GK0085 - Amoklauf der Mumie
die Stirn.
»Das, mein lieber Bill, werde ich dir hinterher erzählen. So, und jetzt habe ich zu tun.«
John stand auf.
»Ich wünsch dir was«, rief Bill dem Inspektor noch nach. »Und wir sehen uns bestimmt Montag, zumindest rufe ich dich dann an.«
Wie sehr Bill Conolly sich in dieser Beziehung irrte, konnte er zu diesem Zeitpunkt allerdings noch nicht ahnen.
***
Gegen neun Uhr morgens kamen die ersten Gäste. Professor Cornelius war schon seit zwei Stunden hier. Er hatte noch mal alles kontrolliert und sich die Gästeliste angesehen. Er war zufrieden. Niemand von den prominenten Fachleuten war vergessen worden. Dazu kamen noch die Vertreter der Presse und der Politik. Alles versprach, ein großer Erfolg zu werden. Unversehrt stand die Kiste mit der Mumie neben dem Rednerpodest. Nur etwas wunderte den Wissenschaftler. Der Nachtwächter war nicht aufzufinden. Dabei war mit ihm abgemacht worden, daß er bis zu Cornelius’ Eintreffen im Museum bleiben sollte. Cornelius war verärgert, denn die Sachen des Mannes standen noch in seiner kleinen Kammer. Aber dann strich er diesen Vorfall aus seinen Gedanken. Er hatte schließlich noch anderes zu tun. Professor Cornelius begrüßte die ersten Gäste persönlich und mit Handschlag. Selbstverständlich bestürmten ihn die Fachkollegen sofort mit Fragen, doch der Professor verwies auf seinen Vortrag. Dann kam Tessa Mallay. Als Professor Cornelius sie sah, entschuldigte er sich bei seinen Gesprächspartnern und eilte mit ausgestreckten Armen auf die junge Studentin zu.
»Kommen Sie, Tessa, ich werde Sie mit einigen Kollegen bekannt machen.«
Tessa Mallay sah blaß aus. Sie wirkte erschöpft. Daran konnte auch die Schminke nichts ändern, die sie auf getragen hatte. Tessa trug ein bodenlanges karmesinrotes Kleid, das die Schultern freiließ und nur von zwei dünnen Trägern gehalten wurde.
»Mit solch einer Assistentin hätte ich auch eine Mumie geholt«, rief einer von Cornelius’ Kollegen, ein älterer Mann, der sich selbst als Frauenkenner bezeichnete. Mit einem galanten Handkuß begrüßte er Tessa. Die junge Studentin lächelte gequält. Ihr paßte dieser Auftritt gar nicht. Sie dachte immer an die beiden anderen Männer, die ihr Leben für diese Mumie gelassen hatten. Und der Zugschaffner ging ihr nicht aus dem Sinn. Nach wie vor war sie davon überzeugt, daß nur die Mumie ihn umgebracht haben konnte. Aber das behielt sie für sich. Auch mit dem Professor hatte sie nicht mehr davon gesprochen. Cornelius hatte seiner Assistentin nochmals absolutes Stillschweigen eingeschärft. Ja, er war sogar zu einer Morddrohung übergegangen. Da Tessa diesen Mann kannte, hielt sie lieber den Mund. Außerdem traute sie der Polizei nicht gerade viel zu. Denn wenn es hart auf hart ging, würde man dem Professor – einem Mann mit großem Ansehen – mehr glauben. Tessa hatte beschlossen, die Dinge einfach auf sich zukommen zu lassen. Die ersten Blitzlichter flammten auf.
Professor Cornelius stand im Brennpunkt der Reporter. Immer wieder mußte er sich für Aufnahmen bereitstellen. Cornelius spreizte sich wie ein Pfau, so daß es schon manchmal lächerlich wirkte.
»Sie sind sicher Tessa Mallay«, sagte plötzlich eine klangvolle Männerstimme neben der jungen Studentin. Tessa hob den Kopf. Ein dunkelhaariger Mann im eleganten Gesellschaftsanzug blickte sie an. Ein sympathisches Lächeln hatte sich in seine Mundwinkel gegraben.
»Mein Name ist Bill Conolly. Ich bin freier Journalist und hätte gern von Ihnen einige Fragen beantwortet.«
Tessa schüttelte den Kopf. »Tut mir leid, Mr. Conolly, ich beantworte keine Fragen. Was Sie hören wollen, wird gleich der Professor in seinem Vortrag sagen.«
»Wer sagt Ihnen denn, daß ich so etwas von Ihnen wissen will. Sie, Miß Mallay, interessieren mich viel mehr.«
In Tessas Augen blitzte es.
»Keine Angst«, lachte Bill. »Nicht, was Sie denken. Ich bin glücklich verheiratet.«
»Ja, was wollen Sie dann?« Tessa wurde ungeduldig, »Draußen hat man eine kleine Bar aufgebaut. Eine Tasse Kaffee würde uns beiden gut tun. Einverstanden?«
Tessa nickte. Sie konnte diesem sympathischen jungen Mann einfach nichts abschlagen. Außerdem war sie froh, mal mit jemandem sprechen zu können. Der Professor war mit seinen Kollegen in ein Fachgespräch verwickelt. Er bemerkte zum Glück nichts von Tessas Verschwinden. Die Bar draußen war umlagert. Doch Bill schaffte es mit Charme und Ellenbogen, zwei Plätze zu ergattern.
»Was trinken
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