GK0085 - Amoklauf der Mumie
röchelte McGrath. »Nein!«
Abwehrend streckte er die Hände aus. Der Fuß raste auf ihn herab. McGrath kam noch nicht einmal mehr dazu, einen Schrei auszustoßen. Er war sofort tot, Sekunden blieb es still. Dann hallte ein teuflisches Gelächter durch die Hallen des Museums. Die Mumie, in der der Geist eines grausamen Königs steckte, hatte gesiegt.
***
Das Monster schlich durch das Museum. Die glühenden Augen sahen in jeden Winkel, ließen keine Ecke aus. Die Mumie war auf der Jagd nach Beute, um den gräßlichen Fluch erfüllen zu können, den ein Priester vor über viertausend. Jahren ausgesprochen hatte. AnChor Amon mußte nach draußen.
Hier in dem Museum war es wie in seiner Kiste. Er fühlte sich beengt. Ziellos irrte das Monster durch die hohen Hallen. Dumpf klang das Echo seiner Schritte. Die Mumie stoppte. Ein Geruch, der nicht hierher paßte, war an ihre Nase gedrungen. Das Monster folgte dem Geruch. Wenig später stand es vor einer schmalen Tür. Sie führte zu der Wachstube des alten McGrath. Auf dem Tisch stand noch die Tasse mit einem Rest Kaffee darin. Das Monster blickte sich irritiert um. Alles war ihm fremd. Unwillkürlich nahm es die Eindrücke auf und lernte in Sekundenschnelle, sich anzupassen. Die Mumie sah das Fenster. Es war zweiflügelig und groß genug. Das Monster fegte mit einem Schlag die Scheiben aus dem Rahmen. Dann war der Weg frei. Mit zwei Sprüngen stand das Monster in einem gepflegten Parkgelände. Witternd sah es sich um. Die eng nebeneinander stehenden Büsche boten tausend Verstecke. Die Mumie war zufrieden.
***
Es war wie immer. Ausgerechnet kurz vor Feierabend klingelte das Telefon. John Sinclair, Inspektor bei Scotland Yard, mit dem beziehungsvollen Spitznamen Geisterjäger, langte ärgerlich zum Hörer.
Sein gebelltes »Sinclair« war nicht gerade dazu angetan, bei dem Anrufer optimistische Gefühle auszulösen. Aber bei Bill Conolly, Johns bestem Freund, war das auch gar nicht nötig.
»Keine Angst, ich will kein Geld von dir«, lachte Bill zur Begrüßung. »Ich möchte dich heute abend nur kurz sprechen. Geht das?«
John dachte an seine blonde Verabredung und fragte vorsichtshalber: »Wann denn?«
»Meinetwegen sofort.«
Der Inspektor überlegte einen Moment. »Und wo?«
»Im Upstairs.«
»Okay, ich komme.«
»Ich weiß die Ehre zu schätzen, alter Geisterkiller.«
»Ha, ha.«
John legte auf. Eigentlich konnte er mit dem Tag zufrieden sein. Er hatte den Bericht über die Dämonengöttin Kalhori abgeschlossen und etwas Bürokram erledigt. Ein weiterer Fall lag nicht an, und es mußte schon mit dem Teufel zugehen, wenn ihm jetzt noch etwas dazwischenkam. Um dem Teufel aus dem Weg zu gehen, machte John zehn Minuten früher Feierabend. Er setzte sich in seinen Bentley und fuhr zu dem erwähnten Lokal. Das Upstairs war ein Treffpunkt der Zeitungsleute und Reporter. Man tauschte bei einem Whisky Informationen aus und erfuhr so manche Neuigkeit. John stellte seinen Wagen auf dem lokaleigenen Parkplatz ab und betrat die gemütlich eingerichtete Pinte. Bill Conolly stand am Tresen und schwang große Reden. Als er John entdeckte, winkte er ihm zu. »Da, den Tisch habe ich uns freigehalten.«
Die beiden Freunde setzten sich. Der kugelige Wirt brachte Whisky. Sie tranken. »Also«, fragte John, »wo drückt die Hose?«
»Hätte ich eine schmutzige Fantasie, würde ich dir die Stelle nennen, aber so nehme ich mal an, du hast das sinnbildlich gemeint.«
Bill grinste. Dann schob er sein Glas zur Seite und sagte: »Du hast bestimmt in den Zeitungen schon von dem Rummel gehört.«
»Die Sache mit der Mumie?« fragte John.
»Genau die. Ich habe noch eine Karte zur Verfügung. Morgen wird das Geheimnis gelüftet. Willst du nicht dabei sein?«
John schüttelte den Kopf. »Das ist das erste freie Wochenende für mich seit langem. Außerdem – was soll ich da?«
Bills Gesicht wurde lang. »War ja nur ein Vorschlag. Ich dachte, du interessierst dich für diese Sachen.«
»Aber nicht außerdienstlich.«
»Dein letztes Wort, John?«
»Ja.«
»Gut, dann schenke ich die Karte einem Kollegen.«
»Mach es, wie du willst.« John sah auf seine Uhr.
»Hast du ‘ne Verabredung?« fragte Bill, dessen erste Tugend oder Untugend die Neugierde ist.
»Du triffst den Nagel auf den Kopf.«
»Mensch, John, erzähle. Blond, braun, schwarz – oder«, Bill senkte die Stimme zu einem verschwörerischen Flüstern, »etwa rot?«
John tippte seinen Freund mit dem Zeigefinger gegen
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