GK0066 - Die teuflischen Schädel
bringen konnte…«
»Halten Sie den Mund!« fiel Dirk Cochran dem Mann scharf ins Wort. »Ich möchte nicht, daß dieser Kerl in meiner Gegenwart so über die Tote spricht.«
»Nun machen Sie’s mal halb lang, Bursche«, knurrte der Hauswirt. »So schön war sie ja auch nicht. Außerdem…«
Dirk ballte die Fäuste. Er stand kurz vor einer Explosion.
John legte Dirk seine Hand auf den Arm. Er konnte den Jungen gut verstehen, und auch ihm war der stiernackige Hausbesitzer unsympathisch, aber um der Sache willen mußten sie ihre Gefühle im Zaum halten.
»Sie kannten also die Tote?« fragte John sachlich.
»Ja.«
»Auch deren Vater? James Dickson?«
»Und ob. James war ein guter Kumpel von mir. Wir hatten die gleiche Stammkneipe. Durch ihn hat seine Tochter die Wohnung überhaupt erst bekommen.«
Der Inspektor horchte auf. Was der Hausbesitzer erzählte, waren völlig neue Aspekte. Er hatte also James Dickson gekannt, unter Umständen war ihm auch Cyrus Quant ein Begriff.
»Können Sie etwas mit dem Namen Cyrus Quant anfangen?« wollte John wissen.
»Nee.« Der Hauswirt schüttelte zur Bestätigung seiner Worte den Kopf. »Wer soll das denn sein? Der Mörder?«
»Nein, nein. Nur ein Bekannter von James Dickson«, versicherte John schnell.
»James hatte eine Menge Bekannte«, plauderte Slodder munter darauf los. »Er war ein Kerl, mit dem konnten Sie Pferde stehlen. Auch bei den Weibern langte er immer kräftig zu. Zuletzt soll er eine Rothaarige gehabt haben. Tolles Frauenzimmer, wie erzählt wurde.«
»Haben Sie die Rothaarige schon mal gesehen?«
»Nee, Inspektor. Die hatte mir James nicht vorgestellt. Aus Angst, ich könnte sie ihm ausspannen, was?«
Der Hausbesitzer lachte lautlos.
John lächelte pflichtschuldig mit und meinte dann: »Um noch mal auf die Kneipe zurückzukommen. Wie heißt denn das Lokal, wo Sie sich immer mit James Dickson getroffen haben?«
»Das ist Perrys Bierbar.«
»Und die Adresse?«
»Wollen Sie da etwa jetzt hin?«
»Ich hatte Sie nach der Adresse gefragt, Mr. Slodder.«
Nach einigem Zögern rückte der Hauswirt mit der Sprache heraus.
»Aber die haben um diese Zeit schon geschlossen«, fügte er schnell hinzu.
»Tatsächlich?« fragte John. Er sah dem Mann förmlich an, daß er log.
Slodder druckste herum. Er war kein guter Schauspieler. »Nun«, meinte er schließlich. »Es gibt da ein Hinterzimmer. Da treffen sich immer die alten – na, äh, Schluckkumpane. Man muß über den Hof gehen und anklopfen. Normalerweise dürfte ich Ihnen das ja nicht erzählen. Sie sind vom Yard, Inspektor, und…«
»Quatsch«, unterbrach John den Mann. »Mich interessiert es nicht, ob jemand gegen das Ladenschlußgesetz verstößt, ich will einen bestialischen Mord aufklären. Das andere sehe ich überhaupt nicht.«
»Wenn das so ist, Inspektor.«
»Also, nochmals vielen Dank für Ihre Auskünfte. Kommen Sie, Dirk, wir werden uns die Kneipe mal näher ansehen. Und was ich Ihnen noch sagen wollte, Mr. Slodder, sollten Sie den Wirt anrufen und ihn warnen, bekommen Sie Ärger.«
»Wie käme ich dazu, Inspektor.«
»War ja auch nur ein gut gemeinter Rat«
»Ich halte von dem Knaben nichts«, sagte Dirk Cochran, als die beiden Männer wieder in dem Bentley saßen.
John zuckte die Achseln. »Mir gefällt er auch nicht. Aber was will man machen. So, jetzt wollen wir doch mal sehen, ob wir in Perrys Bierbar keinen Erfolg haben.«
***
Die Bierbar lag nur ein paar Blocks entfernt. Inspektor Sinclair und Dirk Cochran gelangten durch eine schmale Einfahrt auf den Hinterhof.
»Wo – wo wollt ihr denn hin?« grunzte sie eine alkoholumsäuselte Stimme an.
»Den Osterhasen suchen«, erwiderte John und schob den Mann zur Seite.
»Aber wir haben doch erst noch Weihnachten«, brabbelte der Gemütsmensch hinter ihnen her.
»Mann, muß der behämmert sein«, meinte Dirk.
Über der Hintertür brannte eine trübe Lampe. Gelächter und Stimmengewirr drang bis auf den Hof.
John klopfte an.
Ein Guckloch öffnete sich, aus dem ein Auge starrte.
»Slodder hat uns den Tip gegeben, daß wir hier noch was trinken können«, sagte John und spielte den schon leicht Angesäuselten.
»Naja, ich will mal nicht so sein«, brummt eine tiefe Stimme. »Habt ihr überhaupt Geld.«
»Für fünf Flaschen Whisky reicht’s«, erwiderte John.
»Wohl im Bingo gewonnen, was?«
»So ähnlich.«
Eine Minute später waren sie in der Kneipe.
Die Beleuchtung war genauso trübe wie draußen. Man konnte gerade
Weitere Kostenlose Bücher