GK0098 - Bruderschaft des Satans
mit einer Pistole trotzen. Dazu brauchst du andere Waffen. Pistolen mit geweihten Kugeln, silberne Dolche, Drudenfüße und was weiß ich nicht alles.«
»Ich glaube, du liest gerne Gruselgeschichten«, gab der Polizist zur Antwort. »Ich bin ja bald dreißig Jahre älter als du, Pierre, aber an solch einen Humbug glaube ich nicht. Du als Bürgermeister müßtest doch verdammt realistisch denken.«
»Das hat mit meinem Job nichts zu tun.« Pierre Saval war in Gedanken versunken. Er sprach leise weiter. »Wenn ich die alten Chroniken richtig verstanden habe, müssen die Mönche morden, um weiter existieren zu können. Sie brauchen die Seelen der Menschen. Sieben Mönche waren es damals gewesen, die mit dem Satan einen Pakt geschlossen haben. Und hier liegt der erste Tote vor uns. Sechs andere werden demnach folgen.«
»Jetzt schnappst du ganz über«, sagte Pascal trocken.
Doch Pierre ließ sich nicht beirren. »Es gibt eine Waffe, durch die man die Mönche besiegen kann.«
»Und die wäre?« fragte Pascal spöttisch.
»Es ist der Kelch des Feuers.«
»Hä? Was ist das denn nun wieder?«
»Der Kelch des Feuers? Er ist uralt und der Legende nach die Arbeit eines Goldschmiedes, der im fünften Jahrhundert gelebt hat. Das Kloster hat diesen Kelch bekommen. Er soll phantastisch aussehen. Jahrhundertelang war er in den Händen des Ordens. Dann kam die Zeit der Reformation und der Inquisition. Heimlich ist der Kelch dann aus dem Kloster gebracht worden.«
»Und wo ist er jetzt?«
»In England. Er ist dort in irgendeiner Kapelle eingemauert. Die Dämonen haben die Kapelle mit einem Bann belegt, damit niemand den Kelch stehlen kann.«
»Und du willst es aber versuchen?«
»Was bleibt mir anderes übrig?«
»Dann wünsch ich dir viel Vergnügen. Ich für meinen Teil bleibe bei den alten Arbeitsmethoden. Die sind mir sicherer und erfolgversprechender. Das heißt konkret, ich rufe die Mordkommission an. Los, Pierre, fahr mich zurück.«
Auf der Fahrt versuchte Pascal den jungen Bürgermeister noch zu überreden, doch ohne Erfolg.
Als der Polizist in das Haus ging, sagte er noch: »Eigentlich mußt du als Zeuge hierbleiben. Aber ich werde den Kollegen erzählen, daß ich die Leiche gefunden habe. Auf einem meiner Kontrollgänge. Mach’s gut, Pierre, und laß dich nicht von den Dämonen kaschen.«
Winkend verschwand Pascal in seinem Haus. Pierre Saval blieb noch einige Minuten in seinem Wagen sitzen. Dann fuhr er zu seiner Wohnung, um den Koffer zu packen.
***
Pierre Saval bewohnte drei Zimmer in einem schmucken Neubau. Auch das gab es in Billon.
Er war erst seit ungefähr einem Jahr Bürgermeister und hatte sich eine richtige Junggesellen-Laube eingerichtet. Sein ganzer Stolz waren die selbstgebastelte Stereo-Anlage und die große Plattensammlung.
Pierre stellte sich erst einmal unter die Dusche, um den fehlenden Schlaf auszugleichen.
Es war ein herrliches Gefühl, als die heißen Wasserstrahlen auf seine Haut prallten.
Pierre seifte sich von Kopf bis Fuß ein. Dann drehte er den Hahn für kaltes Wasser auf. Die Wechselduschen taten schnell ihre Wirkung. Die sich anbahnende Müdigkeit wurde aus dem Körper verdrängt.
Pierre drehte die Dusche ab und griff nach seinem Badetuch Plötzlich stutzte er.
Musik drang an seine Ohren.
Musik? Tatsächlich. Sie kam aus seinem Wohnzimmer. Es waren Melodien zum Tanzen und Träumen. Aber er hatte keine Platte aufgelegt!
Pierre spürte, wie ihm eine Gänsehaut über den Körper kroch.
Automatisch schlang er das Badetuch um seine Hüften. Auf nackten Sohlen verließ er das Bad. Seine Füße hinterließen nasse Spuren auf dem hellgrünen Teppich.
Die Tür zum Wohnraum stand halb offen. Pierre konnte von der kleinen Diele aus den Plattenspieler sehen.
Der junge Bürgermeister wischte sich über die Augen.
Auf dem Plattenteller drehte sich eine Scheibe, doch er hatte sie nicht aufgelegt.
Im ersten Augenblick dachte Pierre an Einbrecher, doch dann verwarf er den Gedanken wieder. Etwas anderes kam ihm in den Sinn. Etwas, was grauenhaft und unfaßbar war.
Pierre betrat sein Wohnzimmer. Ängstlich sah er sich um.
Doch da war niemand.
Der Bürgermeister hob den Tonarm des Plattenspielers hoch, wollte ihn in die Halterung zurückhängen…
Da hörte er das Lachen.
Blitzschnell kreiselte Pierre Saval herum. Sein Blick saugte sich an der offenstehenden Schlafzimmertür fest. Aus dieser Richtung war das Lachen gekommen.
Doch da war nichts.
Oder…?
Pierre sah genauer
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