GK0066 - Die teuflischen Schädel
»Kommen Sie, Dirk. Wir dürfen keine Minute mehr verlieren.«
»Warten Sie, ich bringe Sie noch hinaus«, rief der Wirt. »Und was Sie getrunken haben, geht selbstverständlich auf meine Rechnung.«
An der Tür hielt er John noch einmal zurück.
»Sie halten doch Ihr Versprechen, Sir, oder?«
John klopfte dem Mann auf die Schulter. »Natürlich. Höchstwahrscheinlich haben wir es Ihnen sogar zu verdanken, wenn wir den Fall überhaupt aufklären können.«
Das war Musik für die Ohren des Wirtes.
Durch die Einfahrt rannten John und Dirk Cochran zu dem Bentley. »Und jetzt nichts wie weg«, sagte John, als er sich hinter das Steuer warf…
***
Mit leerem Blick starrte Cyrus Quant den Altar und die darauf befindliche Opferschale an.
Sein Lebenswerk war vernichtet. All die Jahre der Arbeit waren umsonst gewesen. Er hatte sich mit den Dämonen verbünden wollen – und verloren.
Cyrus Quant wurde in diesen Minuten klar, was viele andere schon vor ihm erfahren hatten: Man darf sich nicht mit den Höllenmächten einlassen. Der Verlierer ist immer der Mensch.
Quant fuhr sich durch sein schweißnasses Gesicht. Man hatte seine Spur gefunden – das Blockhaus war entdeckt worden. Ausgerechnet von einem Reporter. Zum Glück würde dieser Kerl nie mehr in seinem Leben etwas ausplaudern können. Aber was, zum Teufel, hatte er schon weitergegeben. Er war nicht der einzige auf dem Parkplatz gewesen. Ein anderer hatte den Schrumpfkopf vernichtet. Quant spürte instinktiv, daß dieser Mann sein stärkster Gegner war.
Wie wahnsinnig lachte er auf, als er an die verschwundenen Köpfe dachte. Sie hatten ihr unheimliches Verlies verlassen, hatten sich selbständig gemacht und gehorchten nur noch ihrem Trieb nach Menschenblut.
Wie viele Personen mochten schon unter ihren mörderischen Zähnen gestorben sein?
Zwei, drei… oder vier?
Und er, Cyrus Quant, konnte nichts dagegen machen. Wollte auch nichts machen. Zu sehr hatte ihn die Menschheit enttäuscht. Denn es waren letzten Endes Menschen gewesen, die ihn in die Einsamkeit des brasilianischen Dschungels getrieben hatten.
Der Fackelschein warf bizarre Schatten auf Quants Gesicht und gab dem Mann ein dämonisches Aussehen.
Orgozzo! Der Dämonengott fiel ihm ein. Nur er konnte ihm noch helfen.
Ja, Quant wollte versuchen, diesen unheimlichen Götzen aus einer fernen Vergangenheit anzurufen.
Vielleicht erhörte er seinen Diener.
Wieder voller Tatendrang, stieg Cyrus Quant die Leiter hoch. Noch immer verbreitete die Petroleumlampe ihren gemütlichen Schein. Quant trat an das Bücherregal und zog einen dicken, alten Wälzer hervor. Hierhin hatte er in jahrelanger Arbeit die Worte aufgeschrieben, die er brauchte, um mit Orgozzo in Verbindung zu treten.
Die Tür der Blockhütte stand noch offen. Quant wollte sie gerade schließen, als er zufällig einen Blick nach draußen warf.
Zwischen den Zweigen der Büsche flackerten zwei Lichtpunkte auf.
Quant dachte sofort an Taschenlampen und daran, daß man ihm jetzt auf der Spur war.
Quant huschte wieder zurück in die Hütte, öffnete hastig die Tischschublade und holte eine Pistole hervor, eine Astra, Kaliber 7.65.
Quant ließ die Waffe in seiner Jackentasche verschwinden, lief wieder zur Tür und quetschte sich durch den Spalt nach draußen.
Hier versteckte er sich in einem Gebüsch, von dem er die Blockhaustür gut beobachten konnte.
Quant nahm die Astra in seine Rechte. Ein grausames Lächeln umspielte seine Lippen.
Noch hatten sie ihn nicht. Er würde jeden gnadenlos töten, der zu ihm wollte. Jeden…
***
»Verdammt einsame Gegend«, meinte Dirk Cochran und starrte durch die Scheibe auf die dichtstehenden Baumreihen zu beiden Seiten des Weges. »Hoffentlich sind wir hier auch richtig«, fügte er noch hinzu.
»Ich dachte, Sie kennen den Shadow Forest«, erwiderte John.
»Das schon. Aber…« Cochran zuckte die Achseln und verstummte.
Die Spannung zerrte an den Nerven der beiden Männer. Vielleicht gelang es ihnen noch in dieser Nacht, das Rätsel der Schrumpfköpfe zu lösen – wenn nicht: John wagte sich die Folgen nicht auszumalen.
Der Weg wurde immer schmaler. John fuhr den Bentley im Schrittempo. Die Stossdämpfer des Wagens wurden strapaziert. Zweige und kleinere Äste peitschten gegen das Dach und die Frontscheibe.
Und dann war der Weg auf einmal zu Ende. Eine dunkle, hohe Baumgruppe versperrte die Weiterfahrt.
»Mist, verdammter!« fluchte Dirk Cochran.
John bremste.
»Und ich hatte gedacht, wir
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