GK0025 - Das Leichenhaus der Lady L.
riß die Augen weit auf und…
Ihr Schrei zerfetzte die Stille. Dieser Schrei hatte nichts Menschliches mehr an sich. Er war geboren aus höchster Todesnot.
Und dann zeigte Frank Gibson sein wahres Gesicht.
Spitze weiße Zähne drangen plötzlich aus seinem Oberkiefer, seine Fingernägel wurden lang, und in den Augen stand die blanke Mordlust.
Mit einem Fauchen warf sich der Vampir auf Jane Seymor.
Doch da stand immer noch Bill Conolly.
Ein mörderischer rechter Haken donnerte dem Vampir gegen den Schädel, so daß das Untier wie eine Puppe durch den Raum flog.
Doch Frank Gibson stand sofort wieder auf, als wäre nichts gewesen.
»Verdammt, das gibt es doch nicht«, flüsterte Bill. »Dieser Schlag hätte einen Ochsen gefällt.«
Der Vampir kam näher. Jetzt interessierte er sich für Bill Conolly.
Bill sprang zurück und schnappte sich den frei gewordenen Stuhl. Mit einem Rundschlag schmetterte er ihn dem Vampir über den Schädel.
Der Stuhl zersplitterte knirschend, doch Frank Gibson ließ sich nicht aufhalten.
Im Gegenteil, jetzt griff er an.
Zwei Klauenhände krallten sich in Bills Jacke fest, zogen ihn nach vorn.
Bill stemmte sich gegen den Griff an.
Ohne Erfolg. Der Vampir besaß ungeheure Kräfte.
Bill Conolly prallte gegen ihn. Er sah das gräßliche Gesicht mit den spitzen Zähnen dicht vor sich, sah die blutunterlaufenen Augen und merkte plötzlich, wie sein Kopf zur Seite gebogen wurde.
Der Vampir hatte seine Haare gepackt und den Reporter so in einen gnadenlosen Griff bekommen.
Hart spannte sich Bills Haut am Hals.
Nur noch Sekunden, dann würde der Vampir seine Zähne in den Hals schlagen und das frische Menschenblut aussaugen. Und dann war auch Jane Seymor verloren.
Der Gedanke an Jane gab Bill neue Kraft. Er machte einen letzten Versuch.
Seine flache Hand fuhr hoch, knallte unter das Kinn des Vampirs. Bill drückte mit aller Macht den Kopf des Vampirs zurück. Er hörte, wie zwei Wirbel im Nacken des Untiers brachen. Nur weiter, kein Stück nachgeben, hämmerte sich Bill ein.
Er schaffte es.
Der Vampir ließ ihn plötzlich los. Bill Conolly setzte nach.
Mit voller Wucht trat er dem Ungeheuer in den Leib.
Der Vampir knallte gegen den Instrumentenschrank, dessen Glasscheibe klirrend zerbrach. Splitter regneten herab.
Frank Gibson hockte vor dem Schrank. Langsam erhob er sich. Seine Haltung war seltsam verrenkt. Er hatte noch längst nicht aufgegeben. Er würde auch nicht aufgeben.
Und da hatte Bill Conolly eine Idee. Er sah den zerbrochenen Stuhl in der Ecke liegen, sprang darauf zu und packte sich zwei abgebrochene Stuhlbeine. Der Vampir kam heran.
Blitzschnell legte Bill Conolly die beiden Stuhlbeine zu einem Kreuz aufeinander.
Der Vampir stockte. Abwehrend hob er beide Hände.
Jetzt war es Bill, der vorwärts drängte. Panik überfiel den Vampir. Mit langen Sätzen hetzte er aus dem Zimmer. Bill Conolly hinterher.
Doch da war der Vampir schon im Flur, riß die Haustür auf und verschwand nach draußen.
Bill Conolly sah von einer Verfolgung ab. Er wollte Jane Seymor nicht ohne Schutz zurücklassen.
Als Bill in die Praxis zurückkehrte, schlief Jane tief und fest. Sie war gerettet. Vorerst jedenfalls.
***
Rita Wilcox ging wie eine Schlafwandlerin durch die Kapelle. Sie fühlte, daß eine fremde Macht versuchte, von ihr Besitz zu ergreifen. Ihr Blut rauschte in den Adern.
Blut! Das war es, was sie brauchte. Sie konnte nicht vergessen, wie Linda Carrigans Zähne in ihren Hals gedrungen waren, wie sie ihr Blut getrunken hatte.
Und dann war dieser Mann gekommen. Er hatte alles verdorben.
Rita Wilcox begann diesen Mann zu hassen. Aber sie würde sich schon rächen. Furchtbar rächen. Nicht an ihm, sondern an den anderen Menschen.
Eine flüsternde Stimme drang in ihr Gehirn.
»Komm«, lockte diese Stimme. »Komm.«
Rita Wilcox zog die Tür zur Kapelle auf. Sie trat nach draußen.
Der Mond schien.
Wie herrlich sein geisterhaft bleiches Licht doch war. Die Geschöpfe der Nacht, sie alle würden bei seinem Licht aufleben, und die Herrschaft über die Menschen antreten.
Immer noch lockte die fremde Stimme.
Rita hatte die Frau nie gesehen, nur in ihren Träumen war sie ihr schon hundertmal begegnet.
Sie wußte, daß es Lady Laduga war. Die Königin der Vampire.
Unbewußt lenkte Rita Wilcox ihre Schritte in den Wald. Hier würde sie die weiße Frau treffen. Und hinterher war sie dann endgültig erlöst, war sie aufgenommen in den Kreis der Dämonen und Vampire.
Rita
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