GK0074 - Die Insel der Skelette
der kleinen Laube war es still. Die Stille in der Laube wurde allerdings manchmal durch Lornas Schlürfen unterbrochen. Sie mußte vorsichtig trinken, damit sie sich nicht die Lippen verbrannte. Und das war schädlich fürs Geschäft.
Schließlich stellte Lorna die Tasse weg und warf sich so wie sie war, rücklings aufs Bett.
Sie zündete sich noch eine Zigarette an und rauchte gedankenverloren. Dabei starrte sie gegen die mit dicken Flecken übersäte Decke.
Plötzlich hörte sie ein Geräusch!
Sofort sprang Lorna auf. Das Geräusch war von draußen gekommen und hatte sich angehört, als knackten Zweige.
Wahrscheinlich wieder einer dieser Penner, die mich nackt sehen wollen, dachte Lorna.
Sie schob die Gardine vor dem kleinen Fenster zur Seite und peilte in die Dunkelheit.
Zu sehen war nichts. Auch als sie im Innern der Laube das Licht ausknipste.
Lorna Grey wußte nicht, daß ein zweites Skelett unterwegs war und durch die Schrebergartenanlagen schlich.
Das leichte Mädchen streifte den Pulli über den Kopf und zog ihren Rock aus. Drunter trug sie nur noch einen Slip, dessen Gummi vom häufigen Abstreifen schon ausgeleiert war.
Lorna knallte sich wieder auf das Bett und rollte sich in die Decken.
Sie war kurz vor dem Einschlafen, da hörte sie abermals das komische Geräusch.
»Also, jetzt reicht’s mir aber«, rief Lorna, sprang auf, schlüpfte in ihren Bademantel und eilte zum Fenster.
Wütend zog sie es auf.
»Welcher Hurenbock ist denn so scharf?« rief sie. »Bei mir kostet es immer noch ein Pfund, und ich bin… Ahhh…«
Lornas Schimpfen endete in einem gräßlichen Schrei.
Zwei Knochenhände umklammerten plötzlich ihren Hals und zogen sie brutal durch das Fenster.
Die Öffnung war zwar klein, aber trotzdem schaffte das Skelett es, die Dirne da hindurchzuziehen.
Der Bademantel ging in Fetzen. Haut platzte auf.
Dann lag Lorna vor der Laube auf dem Boden. Das Skelett drückte noch weiter zu, obwohl das Mädchen schon tot war.
Dann schlug sich die unheimliche Erscheinung in die Büsche.
Zehn Minuten geschah nichts. Nach wie vor lag die Tote unter dem offenen Fenster.
Doch plötzlich wurden die Zweige eines Busches zur Seite gebogen. Das unrasierte Wermutsgesicht eines Penners tauchte auf. Arme und Körper folgten.
Der Penner trug einen alten Mantel und ein am Hals offenstehendes Hemd. Seine Augen blickten entsetzt auf die Leiche. Vorsichtig näherte sich der Penner der Toten. Er fühlte nach Puls- und Herzschlag.
Da war nichts mehr zu machen.
Der Landstreicher überlegte. Sollte er die Tote wegschaffen und verstecken? Aber irgendwann würde die Polizei sie finden, Nachforschungen anstellen und dann fanden sie bestimmt die Spur zu diesem Schrebergarten.
Nein, es war besser, wenn er die Polizei informierte.
Der Penner hatte genau beobachtet, was vorgefallen war. Er hatte das Skelett gesehen und sich aus Angst verkrochen. Aber würden die Bullen ihm glauben?
Trotzdem, wenn er jetzt anrief, konnte er sich vielleicht eine gute Nummer bei der Polizei verschaffen. Die hatte er nämlich nötig.
Der Penner schlug sich wieder in die Büsche. Er mußte ungefähr zwei Meilen laufen, bis er an eine Telefonzelle kam. Ein paar Münzen klimperten zum Glück noch in seiner Tasche. Die mußten ihm die Bullen ersetzen.
Nach einer halben Stunde erreichte der Penner die Zelle. Er war immer in Deckung der Büsche geblieben, aus Angst, das Skelett könnte ihn sehen.
Die Nummer der Polizei stand groß angeschlagen.
Der Penner wählte bedächtig. Es war das erstemal, daß er die Bullen anrief.
Nach zweimaligem Tuten wurde abgenommen. Der Penner schluckte erst dreimal, ehe er seinen Bericht durchgab.
Das Gespräch dauerte drei Minuten. Zum Schluß sagte der Beamte: »Wenn Sie uns belogen haben, mein Freund, können Sie sich auf was gefaßt machen. Und die Sache mit dem Skelett schlagen Sie sich mal aus dem Kopf.«
Der Penner lachte. Wenn die wüßten…
***
Urlaub im November!
So etwas konnte einem auch nur beim Yard passieren. Aber was soll’s. John Sinclair hatte seine Koffer gepackt und war für vierzehn Tage nach Acapulco geflogen. Dort sollte es ja angeblich die besten Mädchen der Welt geben. Aber nicht nur angeblich, wie John sich überzeugen konnte.
Natürlich hatte er sich auch mit Geistern herumgeschlagen. Allerdings mit Weingeistern, und das nicht zu knapp. Trotz dickem Kopf und Blei in den Knochen waren John die Weingeister wesentlich sympathischer.
Und noch etwas hatte John
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