GK0137 - Das Todeskabinett
Verbot gehalten.«
»Sind die beiden Schwestern Ihre wirklichen Tanten?« wollte John wissen.
Larry schüttelte den Kopf. »Nein, sie haben mir mal erzählt, sie hätten mich als Baby aus einem Waisenhaus in London geholt. Mehr weiß ich auch nicht. Ich habe auch nie danach gefragt, außerdem sprachen meine Tanten nicht gern darüber.«
»Dann wissen Sie also nicht, wer Ihre Eltern sind?«
»Ich habe keine Ahnung.«
»Ich glaube, Larry, wir beide müssen uns mal mit Ihren Tanten unterhalten«, sagte John. »Und die Geschichte von dem Sensenmann, die nehme ich Ihnen auch ab.«
»Aber, Sir, ich… ich finde keine Erklärung. Ich habe hier draußen gelegen. Ich wollte Milly helfen, ich konnte nicht. Und dann sah ich ihn dann. Er kam ja auf mich zu. Ich sah die Füße. Es waren Knochen, wie bei einem Skelett. Was hat das alles zu bedeuten, Sir? Bitte, sagen Sie es mir.«
»Ich weiß es nicht, Larry. Noch nicht. Aber können Sie mir den Unheimlichen näher beschreiben, Larry?«
»Ja, er sah…«
Larry Harker brach mitten im Satz ab. Seine Augen weiteten sich in maßlosem Schrecken. »Sir«, keuchte er. »Hinter ihnen! Der Tod! Er ist da, Sir!«
John Sinclair wirbelte herum.
Larry Harker hatte nicht gelogen.
Vor dem Geister-Jäger stand eine unheimliche Gestalt. Sie war fast doppelt so groß wie ein normaler Mensch. Unter der Kapuze der dunklen Kutte grinste ein bleicher Totenschädel, und in den knochigen Fingern hielt der Unheimliche eine zum Schlag erhobene Sense.
Es gab keinen Zweifel, wen sich der Tod als Opfer ausgesucht hatte.
John Sinclair!
***
Janet Sturgess hörte, wie die Tür des Verlieses hinter ihr ins Schloß knallte, und dann hielt die Dunkelheit das junge Mädchen umfangen.
Sie lag auf dem Steinboden. Die Kälte kroch durch ihre Kleidung, doch Janet hatte nicht die Energie, sich zu erheben.
Ihre rechte Wange blutete. Janet war beim Sturz mit dem Gesicht über den Boden gerutscht und hatte sich das Gesicht aufgerissen. Sie tastete mit den Fingern nach der Wunde und fühlte, wie klebrig ihr eigenes Blut war. Sie hatte sich immer vor Blut geekelt, konnte auch keine Verletzten sehen, und jetzt war sie es, die eine Schramme abbekommen hatte.
Am liebsten hätte Janet ihre Angst laut hinausgeschrien. Aber es hätte sie niemand gehört, wenigstens keiner, der ihr hätte helfen können. Sie machte sich die bittersten Vorwürfe, und ihr kriminalistischer Jagdeifer war wie weggeblasen. Janet wußte, daß es jetzt ernst wurde, daß dies kein Spiel mehr war und auch keine Krimiserie aus dem Fernsehen in der sie die Hauptrolle zu spielen hatte und sich die Geschichte hinterher in einem Happy-End auflöste. Nein, Janet Sturgess war zum erstenmal in ihrem Leben völlig auf sich allein gestellt, und das in einer außergewöhnlichen Situation.
Langsam nur bekam sie Ordnung in ihre Gedanken und schließlich kehrte auch ein Teil ihrer Kraft wieder zurück.
Janet Sturgess stützte sich auf, zog die Knie an und quälte sich auf die Beine.
Im ersten Augenblick war ihr schwindelig, doch nachdem sie ein paarmal tief durchgeatmet hatte, ging es besser.
Janet begann, ihr Gefängnis zu durchsuchen. Sie dachte an einen Lichtschalter, der vielleicht irgendwo an der Wand befestigt war. Denn wenn sie Licht hatte, war schon einiges gewonnen.
Janet hatte die Arme weit ausgestreckt. Vorsichtig machte sie die ersten Schritte.
Etwas Weiches, Fließendes berührte ihre Fingerspitzen. Janet bekam einen Schreck, packte aber dann fester zu.
Sie fühlte dicken Stoff zwischen ihren Fingern. Er war weich und geschmeidig wie Samt.
Janet ging ein paar Schritte nach links. Nach wie vor hielt sie den Stoff fest, und sie begriff, daß in diesem Verlies ein Vorhang hing. Ein Vorhang, der irgend etwas verdeckte.
Janet bückte sich. Ihre Hände tasteten weiter, berührten den Boden, schlüpften unter den Vorhang, und dann spürte Janet die kalte nackte Mauer.
Enttäuscht stand sie wieder auf. Tief im Winkel ihres Gehirns hatte sie damit gerechnet, daß sich hinter dem Vorhang eine Tür oder ein Ausgang befinden würde.
Sie ließ die Hände sinken und blieb mit hängenden Armen stehen. Tränen traten in ihre Augen, und die Hoffnungslosigkeit drohte sie zu übermannen.
Minutenlang blieb sie auf einem Fleck stehen. Die absolute Stille und die drückende Finsternis belasteten ihr Gemüt. Janet hatte sich noch nie in einer Situation befunden, wo es nur auf sie allein ankam. Wenn sie bisher Sorgen gehabt hatte, waren immer ihre
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