GK0163 - Der Unheimliche von Dartmoor
hatte man die Polizei der nächsten Kreisstadt alarmiert. Die Beamten waren bereits dabei, das Sumpfgebiet so gut es ging abzuriegeln.
Die Gefangenen waren regelrecht zusammengetrieben worden.
Mehrere Wärter hatten sich bereits mit schußbereiten Revolvern um sie herum aufgebaut.
Es würde noch etwas dauern, bis die Mordkommission aus Plymouth am Tatort eintraf. Frederick K. Bannister, der Zuchthausdirektor, war bereits auf dem Weg. McGivern rechnete jede Minute mit seinem Eintreffen.
Niemand sprach den Oberaufseher an. Die anderen Wärter wußten, in welch einer Lage sich der Mann befand, und niemand wollte jetzt ein falsches Wort sagen McGivern rauchte hastig. Tief sog er den Zigarettenrauch in seine Lungen, doch das beruhigte ihn keineswegs, im Gegenteil, er wurde nur noch nervöser.
Als Frederick K, Bannister auftauchte, warf McGivern die Zigarette weg. Er brauchte nur in Bannisters Gesicht zu sehen, um zu wissen, was ihm bevorstand. Bannister blieb vor McGivern stehen. Der Zuchthausdirektor trug einen langen Regenmantel, der große feuchte Flecke aufwies.
Nicht einen Blick gönnte er dem Toten. Statt dessen sagte er: »Sie wissen, was das zu bedeuten hat, McGivern?«
Der Oberaufseher senkte den Kopf. »Ja, Sir.«
»Sie werden Ihren Job los sein und ich meinen wahrscheinlich auch. Es sei denn, wir finden diesen Sinclair wieder. McGivern, das ist der vierte Ausbruch. Ich hoffe, Sie sind sich darüber klar.«
»Natürlich, Sir.«
Bannister stemmte die Arme in die Hüften und drehte sich nach den anderen Männern um. »Hat jemand von Ihnen etwas gesehen?«
Allgemeines Kopfschütteln.
Ein grauhaariger Wärter sagte: »Wir hatten Mittagspause, Sir.«
»Und weshalb war Sinclair nicht bei den anderen?«
»Ich hatte ihn zum Strafdienst abgestellt, Sir«, meldete sich Titus McGivern.
Bannister fuhr herum. »Aus welchem Grund?«
»Sinclair hatte sein Soll nicht geschafft. Er sollte während der Pause durcharbeiten. Außerdem hatte es einen Streit mit Kubak gegeben. Er und Sinclair haben sich geprügelt. Sinclair hat Kubak bewußtlos geschlagen.«
»Das wird ja immer schöner!« brüllte Bannister. »Auch noch eine Prügelei, und alles während Ihrer Oberaufsicht, McGivern. Na, das gibt ein Protokoll. Warum haben Sie denn in den Streit nicht eingegriffen, wenn ich fragen darf.«
»Sir, es ging alles zu schnell. Als wir kamen, war der Kampf schon beendet.«
Frederick K. Bannister lachte hart. »Es wird Ihnen schwerfallen, McGivern, dies bei dem auf Sie zukommenden Disziplinarverfahren zu beweisen. Aber das ist im Augenblick sekundär. Es gibt also keine Zeugen, wie ich sehe. Ich möchte den Fall aber trotzdem noch einmal durchgehen. Laut Ihrem Befehl hat dieser Sinclair also die Pause durcharbeiten müssen.«
»Mit Joe Cramer als Wärter«, sagte McGivern.
»Gut. Aber weiter.« Bannister blickte auf den toten Wärter. Sein Blick saugte sich an dem Messer fest. Irgendwo hatte er dieses Ding schon mal gesehen. Aber wo? Bannister überlegte, kam aber zu keinem Resultat. Er schob den Gedanken zur Seite und wandte sich wieder an Titus McGivern. »Kennen Sie das Messer, mit dem Cramer umgebracht worden ist?«
»Nein, Sir.«
»Es hat also nicht Sinclair gehört?«
»Nein, Sir.«
»Sie scheinen sich aber verdammt sicher zu sein«, bemerkte Bannister spöttisch. »Aber lassen wir das. Wenn das Messer also nicht Sinclair gehört, wem dann?«
Die Frage lag in der Luft, doch keiner der Männer wußte eine Antwort.
Der Zuchthausdirektor ließ einige Zeit verstreichen, ehe er sagte:
»Wie es aussieht, gibt es nur eine Möglichkeit. Sinclair muß einen Helfer gehabt haben, der auch unter Umständen Cramers Mörder sein kann. Ich sage kann – nicht sein muß.« Bannister räusperte ich »Oder hat einer von Ihnen eine andere Vermutung?«
Die Männer schwiegen, und von den Gefangenen machte erst recht niemand den Mund auf.
»Okay, denn!« Bannister benannte drei Leute, die bei der Leiche bleiben sollten. Dann befahl er den Rückmarsch ins Zuchthaus.
»McGivern, Sie bleiben bei mir und fahren mit mir zurück. Kommen Sie!«
Wie ein gehorsamer Hund, so trottete Titus McGivern neben Bannister her. Ihm wurde manch schadenfroher Blick nachgeworfen und nicht nur von den Gefangenen. McGivern war auch bei seinen eigenen Kollegen nicht beliebt.
Bannister war mit einem Jeep gekommen. Er selbst hatte gefahren, setzte sich auch wieder hinter das Lenkrad, und McGivern nahm auf dem Beifahrersitz Platz.
Die Fahrt zum
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