GK0148 - Der Voodoo-Mörder
genug erlebt.«
»Stimmt auch wieder«, gab John zu und blickte auf, als die Männer vom Erkennungsdienst den Livingroom betraten.
Sie meldeten sich bei Powell und sahen sich dann die Leiche genauer an.
Sie brauchten nicht einmal fünfzehn Sekunden. Und ihr Urteil war einstimmig.
»Dieser Tote und der Mann, der dort unten auf der Stoße liegt, sind keine unbeschriebenen Blätter. Sie gehörten einer Terroristengruppe an.«
»Was?« John Sinclair riß vor Staunen die Augen weit auf. Und selbst Superintendent Powell war überrascht.
Der Mann vom Erkennungsdienst nickte. »Ja, die beiden arbeiteten für einen mittelamerikanischen Inselstaat und bezeichneten sich offiziell als Terroristen und Anarchisten. Sie handelten jedoch nicht aus politischen Motiven, wie wir wissen, sondern waren reine Mietkiller.«
Superintendent Powell und John Sinclair tauschten einen schnellen Blick. Wahrscheinlich dachten sie beide das gleiche.
Victor Jory war den Auskünften nach lange in der Karibik gewesen. Er hatte dort Kontakte knüpfen können und diese wahrscheinlich im Laufe der Zeit intensiviert. Aber das waren nur Hypothesen, Beweise brauchte man.
»Anscheinend doch unser Freund Jory«, murmelte Superintendent Powell.
»Scheint so«, gab John zu. »Nur verstehe ich nicht, wie diese fünf toten Mädchen mit den Terroristen in Verbindung gebracht werden können. Das sind doch eigentlich zwei verschiedene Fälle.«
»Wahrscheinlich nicht.« Powell tippte John mit dem Zeigefinger gegen die Brust. »Aber das herauszufinden ist Ihr Job, mein lieber Oberinspektor.«
»Worauf Sie sich verlassen können, Sir.«
»Ich habe übrigens einen anderen Beamten zum Flughafen geschickt, um den Kommissar abzuholen«, sagte Powell.
John hob die Schultern. »Ehrlich gesagt, Sir, ich weiß nicht, weshalb der Fritze vom Bundeskriminalamt überhaupt kommt. Meint er, wir würden mit dem Fall nicht fertig werden?«
»Das wissen nur die Götter. War auch nicht meine Idee. Vielleicht will man gerade hier einen Musterfall gut nachbarlicher Zusammenarbeit exerzieren.«
»Ausgerechnet bei uns«, knurrte John.
»Nehmen Sie’s gelassen«, lautete Powells Antwort. Der Superintendent tippte gegen seine Hutkrempe und verließ das Zimmer. Auf der Türschwelle drehte er sich noch einmal um.
»Ich erwarte morgen früh Ihren mündlichen Bericht, Oberinspektor.«
»Geht in Ordnung, Sir,« erwiderte John müde.
Soeben wurde die Leiche in eine Kunststoffwanne gelegt und abtransportiert. John dachte daran, wie leicht er an der Stelle dieses Mörders in dieser Kunststoffwanne hätte landen können.
Eine grauenhafte Vorstellung.
Die Beamten der Mordkommission räumten die Wohnung. Auf der Straße hatten sich die Neugierigen verzogen. Nicht mal mehr Reporter waren zu sehen. Sie hatten auf ihre bohrenden Fragen nur abweisende Antworten erhalten.
John schlug noch die restlichen Glassplitter aus dem Fenster und vernagelte die Öffnung dann mit Pappe. Morgen früh wollte er Victor Jory einen zweiten Besuch abstatten.
Der Geisterjäger hätte dies lieber noch in der Nacht erledigen sollen, denn dann wäre ihm einiges erspart geblieben…
***
Victor Jory stand völlig unter dem Einfluß seines unheimlichen Besuchers.
Von dieser Toten strömte eine mörderische Kälte aus, die ihn zittern ließ. Er hatte Nelly Parker mit in sein Zimmer genommen und dort abgeschlossen. Ein paarmal hatte er daran gedacht, seine Auftraggeber anzurufen, doch dann hatte er diesen Gedanken wieder verworfen. Er wollte dies erst tun, wenn er eine weitere Untote zur Verfügung hatte.
Nelly Parker hatte sich umgezogen. Jory hatte ihr einige Sachen gegeben, die er in weiser Voraussicht besorgt hatte. Die Untote trug jetzt einen braunen Hosenanzug. Sie hatte sich auch gewaschen wie ein normaler Mensch.
Wenn Victor Jory daran dachte, glaubte er, den Verstand verlieren zu müssen. Was er erlebte, war einfach unmöglich, mit menschlichem Begriffsvermögen nicht zu erfassen.
Die beiden saßen sich gegenüber. Schweigen lastete im Raum.
Noch immer ging von der Untoten ein modriger Geruch aus, der wie ein Pesthauch durch das Zimmer wehte.
Jory atmete schwer aus. Jetzt mußte er einfach etwas sagen. Er konnte es nicht länger aushalten. »Was – was soll ich tun?« preßte er hervor.
Die Untote blickte den Mann aus ihren leblosen Pupillen an.
»Hol die anderen aus den Gräbern«, sagte sie.
Jory sprang von seinem Stuhl hoch. »Was?«
»Du sollst die anderen holen.« Die Stimme der
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