GK0125 - Der Hexenclub
Jagger erreichte mit seinen beiden Bewachern die Steinstufen.
Unwillkürlich zuckte er zurück. Jetzt, wo er dicht vor dem Feuer stand, spürte er die gefährliche Ausstrahlung. Ja, er merkte deutlich das Vorhandensein des Bösen in diesem unheimlichen Gewölbe.
Sein Geist rebellierte, wollte die dunklen Ströme der Hölle abwehren, doch er war zu schwach.
Hier unten herrschte der Teufel, und die Menschen waren seine Diener.
Die Kuttenträger zwangen Dean, die Stufen hinaufzugehen. Fünf waren es, und Dean konnte nun auch die seltsamen Zeichen sehen, die in den Stein eingraviert waren.
Es waren kabbalistische Symbole und Beschwörungen. Sie stammten aus uralten Überlieferungen und waren nur noch wenigen Eingeweihten bekannt.
Jetzt, wo Dean auf dem Podest stand, merkte er, daß es für ihn kein Zurück mehr gab. Der magische Kreis hatte sich geschlossen. Durch das Betreten der mit Symbolen bedeckten Steinstufen war auch der letzte Rest Widerstandswille in Dean Jagger getilgt worden.
Die Kuttenträger traten zurück. Dean Jagger hatte nicht einmal ihre Gesichter sehen können.
Wie zwei Schattenwesen verschwanden die Unheimlichen im Hintergrund des Gewölbes und schienen mit der Felswand zu verschmelzen.
Dean wartete. Er stand vor dem Feuer und blickte in die höllische Glut.
Und plötzlich hatte Dean das Gefühl, in einer anderen Welt zu sein. Das rauchlose magische Feuer geriet in Bewegung. Bilder formten sich. Dean Jagger sah Gestalten und Szenen, wie sie schrecklicher nicht sein konnten. Die Hölle hatte ihre Pforten geöffnet, um einem Menschen ihre Geheimnisse zu präsentieren.
Doch dann verschwammen die Bilder. Die Gestalten lösten sich auf wie Rauch, der vom Wind fortgetrieben wurde! Dean hatte das Gefühl, in einen unendlich tiefen Schacht zu blicken. In einen Schacht, der im Nichts endete und aus dessen Tiefe plötzlich ein winziger Punkt nach oben stieg.
Der Punkt wurde größer, verwandelte sich.
Dean Jagger hielt den Atem an. Die Züge eines Gesichts schälten sich aus dem Punkt, wurden von Sekunde zu Sekunde deutlicher.
Dean Jagger stöhnte auf. Er ballte seine Hände zu Fäusten. Die Fingernägel schnitten in seine Handballen. Dean spürte den Schmerz nicht. Er starrte immer nur das Gesicht an, das er schon zweimal gesehen hatte und das ihn jetzt wieder aufs neue faszinierte.
Es gehörte Lukretia, der schwarzen Hexe!
***
Ein leises, spöttisches Lachen ließ Dean Jagger herumfahren. Er hatte plötzlich das Gefühl, von einem Blitzstrahl getroffen zu sein.
Vor ihm stand Lukretia!
Urplötzlich war sie aufgetaucht. Wie ein Geist aus einer anderen Dimension.
Dean Jagger verstand die Welt nicht mehr. Der Bann, der ihn vorhin noch gefangen hatte, zerbrach. Für ihn war unbegreiflich, daß die Frau plötzlich vor ihm stand.
Er wußte nicht, über welche Kräfte Lukretia verfügte, ahnte nichts von Schwarzer Magie und von den Kräften des Teufels.
Dean Jaggers Augen saugten sich an Lukretias Gestalt fest. Die Hexe war eingehüllt in einen blutroten Umhang, der mit schwarzen magischen Symbolen bestickt war, die Dean Jagger noch nie in seinem Leben gesehen hatte. Der Stoff spannte sich bei jeder Bewegung um Lukretias Körper und knisterte, als wäre er mit Elektrizität geladen.
Das bleiche Gesicht der Hexe wurde von den Flammen des magischen Feuers angestrahlt, und die sonst dunklen Augen hatten die Farbe gewechselt und versprühten ein grünes, alles verzehrendes Feuer.
Lukretia streckte beide Arme aus und umfaßte Dean Jaggers Hände.
Wieder zuckte der junge Mann im ersten Augenblick vor der Kälte zurück, doch dann empfand er die Berührung plötzlich als angenehm und wünschte sich, die Hexe würde ihn niemals mehr loslassen.
Der Singsang war verstummt. Die Menschen hatten sich aufgerichtet. In ihren Augen lag ein fiebriger Glanz, als sie zu Lukretia und Dean Jagger hochstarrten.
Die Hexe ließ Dean los. Sie trat hinter das Feuer und breitete beide Arme aus. Der Umhang bauschte sich auf, und Lukretia sah aus wie eine riesige Fledermaus.
Dean Jagger konnte von hier oben aus die Gesichter der Menschen nicht erkennen. Bei der unwirklichen Beleuchtung verschwammen sie zu hellen, verwaschenen Flecken.
Und dann begann Lukretia zu sprechen. Ihre Stimme peitschte auf die Menschen herunter oder wurde zu einem Säuseln, wenn es die Situation erforderte.
Die Hexe sprach vom Satan, von der Hölle und vom großen Sieg der Schwarzen Magie.
Seltsamerweise fühlte Dean Jagger, daß ihm diese
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