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GK0031 - Sakuro, der Dämon

GK0031 - Sakuro, der Dämon

Titel: GK0031 - Sakuro, der Dämon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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ganz allein im letzten Abteil der U-Bahn saß, leicht an der Schulter an.
    Der junge Mann rührte sich nicht.
    »Da schlag doch einer…«, knurrte der Schaffner und faßte fester zu.
    Diesmal bewegte sich der Mann. Aber nicht so, wie es sich der biedere Bahnbeamte gedacht hatte.
    Der Fremde kippte im Zeitlupentempo nach rechts, fiel mit der Schulter auf die Kante der Sitzbank und rollte auf den Boden.
    Erschreckt sprang der Schaffner einen Schritt zurück. Sein Gesicht wurde plötzlich leichenblaß.
    Es dauerte einige Zeit, ehe er sich gefangen hatte, sich bückte und den Mann herumdrehte.
    Glanzlose Augen starrten ihn an. »Der ist ja tot«, flüsterte der Schaffner.
    Wie von Furien gehetzt, rannte er aus dem Wagen. An der nächsten Station, es war die vorletzte, machte er Meldung.
    »Wir holen ihn an der Endstation raus«, sagte sein Kollege. Dann fuhr der Zug weiter. Aber der Schaffner traute sich nicht mehr in den letzten Wagen und mußte auch noch an der Endstation zehn Minuten warten, ehe zwei Sanitäter mit einer Bahre kamen.
    »Wohin bringt ihr ihn denn?« fragte der Schaffner.
    »Erstmal ins Leichenhaus«, erwiderte der eine Sanitäter, ein dicker Kerl, der dauernd schwitzte.
    Mit zwei Handgriffen hatten die Männer den Toten auf die Bahre gelegt und zogen ab. Der völlig verstörte Schaffner blieb zurück.
    Oben am Ausgang wartete ein Krankenwagen auf die Männer. Die Sanitäter schoben die Bahre in den Fond und setzten sich nach vorn ins Führerhaus. »Verdammt jung noch, der Knabe«, meinte der Fahrer.
    Sein korpulenter Kollege zuckte nur die Achseln. »Den einen trifft’s früh, den anderen spät. Was soll’s. Und jetzt laß uns gehen. Ich will mich noch den Rest der Nacht hinlegen.«
    »Hoffentlich kommst du dazu.« Der Weg zum Leichenschauhaus war nicht sehr weit.
    Ein grauhaariger Pförtner hatte Nachtdienst. Er kannte die beiden Sanitäter bereits, öffnete sofort das Tor und ließ den Wagen auf den Innenhof fahren. Durch eine Eisentür kam man ins Leichenhaus. An der Backsteinwand war eine altmodische Klingel installiert. Der Dicke schellte.
    »Daß wir auch immer den Seiteneingang nehmen müssen«, knurrte er.
    Nach einer Minute öffnete ihnen der alte Joe. Er hatte die Sechzig schon überschritten und fast sei ganzes Leben hier gearbeitet.
    »Wen bringt ihr denn da wieder an?« knurrte er.
    »Wissen wir auch nicht«, antwortete der dicke Sanitäter brummig. »Komm, laß uns rein! Wir wollen den Kerl endlich loswerden.« Der alte Joe brabbelte etwas in seinen Bart und ging vor. Die Sanitäter folgten mit der Leiche.
    Sie erreichten die Kühlkammer. Rechts und links waren laden in die Wände eingelassen, in denen die Leichen aufbewahrt wurden. An der Stirnseite des Raumes gab es eine Wanne und mehrere Spülbecken. Hier wurden die Toten gewaschen.
    »Legt ihn erst mal auf den Tisch«, sagte der alte Joe.
    Die beiden Sanitäter gehorchten schweigend und verabschiedeten sich dann. »Viel Vergnügen mit den Toten«, wünschte der Dicke noch.
    Der alte Joe kicherte hohl. »Leichen sind die harmlosesten Geschöpfe der Welt. Sie können einem nichts mehr tun…«
    Nachdem die Sanitäter verschwunden waren, machte sich der alte Joe an die Arbeit. Zuerst räumte er die Taschen des Toten leer. Ein Schlüsselbund, ein paar Pfundnoten, etwas Kleingeld. Eine Schachtel Zigaretten und ein Feuerzeug brachte er zutage. Der Leichenwärter trug alles sorgfältig in eine Liste ein. Zum Schluß nahm er die Brieftasche des Toten. Es war ein zerfleddertes Ding aus Kunstleder.
    Der Ausweis fiel dem alten Joe in die Hände.
    »Wendell Carson«, buchstabierte er den Namen des Toten. Auch den trug er in die Liste ein. Dazu alle übrigen persönlichen Daten.
    Danach machte er erst mal Pause. Aus seiner alten Aktentasche kramte er zwei Sandwiches und eine Thermosflasche mit Tee hervor.
    Es machte dem alten Joe nichts aus, daß einige Yards weiter ein Toter auf dem Tisch lag. Das war er schon gewohnt.
    Der Alte kaute schmatzend vor sich hin. Er hatte gerade den letzten Bissen heruntergespült, da drang ein schabendes Geräusch an seine Ohren.
    Gemächlich wandte er sich um und hätte beinahe zuviel bekommen, als er sah, was sich vor seinen Augen abspielte.
    Der Tote lebte!
    »Das gibt es doch nicht«, flüsterte der alte Joe und starrte wie hypnotisiert auf den Mann, der langsam die Beine vom Tisch schwang.
    Da verlor der alte Joe die Nerven.
    Laut schreiend rannte er nach draußen und alarmierte den schlafenden

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