GK0105 - In Satans Diensten
Mündung zielte jetzt auf Bills Kopf.
»Nun?« fragte ›John‹ gedehnt.
Die Zeit schien stillzustehen in diesen Sekunden. Beinahe körperlich spürbar lag die Spannung in der Luft.
»Ich warte nicht mehr länger«, klirrte ›Johns‹ Stimme.
Bill stützte sich vom Sessel ab. »Gut, ich tu’s«, sagte er dann schleppend.
»Nein, das darfst du nicht tun!« schrie Sheila. »Bill, um Himmels willen, denk doch an die Folgen!« Sheila sprang auf, wollte auf ihren Mann zulaufen.
»Bleib stehen!« ›John‹ machte eine halbe Körperdrehung, richtete die Waffe für einen winzigen Moment auf Sheila.
Diese Zeitspanne der Ablenkung reichte dem Reporter. Aus dem Stand hechtete er vor. Seine Handkante säbelte durch die Luft, versuchte ›John Sinclairs‹ Waffenarm zu treffen.
Doch der ›Inspektor‹ reagierte gedankenschnell. Er steppte zur Seite, gleichzeitig fuhr sein Arm mit der Pistole hoch. Und während Bills Schlag ins Leere zischte, traf ›Sinclair‹ genau.
Der Pistolenlauf dröhnte dem Reporter gegen die Schläfe.
Bewußtlos sackte Bill Conolly zusammen.
Sheila hielt es nicht länger auf ihrem Platz. »Bill!« schrie sie und rannte auf ihren Mann zu.
›Sinclairs‹ Faustschlag trieb sie wieder zurück. Zum Glück fiel Sheila in einen Sessel.
»Es hätte nicht zu sein brauchen«, sagte ›John Sinclair‹ eisig. »Du hast es dir selbst zuzuschreiben. Da dein Mann ja jetzt ausgeschaltet ist, wirst du die Sache übernehmen. Ich will, daß du Powell tötest!«
Ein heftiges Schluchzen schüttelte Sheilas Körper. Ihre Nerven spielten einfach nicht mehr mit. Zuviel war auf sie in den letzten Minuten eingestürmt.
›Sinclair‹ riß die Frau hoch. »Hör auf zu flennen!« herrschte er sie an. »Los, pack dir den Bewußtlosen, und dann nach draußen.«
Sheila stolperte zur Couch. Sie bemühte sich, den Superintendenten hochzuwuchten, doch er war zu schwer.
»Ich schaff’s nicht«, keuchte sie.
»Dann schleif ihn raus!« kommandierte ›Sinclair‹. »Faß ihn an den Schultern!«
Sheila nickte. Ihre Hände griffen unter Powells Achselhöhlen.
Ein Ruck, und der Bewußtlose fiel von der Couch. Seine Beine knallten auf den Teppich.
›Sinclair‹ stand schon an der Tür. »Hier geht’s lang«, sagte er und stieß die Tür auf.
Sheila keuchte unter der Last. Die Kleidung klebte ihr schweißnaß am Körper. Einmal wäre ihr Powell bald aus den Händen gerutscht, doch im letzten Moment konnte sie ihn noch festhalten.
Sie gelangten nach draußen.
»Um das Haus herum!« befahl ›Sinclair‹.
»Was – was sollen wir da?« fragte Sheila keuchend.
»Wirst du schon merken!«
Ungeheuer lang kam Sheila der Weg vor. Doch schließlich hatte sie es geschafft.
Neben einer Gruppe Tannen konnte sie innehalten.
Schwer atmend richtete sich Sheila Conolly auf. Es war mittlerweile völlig dunkel geworden. Der Himmel war frei von Wolken, und die unzähligen Sterne funkelten wie Diamanten. Es war eine selten schöne Sommernacht.
»Habt ihr Gartengeräte?« fragte ›Sinclair‹.
Sheila zögerte einen Augenblick, dann nickte sie.
»Doch einen Spaten?«
»Ja.«
»Dann hol ihn!«
»Aber was soll ich denn mit einem Spaten? Ich meine, ich…«
›Sinclair‹ schnitt ihr mit einer knappen Handbewegung das Wort ab. »Du wirst ihm ein Grab schaufeln!«
Sheila hatte das Gefühl, einen elektrischen Schlag erhalten zu haben. Ihre Augen weiteten sich entsetzt. Namenloses Grauen erfaßte sie.
Das durfte nicht wahr sein! Das war unmöglich! Sie sollte die Totengräberin von Superintendent Powell werden. Schon allein der Gedanke daran ließ ihre Nerven vibrieren.
»Das Gerät liegt im Keller«, flüsterte Sheila.
»Nicht schlimm. Wir haben Zeit.«
Sheila mußte wieder vorgehen. Im Keller stand tatsächlich ein Spaten. Er war noch nicht gebraucht. Die grüne Farbe des Schaufelblatts leuchtete.
»Laß dir nur nicht irgendwelche Dummheiten einfallen«, warnte ›John‹ und deutete mit der freien Hand auf den Spaten. »Eine Revolverkugel ist auf jeden Fall schneller.«
Sheila nickte verkrampft. Sie hatte tatsächlich mit dem Gedanken gespielt.
Zehn Minuten später standen sie wieder neben dem bewußtlosen Powell.
»Los, fang an!« befahl ›Sinclair‹.
Sheila Conolly stieß den Spaten in die weiche Erde. Während sie grub, liefen die Tränen an ihren Wangen hinunter.
›Sinclair‹ trieb sie mit knappen Worten immer mehr zur Eile an.
Und Sheila gehorchte, mußte tun, was diese Bestie sagte.
Es dauerte fast
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