GK0168 - Die Nacht des Schwarzen Drachen
ließ sich nichts anmerken.
Doch plötzlich schnellte er herum und warf die Bierdose in Richtung Tür.
Rander konnte nicht mehr erkennen, ob er sein Ziel getroffen hatte, denn ein Schatten wirbelte auf ihn zu, und ein mörderischer Schlag traf seinen Rücken oberhalb des Steißbeins.
Rander knallte gegen den Kühlschrank und fiel mit dem Oberkörper über die Platte. Ein irrsinniger Schmerz raste durch seinen Körper. Sein gesamter Rücken schien in eine Flammenwand eingehüllt zu sein.
Eine sehnige Faust riß Rander herum. Harte Finger klammerten sich in seine Schulter, und dann wurde Jim Rander durch das halbe Zimmer geschleudert, bis er auf das altersschwache Sofa fiel.
Jetzt erst konnte er die Männer sehen.
Sie waren zu zweit. Rote Masken bedeckten ihre Gesichter. Die Hemden standen vor der Brust offen. Zwei tätowierte Drachen prangten auf der Haut.
Jim Rander war noch immer unfähig zu sprechen. Er schnappte verzweifelt nach Luft. Irgend etwas mit seinen Rippen schien nicht in Ordnung zu sein. Jeder Versuch eines Atemzuges bereitete ihm höllische Schmerzen.
Mit einem Fußtritt fegte einer der Chinesen den kleinen vor dem Sofa stehenden Tisch zur Seite. Er krachte gegen die Wand und zerbrach. Die einzelnen Stücke blieben dicht neben der Bierdose liegen, die eine Beule aufwies.
Mühsam brachte Jim Rander einige Worte hervor. »Was – was wollt ihr?«
Die beiden Männer starrten ihn an. Mordlüstern funkelten die Augen hinter den Sehschlitzen.
Dann fragte der linke der beiden Typen: »Was hat er gesagt?«
»Wer?« ächzte Rander.
»Li Tse Feng.«
»Nichts hat er gesagt. Gar nichts.«
Eine Karatefaust schoß vor und stoppte haarscharf vor Randers Gesicht.
»Ein Schlag, und dein Schädel ist zertrümmert!«
Rander beugte sich so weit es ging auf dem Sofa zurück. Todesangst flackerte in seinem Blick.
»Nun? Wir warten nicht mehr lange. Du warst, bei ihm. Wir haben dich beobachtet.«
»Okay, ich rede. Er hat gesagt, die Verlobung wäre gelöst. Ich solle verschwinden.«
Die Karatefaust verschwand. »Und wie hat er den Tod seiner Tochter aufgenommen?«
Jim Randers Augen wurden groß. »Davon – davon weiß ich nichts.«
»Wir hatten ihm den Koffer geschickt.«
Rander öffnete den Mund, um zu sprechen. Plötzlich wurde ihm alles klar. Er erinnerte sich wieder an den großen Schrankkoffer, und darin sollte die Leiche…
Und ich bin schuld!
Die Erkenntnis schoß wie eine feurige Lohe in Rander hoch. Er hatte Suzys Tod auf dem Gewissen. Gewiß, er war ein brutaler Hund, aber Beihilfe zum Mord oder von einem Mord selbst, davon ließ er lieber die Finger.
»Ihr – ihr habt sie umgebracht?« flüsterte er.
»Ja. Aber was hat der Alte gesagt? Los, mach den Mund auf. Oder wir brechen dir sämtliche Knochen.«
»Er hat nichts gesagt, zum Teufel!« brüllte Jim Rander.
»Wenigstens nicht zu mir. Und jetzt haut ab, ihr Schweine, ihr dreckigen Mörder!«
Rander wollte aufspringen, doch der Schmerz in seinem Rücken ließ diese Bewegung gar nicht zu.
Die beiden Chinesen lächelten und blickten sich an. Dann redeten sie miteinander in einer Sprache, die Rander nicht verstehen konnte.
Aber er sah plötzlich etwas. Die Tätowierungen auf den Oberkörpern der Männer begannen sich zu verändern. Sie waren zuvor von einer bläulichen Farbe gewesen, wurden jetzt plötzlich schwarz und schienen zu glühen.
Fassungslos und entsetzt zugleich starrte Rander auf die beiden Männer.
Was er sah, ließ ihn an seinem Verstand zweifeln. Der Drachenkopf auf den Oberkörpern begann sich zu bewegen. Gierig riß der tätowierte Drache das Maul auf…
Rander drehte durch. Er riß all seine Kräfte zusammen und versuchte schreiend hochzuspringen.
Es klappte.
Er hatte den Schmerz besiegt.
Mit wirbelnden Fäusten stürzte sich Rander auf die beiden Chinesen. Eiskalt warteten diese den Angriff ab. Sie wichen geschmeidig aus, packten Randers Arme und…
Jim Rander brüllte!
Wehrlos fiel er zu Boden. Er konnte seine Arme nicht mehr gebrauchen.
»Man greift keine Diener des Schwarzen Drachen an«, sagte der Wortführer, griff hinter seinen Nacken und holte ein Messer hervor, das dort in einer Lederscheide gesteckt hatte.
Jim Rander lag auf dem Rücken. Ein wimmerndes Häufchen Elend, das um sein Leben bangte.
Die Schmerzen brachten ihn fast um den Verstand, doch er wurde nicht bewußtlos.
»Wir brauchen dich nicht mehr«, sagte der Chinese und hob den Arm mit dem Messer…
***
John Sinclair saß wieder in
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