang entlanghuschen. Und da sah er Rita Wilcox. Sie befand sich schon fast am Ausgang.
John lief hinter ihr her. Er hatte die schreckliche Befürchtung, daß Rita bereits ein Vampir war.
Als John das Ende des Ganges erreichte, sah er gerade noch, wie sich die Steinplatte über die Öffnung schob.
John Sinclair wußte, was das zu bedeuten hatte.
Er war lebendig begraben.
***
Mitternacht!
Unruhig ging Bill Conolly in dem kleinen Krankenzimmer auf und ab. In einer Ecke brannte eine Lampe. Ihr trüber Schein reichte gerade bis zu dem Bett, in dem Jane Seymor lag.
Schwere Alpträume mußten das Girl quälen. Ihr Schlaf wurde immer wieder durch plötzliche Aufschreie unterbrochen. Manchmal stammelte sie auch wirres Zeug. Sprach von Geistern, Dämonen und Vampiren. Ein schrecklicher Kampf mußte in ihrem Innern toben. Wahrscheinlich versuchten fremde Mächte, sich ihrer Seele zu bemächtigen.
Doc Grayson war vor etwa einer Stunde weggerufen worden. Zu einer Entbindung, wie er sagte.
»Sie kommen!« schrie Jane auf einmal. »Mein Gott, sie kommen! Hilf mir doch, o Gott! Hilf mir!«
Mit zwei Schritten stand Bill neben dem Bett. Mit beiden Händen mußte er die wild um sich schlagende Jane festhalten. Beruhigend sprach er auf sie ein.
Da dröhnte es gegen die Haustür. Bill zuckte zusammen. Wer mochte das sein?
Wieder hämmerten die Schläge gegen das Holz der Tür.
Sollte Jane wirklich recht haben? Kamen jetzt die Dämonen und Geister, um sie mit in ihr Reich zu nehmen?
Schweiß perlte auf Bills Stirn, als er das Zimmer verließ, durch den Flur ging und die Hand auf die Haustürklinke legte.
Noch zögerte er. Warum hatte der Unbekannte nicht geklingelt?
Wieder krachte es gegen die Tür.
»Aufmachen!« rief eine Männerstimme. Bill gab sich einen Ruck und schloß die Tür auf.
Mondlicht fiel auf den Hauseingang. Und in dem fahlen Licht erkannte Bill Conolly einen jungen Mann von etwa 25 Jahren.
»Was wünschen Sie?« fragte der Reporter.
»Ich muß zu Doc Grayson«, erwiderte er hastig.
»Der Doc ist nicht da.«
Der junge Mann knetete nervös seine Hände. »Dann warte ich eben.«
»Wer sind Sie überhaupt?« fragte Bill.
Der Ankömmling blickte ihn starr an. »Ich heiße Frank Gibson. Ich wohne hier im Dorf.«
»Gibson…? Gibson…?« wiederholte Bill leise. Irgendwie kam ihm der Name bekannt vor. Doch er wußte im Moment nicht, wo er ihn hinstecken sollte.
»Dann kommen Sie mal rein« sagte Bill.
Frank Gibson drängte sich an ihm vorbei in den Flur. Ein komischer Geruch ging von dem Neuankömmling aus. Bill konnte ihn im Augenblick nicht identifizieren.
Als Bill die Tür schloß, hörte er wieder Jane Seymors Schreie. »Sie sind da! Sie sind da! O Gott, sie sind gekommen! Helft mir doch! Bitte!«
Bill war mit wenigen Sätzen bei ihr.
Jane starrte ihn aus fiebrigglänzenden Augen an, ohne den Reporter jedoch zu erkennen.
»Ihr müßt euch wehren. Sie sind stark. Sie sind… Aaah!«
Jane brach wieder zusammen. Wenn doch nur der Doc hier gewesen wäre. Er hätte ihr eine Beruhigungsspritze geben können. Aber so?
Ein leichter Schritt ließ Bill herumfahren.
Der junge Mann stand in dem Zimmer. Er sah Jane Seymor mit seltsam starrem Blick an.
Ein furchtbarer Verdacht stieg in Bill Conolly hoch. Aber noch hatte er keine Gewißheit. Er mußte den Mann ausfragen.
»Nehmen Sie doch Platz, Mr. Gibson«, sagte Bill und wies auf einen freien Stuhl.
Der junge Mann nahm das Angebot an. Der Stuhl stand so günstig, daß Bill Gibson immer im Auge behalten konnte. Außerdem stand er nicht weit von der Lampe.
»Was wollen Sie denn von Doc Grayson, Mr. Gibson?« fragte Bill.
»Das möchte ich ihm doch lieber selbst sagen.«
»Ganz wie Sie wollen.«
Bill warf einen Blick auf Jane, die jetzt schlief. Dann sah er wieder verstohlen zu Frank Gibson hinüber, der unruhig auf seinem Stuhl herumrutschte.
Und plötzlich durchzuckte es Conolly wie ein Blitzschlag. Endlich hatte er den Beweis, daß der junge Mann kein Mensch im normalen Sinne war.
Frank Gibson warf keinen Schatten. Vampire werfen auch keine Schatten. Frank Gibson, der, wie schon erwähnt, im Lichtkreis der Lampe saß, mußte etwas gespürt haben.
Er stand auf.
Bill spannte die Muskeln. Er wußte genau, die Entscheidung kam auf ihn zu.
Auch Jane Seymor erwachte wieder. Sie schien die magische Kraft zu spüren, die von dem Eindringling ausging.
Noch wartete Bill ab.
Schwerfällig wälzte sich Jane auf die Seite,
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