GK0113 - Doktor Tods Höllenfahrt
Öffnung entgegen. Der Inspektor beschleunigte seine Schritte. Hier stimmte etwas nicht. Er spürte es genau.
Die Haustür lag im Innern des Korridors, dessen Wände feucht waren und einen muffigen Geruch ausströmten. John betrat das Haus. Links führte eine Tür in ein Zimmer. John schlich in den Raum.
Er sah mit einem Blick, was los war. Das einzige Fenster war zersplittert. Es herrschte eine Unordnung wie in einem Trödlerladen.
John untersuchte das Fenster genauer. Ein paar dunkle Flecken stachen ihm ins Auge. Sie hingen an einem Stück des Rahmens. Blut?
John biß sich auf die Unterlippe. Welches Drama hatte sich hier abgespielt? War der Totengräber vielleicht überfallen worden? Aber wer sollte das getan haben? Rocker? Straßenräuber? Kaum, denn diese Typen beraubten nur Menschen, bei denen es etwas zu holen gab. Und daß der Totengräber kaum Geld gehabt haben konnte, davon zeugten allein schon die leeren Whiskyflaschen, die überall herumlagen. Wenn man das zusammenrechnete, was sie gekostet haben mußten, kam schon der Monatslohn eines Totengräbers dabei heraus.
Nein, John Sinclair hatte einen ganz anderen, einen schrecklichen Verdacht. Bestimmt hatte hier Dr. Tod bereits seine Hand im Spiel gehabt. Oder…?
John stieß einen leisen Fluch aus. Er durchsuchte das Haus sicherheitshalber von oben bis unten, ohne jedoch einen Hinweis auf den Verbleib des Totengräbers zu entdecken. John Sinclair trat wieder nach draußen und zündete sich erst einmal eine Zigarette an.
Während er rauchte, glitt sein Blick über den verlassenen Friedhof. Alles war ungepflegt und verlottert. Die Gräber waren zum Teil eingefallen, und Reifenspuren zeugten davon, daß der Totengräber oft quer durch das Gelände gefahren war. John trat die Zigarette aus. Ihm war eine Idee gekommen. Er wollte sich Dr. Tods Grab einmal ansehen. Das Grab würde bestimmt zu finden sein, es mußte eins von den neueren sein. John nahm nicht den Weg, sondern schritt kurzerhand die neuen Grabhügel ab.
In den braunen Lehmhaufen kroch allerlei Getier herum Ameisen und Würmer fanden dort ihre Nahrung. John ging weiter.
Plötzlich weiteten sich seine Augen. Der Inspektor war an ein frisch ausgeschachtetes Grab gekommen. Doch das war es nicht, was ihn aus der Fassung brachte.
Es war der zerstörte Sarg auf dem Boden des Grabes. Der Deckel war zersplittert und lag neben dem Unterteil. Jemand hatte schon einige Schaufeln Lehm in das Grab geworfen, denn neben dem Sarg wölbte sich ein kleiner Erdhaufen. Hatte hier Dr. Tod gelegen?
John Sinclair sog scharf die Luft ein. Alle Anzeichen deuteten daraufhin.
Aber der Inspektor wollte Gewißheit haben. Kurz entschlossen sprang er in das Grab. Er bückte sich und untersuchte den Sarg genauer. Vielleicht hatte der Hersteller irgendein Zeichen eingebrannt. John untersuchte jedes Stück Holz. Er fand nichts. Trotzdem war er sicher, daß Dr. Tod hier gelegen hatte und es mit Asmodis’ Hilfe geschafft hatte, wieder lebendig zu werden. Eine grauenhafte Vorstellung!
John konnte sich an den Fingern einer Hand abzählen, daß Dr. Tod jetzt nur noch eins wollte. Seine Rache.
Und das Ziel seiner Rache war John Sinclair. Der Inspektor konnte nicht vermeiden, daß ihm trotz der Hitze ein kalter Schauer über den Rücken glitt…
***
John Sinclair kletterte aus dem Grab und säuberte, so gut es ging, seine Kleidung.
Mit gemischten Gefühlen machte er sich auf den Weg zu seinem Wagen.
Der Totengräber ging ihm nicht aus dem Sinn. Hatte Dr. Tod ihn umgebracht? Möglich war es, denn eine Leiche ließ sich hier leicht verscharren. Aber wann? Wie lange trieb dieser Unhold schon sein Unwesen? Johns Laune sank auf den Nullpunkt, wenn er an die Reaktion der Behörden dachte. Sie hatten noch nicht einmal angegeben, wann der Sarg England erreicht hatte. John beschloß, sich sofort hinter die Sache zu klemmen. Er hatte etwa die Hälfte des Weges zu seinem Bentley zurückgelegt, als das Klingeln eines Telefons die Stille unterbrach. Der Inspektor blieb stehen.
Er erinnerte sich, im Haus des Totengräbers einen Apparat gesehen zu haben.
John lief schnell zu der Wohnbaracke. Beim siebten Schellen hob er den Hörer ab. »Ja?«
»Endlich erreiche ich Sie, Pender«, hörte der Inspektor eine Stimme. »Seit vier Tagen versuche ich, Sie anzurufen. Sagen Sie mal, wo haben Sie eigentlich gesteckt, zum Teufel? Es ist wieder Nachschub da, den Sie sich abholen können. Und eins sage ich Ihnen: Wenn Ihre Dienstauffassung nicht
Weitere Kostenlose Bücher