GK0049 - Dämonos
vorgestellt?«
»Nein. Sie hat auch nicht davon gesprochen, daß sie wiederkommen will.«
»Wird wohl nichts Wichtiges gewesen sein«, meinte Samantha. »Auf jeden Fall danke ich Ihnen, Mrs. Peddleton.«
»Oh, bitte sehr. Man ist ja immer hilfsbereit.«
Dumme Ziege, dachte Samantha, während sie die Treppen hochging.
Samantha Croydon wohnte in der zweiten Etage. Sie besaß dort eine Dreizimmerwohnung. Im Nachbarzimmer lebte ein junges Ehepaar.
Samantha schloß die Wohnungstür auf. Abgestandene Luft wehte ihr entgegen. Die junge Frau öffnete das Fenster. Der Regen klatschte auf die Fensterbank und in die Gardinen.
Es machte Samantha nichts aus.
Sie blickte hinunter auf die Straße. Ein Wagen schlich über den Asphalt. Sonst war niemand zu sehen.
Oder doch?
Drückte sich da unten nicht eine Gestalt in die Nische des gegenüberliegenden Hauses.
Samantha hatte plötzlich ein ungutes Gefühl.
Sie ging zum Schalter und knipste das Licht aus. Dann trat sie wieder an das Fenster.
Jetzt war die Gestalt verschwunden.
»Du siehst auch schon Gespenster«, murmelte sie.
Sie schloß die Fenster, machte wieder Licht, setzte sich in einen Sessel und vergrub das Gesicht in beiden Händen.
Die Wohnung kam ihr auf einmal so verlassen vor. Wie von selbst dachte sie an Garry Santer und auch an den Inspektor von Scotland Yard. Er hatte ihr seine Telefonnummer gegeben. Samantha öffnete die Handtasche, nahm den Zettel heraus und legte ihn neben das beigefarbene Telefon.
Plötzlich klingelte es an der Tür. Samantha zuckte regelrecht zusammen. Wer konnte das sein?
Wieder schellte es.
Auffordernder, aggressiver. Jedenfalls kam es Samantha so vor.
Sie machte in der Diele Licht und ging zur Tür.
Samantha erschrak, als sie die Tür aufzog. Der Besucher stand schon vor ihr.
»Miss Croydon?« fragte eine zitternde Mädchenstimme.
Samantha runzelte die Stirn. Sie sah in ein bleiches Gesicht mit unnatürlich geweiteten Augen. Ein nasses Tuch, unter dem blonde Haare hervorschauten, klebte dem Mädchen auf dem Kopf. Von dem schwarzen Regenmantel rann das Wasser.
Irgendwie kam Samantha das Mädchen bekannt vor. Dann fiel es ihr wie Schuppen von den Augen.
Sicher, das war Cindy Nichols. Garry hatte ihr mal ein Foto gezeigt.
»Mein Name ist Cindy Nichols«, sagte jetzt auch das Mädchen, »darf ich hereinkommen?«
Samantha zögerte noch einen Moment, doch dann gab sie die Tür frei. »Bitte sehr.«
Sie betrat die Diele.
»Aber legen Sie doch ab«, sagte Samantha und half dem Mädchen aus dem nassen Mantel.
Cindy bedankte sich mit einem Lächeln.
Die beiden Frauen gingen in das Wohnzimmer.
»Darf ich Ihnen etwas zu trinken anbieten?« fragte Samantha.
Cindy schüttelte den Kopf.
Samantha nahm einen Gin Tonic und setzte sich Cindy gegenüber.
»Wissen Sie eigentlich, daß Scotland Yard Sie sucht, Cindy?«
Das Mädchen zuckte zusammen. »Weshalb?«
»Ihr Vater hatte einen Privatdetektiv beauftragt, Sie zu suchen. Garry Santer hieß der Mann. Doch Mr. Santer ist ermordet worden. Daraufhin hat sich Scotland Yard eingeschaltet.« Samantha nahm einen kleinen Schluck. »Aber sagen Sie mir eins, Cindy. Woher haben Sie meine Adresse? Sie konnten doch gar nicht wissen, daß ich Garry Santers Sekretärin war.«
Cindy Nichols stand auf. Sie trug ein graues Minikleid mit roten Tupfen. Ohne auf die Frage einzugehen, sagte sie: »Ich möchte mich ein wenig frischmachen. Wo ist hier die Toilette?«
»Wenn Sie auf den Flur gehen, die erste Tür links.«
»Danke.«
Nachdenklich sah Samantha Croydon dem Mädchen nach. Irgend etwas stimmte hier nicht. Aber was?
Samantha hörte die Badezimmertür klappen. Sie sprang auf und lief zum Telefon.
Gut, daß Inspektor Sinclair ihr seine Nummer gegeben hatte. Er würde sich bestimmt für den seltsamen Besuch interessieren.
Das Telefon stand direkt neben dem Fenster. Samantha nahm gerade den Hörer ab, als sie in der Scheibe eine Bewegung wahrnahm, die hinter ihrem Rücken geschah.
Samantha wandte sich um… und erstarrte.
Cindy Nichols stand im Wohnzimmer. Ihr Gesicht hatte sich in unbändigem Haß verzogen, und in ihrer rechten Hand blitzte ein gekrümmter Dolch.
»Du wirst sterben«, flüsterte Cindy. »Dämonos wird mit mir zufrieden sein.«
Mit gleitenden Schritten kam das Mädchen auf Samantha zu.
»Machen Sie keinen Unsinn«, rief Samantha. Wie von selbst fiel ihr der Hörer aus der Hand. Er landete genau auf der Telefongabel.
Cindy hob den dolchbewehrten Arm. In ihren Augen
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