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GK0168 - Die Nacht des Schwarzen Drachen

GK0168 - Die Nacht des Schwarzen Drachen

Titel: GK0168 - Die Nacht des Schwarzen Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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hinter dem langen Tresen war bis auf zwei chinesische Frauen leer. Sie warfen John ab und zu scheue Blicke zu. Der Geisterjäger fühlte, daß etwas in der Luft lag. Er vermeinte, aus zahlreichen Augen beobachtet zu werden, obwohl sich anscheinend niemand um ihn kümmerte.
    Schließlich trat ein kleiner Chinese auf sie zu. Er trug einen grauen Kittel, eine Kappe von der gleichen Farbe auf dem Kopf und hielt eine Schreibkladde in der Hand. Der Halter eines Kugelschreibers blitzte aus seiner Kitteltasche.
    »Was kann ich für Sie tun, Sir?« Der Mann sprach ein lupenreines Englisch.
    »Ich möchte gern Li Wang sprechen«, sagte John.
    Der Chinese behielt sein stereotypes Lächeln bei. »Bedaure, Sir, aber das ist nicht möglich.«
    »Und warum?«
    »Der sehr verehrte Li Wang ist nicht da.«
    Der Geisterjäger spürte den Ärger in sich hochsteigen. Das hatte er sich fast gedacht. Bestimmt ließ sich Li Wang verleugnen.
    Aber so ohne weiteres wollte sich John nicht abspeisen lassen.
    John zückte seinen Ausweis. »Scotland Yard. Ich bin nicht zu meinem Privatvergnügen hier. Also bringen Sie mich jetzt zu Li Wang.«
    »Ich kann nicht, Sir.« Der Chinese schüttelte den Kopf. »Er ist nicht da. Aber ich kann Sie zu Jay Lee bringen. Er vertritt Li Wangs Geschäfte.«
    »Okay«, sagte John.
    »Wenn Sie mir dann bitte folgen würden, Sir?«
    Der Chinese eilte am Tresen entlang und hob die Holzbarriere hoch. John und Suko gingen durch die breite Öffnung. Der Chinese hatte für Suko nur ein geringschätziges Lächeln übrig.
    Die Männer gingen in den Hintergrund des großen Waschsaals. Die Arbeiter beachteten sie gar nicht. Vor einer Eisenür blieb der Führer stehen. An der Wand hing ein Telefonapparat. Der Chinese nahm den Hörer, drückte auf einen weißen Knopf, wartete, bis sich jemand gemeldet hatte, und sagte dann ein paar Worte in seiner Heimatsprache.
    Das Gespräch dauerte vielleicht zehn Sekunden. Dann sagte der Chinese: »Bitte, folgen Sie mir. Der ehrenwerte Jay Lee erwartet Sie.«
    »Hast du verstanden, was er gesagt hat?« flüsterte John seinem Begleiter Suko zu.
    »Nein. Er sprach einen Dialekt, den ich nicht kenne.«
    Hinter der Tür begann ein Gang. Die Mauern waren aus roten Ziegelsteinen gefügt. Eine Lampe an der Decke spendete trübes Licht. Es reichte aber aus, um die Eisentreppe zu erkennen, die am Ende des Ganges nach oben in das nächste Stockwerk führte. Daneben befand sich wieder eine Metalltür, durch die man wohl in den Hof gelangte.
    Es ging aber die Treppe hoch.
    Die Metallstufen warfen die Echos der Schritte zurück. Der eiserne Handlauf war blank, ein Zeichen dafür, daß er oft benutzt wurde.
    Im nächsten Stockwerk nahm sie wieder ein Gang auf. Er war jedoch verputzt, und die einzelnen Türen, die links und rechts abzweigten, waren aus Holz.
    Auf einer stand Jay Lees Name.
    Der Chinese trat zuerst in den Raum, hielt einladend die Tür auf und verbeugte sich, als John und Suko an ihm vorbeigingen. Hinter einem Schreibtisch erhob sich Jay Lee.
    Der Mann sah aus wie ein Manager. Korrekt sitzender graublauer Anzug, das Hemd aus Seide, genau wie die unifarbene Krawatte. Eine Hornbrille zierte das Gesicht des mittelgroßen Mannes, und das Haar war sauber gescheitelt.
    Das Büro war nüchtern, aber doch gemütlich eingerichtet. An den Wänden hingen Bilder aus dem alten China. Der Schreibtisch jedoch war modern, genau wie die kleine Sitzgruppe.
    »Sie wünschen mich zu sprechen?« sagte Jay Lee.
    Seine Stimme klang kultiviert und war von einer gewissen Unaufdringlichkeit.
    »Ja«, sagte John und stellte sich nochmals vor.
    »Aber bitte, nehmen Sie doch Platz, Mr. Sinclair. Oder soll ich Oberinspektor sagen?«
    »Das überlasse ich Ihnen.«
    »Danke.«
    Suko bot der Mann keinen Platz an. Er beachtete ihn nicht einmal. John lehnte angebotene Getränke ab, bat aber darum, rauchen zu dürfen.
    »Aber selbstverständlich, Mr. Sinclair. Was rauchen Sie gern, Zigaretten, Zigarren…«
    »Danke, Mr. Lee, ich habe meine eigenen.«
    »Bitte.«
    Jay Lee hatte ein abwartendes, geschäftsmäßiges Lächeln aufgesetzt, und John Sinclair war klar, daß dieser Mann ein verdammt harter Brocken werden würde. Er beobachtete den Chinesen über die Flamme seines Feuerzeugs hinweg.
    Zu Johns Verwunderung begann Jay Lee das Gespräch. »Nun, Mr. Sinclair«, sagte er. »Was kann ich für Sie tun? Bitte, fassen Sie sich kurz, ich habe noch einen Termin.«
    »Eigentlich wollte ich ja Li Wang sprechen«, sagte John und

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