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GK0061 - Der Gnom mit den Krallenhänden

GK0061 - Der Gnom mit den Krallenhänden

Titel: GK0061 - Der Gnom mit den Krallenhänden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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hingen Gardinen, und auf den Fensterbänken standen Blumentöpfe.
    Drei Stufen führten zur Eingangstür hoch. John Sinclair legte seinen Finger auf einen Klingelknopf.
    Im Haus schepperte hohl eine Glocke. Dann wurde die Tür aufgedrückt.
    Durch einen Flur betrat der Inspektor das linker Hand liegende Dienstzimmer.
    Der Dorfgendarm saß hinter seinem Schreibtisch und sah John Sinclair neugierig entgegen. Gelassen zog er an seiner gebogenen Pfeife. Er stieß den Rauch durch die Nasenlöcher aus und hüllte sich so in eine Qualmwolke.
    Der Gendarm mußte dicht vor der Pensionierung stehen. Er hatte den traurigen Gesichtsausdruck eines Beerdigungsunternehmers und eine überlange spitze Nase. Vor sich, auf dem wurmstichigen Schreibtisch, hatte er eine museumsreife Schreibmaschine stehen.
    »Machen Sie die Tür zu, Monsieur«, sagte der Polizist zur Begrüßung. »Ich habe Rheuma.«
    John kickte die Tür mit dem Absatz ins Schloß. Dann schlenderte er langsam auf den Schreibtisch zu.
    Der Gendarm verzog sein Gesicht zu einem auffordernden Lächeln.
    »Setzen Sie sich, Monsieur.« Er wies dabei auf einen Holzstuhl, dessen Lehne John nicht ganz stabil zu sein schien.
    Der Inspektor nahm Platz.
    Der Gendarm quälte sich ächzend auf seinem Stuhl herum und saß schließlich so, daß er John genau ins Gesicht sehen konnte.
    »Sie sind Ausländer?« fragte er.
    »Stimmt«, erwiderte John. »Sieht man mir das an?«
    »Aber Monsieur. Ich bin fast 40 Jahre bei der Polizei. Da bekommt man einen Blick für Menschen. Was kann ich also für Sie tun? Hatten Sie hier in Beaumont eine Reifenpanne, dann…«
    »Augenblick«, unterbrach John den Redefluß des Beamten. »Ich wohne in diesem Ort.«
    »Was? Sind Sie wahnsinnig? Sie wohnen hier in Beaumont.« Der Gendarm lachte. »Entschuldigen Sie, aber das ist noch nie vorgekommen. Ein Tourist bei uns. Wenn ich das meiner Frau erzähle, die lacht…«
    »Ich bin kein Tourist.«
    »Ach.« Der Gendarm legte seine Pfeife weg. »Interessant. Was hat Sie denn dann in unsere Gegend geführt?«
    »Ich bin Engländer, heiße John Sinclair, und von Beruf bin ich Journalist«, gab John in Stichworten seine Personalien durch, wobei er natürlich bei der Berufsbezeichnung ein wenig geflunkert hatte.
    »Journalist also«, brummte der Gendarm. »Was schreiben Sie denn so?«
    »Mich interessiert die Geschichte Frankreichs.«
    »Das ist lobenswert«, sagte der Gendarm und wuchs direkte um drei Zentimeter.
    »Lassen Sie mich doch mal ausreden, Monsieur. Ich meine die Geschichten, wie sie im Volk erzählt werden. Die Legenden über Geister, Hexen und Dämonen.«
    Der Gendarm schluckte aufgeregt, so daß sein Adamsapfel rauf und runter sprang.
    »Sprechen Sie etwa von der verfluchten Mühle?« fragte er lauernd.
    »Ja.«
    »Lassen Sie um Himmels willen die Finger davon, Monsieur. Keiner aus dem Dorf wagt sich dorthin. Die Mühle ist ein Platz des Teufels. Sie werden dort in die Hölle gezogen.« Der Gendarm bekreuzigte sich.
    John ließ sich nicht einschüchtern. Im Gegenteil. »Das ist alles schön und gut, was Sie mir da erzählen, aber diese Sachen sind vor einigen hundert Jahren geschehen. Der Magier wurde doch von Menschen aus diesem Dorf hingerichtet. Oder nicht?«
    Das Gesicht des Polizisten verdüsterte sich. »Stimmt, Monsieur. Aber in alten Kirchenbüchern steht, daß der Magier einen Fluch ausgestoßen hat, der die Nachkommen der an der Hinrichtung Beteiligten treffen soll. Und der Fluch ist in Erfüllung gegangen. Jemand hat den Schädel des Magiers gestohlen. Dabei wurde der alte Perell umgebracht. Wenig später fand man unseren Dorfschullehrer tot auf.«
    »Aber der hatte doch gar nichts damit zu tun«, sagte John. »Ich meine, dessen Vorfahren wohnten nicht hier in Beaumont, soviel ich weiß.«
    »Das ist richtig, Monsieur. Wer weiß allerdings, welch grauenhaftes Spiel sich der Magier ausgedacht hat.«
    »Waren Ihre Vorfahren denn an der Hinrichtung beteiligt?« fragte John.
    Der Gendarm wurde blaß und nickte.
    »Dann sind Sie demnach auch in Gefahr?«
    Der gute Mann senkte die Stimme zu einem Flüstern. »Ja, Monsieur. Auch ich und viele andere in unserem Dorf! Wir alle leben unter einem Druck. Fast jeder hat Angst, und man fragt sich, wer wird der nächste sein?«
    John zündete sich eine Zigarette an und sagte: »Beschreiben Sie mir den Weg zur Mühle.«
    Der Gendarm sprang von seinem Stuhl hoch. »Um Himmels willen, Monsieur, gehen Sie nicht dorthin. Die Stelle ist verflucht. Sie laufen

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