GK0100 - Der See des Schreckens
ihren Auftrag ausführen wollten.
Es war bereits kurz nach Mitternacht, und sie mußten sich beeilen, denn noch in dieser Nacht sollte das Grauen über den Touristenort Aweshire kommen.
Die ersten hatten bereits die Zelte erreicht. Wie gestaltlose Schatten huschten sie durch die schmalen Gänge. Ab und zu blieben sie lauschend stehen.
Doch niemand hatte sie gehört.
Alle waren ahnungslos.
Die Blicke der Rocker tasteten über den Zeltplatz. Plötzlich stieß einer von ihnen ein leises Zischen aus. In dem Holzhaus des Zeltplatzwärters war Licht aufgeflammt.
Dieser Mann war für Ruhe und Ordnung auf dem Campingplatz verantwortlich. Mehrmals in der Nacht drehte er seine Runden, und schon manches Mal hatte er einen Dieb auf frischer Tat erwischt.
Die Tür des Holzhauses wurde aufgezogen.
Die Rocker verständigten sich mit einem Blick. Dieser Mann sollte das Opfer werden. Wie Schemen huschten die Rocker zwischen den Zelten in Deckung.
Der Wärter ahnte nichts. Sorgfältig schloß er seine Tür ab und ging dann über den mit Kies bestreuten Weg hinüber zum Zeltplatz.
In der rechten Hand hielt er eine Taschenlampe, die er ab und zu kurz aufflammen ließ. Um die Hüfte trug er ein Koppel, an dem ein Schlagstock hing. Der Stock war aus Hartgummi und ziemlich fest.
Wie eine riesige dunkelblaue Fläche lag der See vor dem Wärter. Die Wellen klatschten gegen den Strand, und dann und wann zeichnete das Mondlicht silberne Reflexe auf die sich kräuselnde Oberfläche.
Der Wärter hatte einen ruhigen Tag hinter sich. Es war nichts Außergewöhnliches geschehen, und selbst die Gruppe Jugendlicher aus London hatte sich ruhig verhalten.
Schon hatte der Wärter die ersten beiden Rocker hinter sich im Rücken.
Die Mordroboter hockten im Schatten einer Zeltwand und beobachteten den Mann aus funkelnden Augen.
Zwei andere schlichen indessen zum Strand. Dicht vor die auslaufenden Wellen legten sie sich auf den Boden. Unter halb geschlossenen Augen beobachteten sie, wie der Wärter näherkam.
Er mußte sie entdecken!
Es geschah nach genau zwei Minuten.
Der Zeltplatzwärter stieß plötzlich einen überraschten Ruf aus und beschleunigte seine Schritte. Er hatte die Taschenlampe angeknipst. Der Lichtstrahl huschte über den Boden und blieb schließlich an den Rockern hängen.
»Verdammtes Pack!« knurrte der Wärter. Er hatte sofort erkannt, daß die Rocker nicht zu den Campern gehörten.
»He, kommt hoch, zum Teufel! Oder soll ich euch Beine machen?« Der Wärter leuchtete mit der Lampe genau in die Gesichter der beiden Rocker.
Der erste öffnete die Augen.
»Aufstehen!« bellte der Wärter. »Wenn du pennen willst, dann geh woanders hin!«
Der Wärter war ein relativ kräftiger Mann, und er traute sich ohne weiteres zu, es mit zwei Rockern aufzunehmen.
Der Rocker drehte sich zur Seite. Dabei klaffte seine Jacke auf der Brust auseinander.
Die Teufelsfratze starrte den Wärter an!
»He, was soll…«
Die weiteren Worte blieben dem Wärter im Hals stecken. Das gräßliche Brandmal begann plötzlich tiefrot zu leuchten. Magische Strahlen gingen von den Augen aus und bannten den Wärter auf die Stelle.
Die beiden Rocker standen auf.
»Dreh dich um!« zischten sie und kicherten.
Der Wärter gehorchte wie unter einem Zwang.
Dort standen sie. Vier weitere Rocker. In ihren Händen blitzten lange Messer. Die Rocker hatten sich angeschlichen, während er mit den anderen zwei gesprochen hatte.
Plötzlich wurde dem Wärter die Kehle trocken. Die Teufelsfratzen, die auch die anderen vier trugen, verschwammen vor seinen Augen, zerflossen zu einem blutroten Nebel.
Mit brutaler Deutlichkeit wurde dem Wärter bewußt, daß sein Tod eine beschlossene Sache war.
Die vier Rocker kamen näher. Der Kies knirschte unter ihren Sohlen.
Die Hände mit den Messern hatten sie vorgestreckt.
Unwillkürlich wich der Wärter zurück. Ein, zwei Schritte.
Da bohrte sich etwas Spitzes in seinen Rücken, durchtrennte sein Hemd und ritzte die Haut.
Die anderen beiden! Er hatte sie völlig vergessen!
Stocksteif blieb der Wärter stehen.
Ein leises Lachen klang hinter ihm auf. Es war das Letzte, was der Mann in seinem Leben hörte, denn einen Herzschlag später bohrte sich der Stahl in seinen Rücken.
Der Wärter starb im Stehen.
Sofort sprangen zwei Rocker hinzu und hielten ihn fest. Der Mörder zog die Klinge aus dem Rücken und wischte sie ab.
Dann hoben die Rocker die Leiche hoch, gingen mit ihr zum Wasser. Ein anderer hatte bereits
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