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GK0129 - Das Phantom von Soho

GK0129 - Das Phantom von Soho

Titel: GK0129 - Das Phantom von Soho Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Jahren schon öfter bei Gerichtsverhandlungen, in denen Sir Mansing die Anklage vertrat, als Zeuge aufgetreten.
    Der Staatsanwalt wischte sich den Mund mit einer Serviette ab und faltete sie dann sorgfältig zusammen: »Aber nehmen Sie doch Platz, Oberinspektor.«
    John rückte sich den Stuhl zurecht. Er war mit rotem Kunststoff bezogen.
    Die Bedienung – eine dralle Person mit Säbelbeinen – kam und fragte nach Johns Wünschen. Der Oberinspektor bestellte ebenfalls einen Kaffee.
    William Mansing blickte John Sinclair an und lächelte. Das Gesicht des Staatsanwaltes war im Laufe der Jahre noch faltiger geworden, doch nach wie vor funkelten die Augen wachsam hinter den dicken Gläsern der Hornbrille. Und das Fingerziehen hatte Sir William Mansing noch immer nicht abgelegt. Gerade eben zog er sich die Finger seiner linken Hand zurecht, daß die Gelenke nur so knackten.
    John verzog das Gesicht.
    Die Bedienung brachte den Kaffee, und der Oberinspektor nahm eine von den Zigaretten, die ihm der Staatsanwalt anbot.
    »Ich kann mir denken, weshalb Sie gekommen sind, Oberinspektor«, sagte Sir Mansing. »Der Mord an unserem guten Hugh Crayton bereitet Ihnen Kopfzerbrechen.«
    »Ihnen nicht?«
    Mansing lachte und ließ eine Reihe nikotinbrauner Zähne sehen. »Warum sollte ich? Oder glauben Sie an diesen komischen Racheschwur des Phantoms? Das war vor fünf Jahren, und wenn ich all die Leute aufzählen sollte, die mir schon Rache geschworen haben, säßen wir heute Abend noch hier. Nein, nein, mein lieber Oberinspektor, die Zuchthauszelle kühlt so manche Rachegedanken ab.«
    »Da mögen Sie recht haben, Sir. Aber hier liegt der Fall anders.«
    Mansing schüttelte den Kopf. »Glaube ich nicht. Der Irre sitzt doch. Oder täusche ich mich da?«
    »Nein, Sir. Aber ich bin überzeugt, daß er trotz allem den Mord auf dem Gewissen hat.«
    »Jetzt komme ich nicht mehr mit.«
    »Deshalb bin ich ja hier, um Ihnen den Ernst der Lage vor Augen zu führen. Aus den Untersuchungen der Mordkommission geht eindeutig hervor, daß Hugh Crayton mit einem Messer umgebracht worden ist. Ich war heute in der McCarthy-Klinik, um nach dem Phantom von Soho zu sehen. Monty Parker saß in seiner Zelle, doch in der Hand hielt er ein Messer mit blutverschmierter Klinge.«
    Sir Mansings Gesicht hatte einen nachdenklichen Ausdruck angenommen. »Dann hätte er also doch der Mörder sein können?«
    »Ja und nein, denn als ich mit einigen Zeugen die Zelle betrat, war das Messer verschwunden. Ich habe die Zelle praktisch auf den Kopf gestellt, doch das Messer wurde nicht gefunden. Ungewöhnlich ist das mindeste, was man zu diesem Fall sagen kann.«
    »Und Sie haben sich nicht getäuscht, Oberinspektor?«
    »Nein, Sie kennen mich, Sir. Ich beschäftige mich zwar mit übersinnlichen Dingen, bin aber weiterhin mit beiden Beinen auf dem Boden der Tatsachen geblieben.«
    Sir William Mansing drehte die leere Kaffeetasse zwischen den Fingern. »Dieser Parker könnte einem Ihrer Zeugen das Messer zugesteckt haben. Womöglich steckt er mit jemandem unter einer Decke.«
    »Das hätte ich sehen müssen, Sir. Ich habe schließlich als erster die Zelle betreten. Und was Ihre zweite These anbelangt, so ist es durchaus möglich, das Monty Parker unter dem Anstaltspersonal einen Helfer hat.«
    »Aber daran glauben Sie nicht so recht, wie ich Sie kenne, Oberinspektor.«
    »Genau.«
    »Und wie lautet Ihre Theorie?«
    Johns Gesicht blieb ernst, als er die Antwort gab. »Ich denke, daß Monty Parker die Gabe hat, seinen Körper verdoppeln zu können. Er kann einen zweiten Körper, einen Astralkörper schaffen. Exteriorsation hat man dieses Phänomen genannt.«
    »Ich weiß, Oberinspektor. Aber daran glaube ich nicht. Auch wenn Sie mir mit noch so vielen Erklärungen kommen. Dieses Phänomen würde ich als nüchtern denkender Mensch als optische Halluzination bezeichnen. Aber auch das sind Hirngespinste, entschuldigen Sie, Oberinspektor, wenn ich das so einfach dahersage. Nein, ich bleibe bei meiner Meinung. Sollte Monty Parker tatsächlich aus der Anstalt entwischt sein, muß er einen Helfer gehabt haben. Eine andere Erklärung gibt es für mich nicht. Tut mir leid.«
    »Gut, Sir«, sagte John. »Lassen wir eine Interpretation dieses rätselhaften Falls mal dahingestellt sein. Tatsache ist, daß Sie als nächster auf seiner Killerliste stehen.«
    Jetzt lachte der Staatsanwalt. »Der Kerl soll nur kommen. Ich werde ihm einen heißen Empfang bereiten. Angst habe ich

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