GK0105 - In Satans Diensten
im Augenblick unerreichbar. Aber im fernen London ist bereits dein Doppelgänger aufgetaucht. Und deine Freunde befinden sich in seiner Gewalt. Kümmert dich nicht das Schicksal einer Sheila oder eines Bill Conolly? Auch ein gewisser Superintendent Powell befindet sich in der Gewalt des zweiten John Sinclair.«
Der Geisterjäger hatte das Gefühl, einen Tiefschlag erhalten zu haben. Für einen Moment verschwamm alles vor seinen Augen.
Dann hatte er den Schock überwunden. Hart preßte er seine Zähne aufeinander. Sein Gesicht wirkte wie eine Maske aus Stein. Er fühlte, wie ein Schauer über seinen Körper jagte.
»Nur ich kann dir noch helfen«, hörte er die Navarra sagen.
John atmete tief ein. Die Sängerin hatte recht. Er würde zu spät kommen. Er hatte kein Geld, keinen Ausweis – nichts. Wie sollte er dieses Land verlassen?
»Nun? Hast du es dir überlegt?« durchbrach Ramonas Stimme seine Gedanken.
»Ich höre«, erwiderte John rauh.
Ramona Navarra lächelte zynisch. »Gibst du mir dein Wort, daß ich am Leben bleibe?«
John dachte an das Schicksal seiner Freunde. Sheilas und Bills Gesichter tauchten plötzlich vor seinen Augen auf. Und da wußte John, daß er sich bereits entschieden hatte.
»Ich gebe dir mein Wort.«
»Das hatte ich mir fast gedacht, John.« Die Navarra bewegte sich auf ihn zu.
Der Geisterjäger wich zurück, gab den Weg frei.
»Und wie kann ich ihnen helfen?« fragte er.
Ramona blieb stehen. »Wir werden die Zeit überlisten. Es gibt in diesem Haus eine Stelle, ein Tor, das die Grenzen von Zeit und Raum sprengt. Folge mir.«
Die Navarra ging in Richtung Tür. John überlegte einen Augenblick und ging der Sängerin dann nach. Er wußte, daß er sich auf ein gefährliches Spiel eingelassen hatte. Aber es gab für ihn im Moment keine andere Möglichkeit.
Sie durchquerten mehrere Räume und standen schließlich vor einer Tür, die in den Keller führte.
Ramona zog die Tür auf. Sie wandte John das Gesicht zu und lächelte hintergründig.
John witterte Gefahr. Er hob das Schwert, das er als einzige Waffe noch behalten hatte.
»Solltest du mich reinlegen, werde ich dich ohne Erbarmen töten.«
Johns Worte klangen wie ein Schwur.
»Du traust mir immer noch nicht?«
John schüttelte den Kopf.
»Dein Problem.« Die Navarra hob die Schultern und öffnete die Tür.
Kühle Luft schlug John entgegen. Die Sängerin knipste das Licht an.
Eine Steintreppe wurde aus der Dunkelheit gerissen.
Die Navarra ging vor. Ihre Schritte waren auf den Stufen kaum zu hören.
Johns Haltung war gespannt. Er rechnete mit einem Trick, mit einer Falle, in die er endgültig tappen sollte.
Doch nichts passierte.
Unangefochten erreichte er einen geräumigen Kellerraum.
Allerlei Gerümpel stand darin herum. Unter anderem auch ein großer Schrank.
»Hier ist es«, sagte die Navarra und deutete auf den Schrank.
Ehe John eine Antwort geben konnte, hatte sie schon die Türen aufgezogen.
Ein magischer Spiegel war zu sehen. Die Fläche erinnerte an mattes Silber, sie warf kein Bild zurück.
»Bist du nun überzeugt?« fragte die Navarra.
John nickte. Er wußte von diesen magischen Spiegeln, die oft den Eingang zur Dämonenwelt darstellten. Man ging einfach durch sie hindurch und landete in einer anderen Dimension.
Die Entscheidung war gekommen. Noch gab es ein Zurück für John Sinclair, denn er hatte nicht die Garantie, daß er auch dort wieder auftauchen würde, wo er es sich vorgenommen hatte. Es bestand durchaus die Möglichkeit, daß er in ganz andere Dimensionen geschleudert wurde.
Doch er riskierte es!
»Laß uns gehen«, sagte er und packte blitzschnell den Arm der Navarra. »Sollte ich merken, daß du mich hereingelegt hast, werde ich dich auch in der anderen Welt zu töten wissen. Dieses Schwert hier«, John hielt die Waffe hoch, »nehme ich mit! Denke immer daran, Ramona Navarra!«
Die Sängerin erwiderte nichts. Gemeinsam taten sie den ersten Schritt.
Johns Fuß berührte die Spiegelfläche. Er verschwand darin.
Und plötzlich hörte der Inspektor ein unheimliches Brausen, und dann erfaßte ihn ein mörderischer Strudel, der ihn in unendliche Tiefen riß.
John Sinclair war ein Gefangener der Zeiten…
***
Bill Conolly hielt den bewußtlosen Powell über den Armen. Der Nacken des Superintendent war angeschwollen. Im ersten Moment dachte Bill, der Mann wäre tot, doch dann sah er, daß sich die Brust unter flachen Atemzügen hob und senkte.
›John Sinclair‹ stand zwei Schritte
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