GK0176 - Der Alptraum-Friedhof
Zigarette an. Er machte sich Sorgen um den Kommissar. Wenn Mallmann wirklich auf den lebenden Toten gestoßen sein sollte, dann hatte er es bestimmt nicht geschafft, die Horrorgestalt zu besiegen. Und es lag durchaus im Bereich des Möglichen, daß Mallmann…
Aber daran wollte John gar nicht denken.
»Die hiesige Polizei haben Sie noch nicht eingeschaltet?«
»Nein, wir wollten erst Ihre Ankunft abwarten.«
»Wer hat denn nach Kommissar Mallmann gesucht?«
»Mein Sohn und ich. Wir sind die beiden einzigen, die über die Vorgänge informiert sind. Ich habe meinen Sohn bewußt eingeweiht. Er ist ein kräftiger junger Mann, der auch mal zupacken kann, wenn es darauf ankommt.«
Gedankenverloren stieß John Sinclair den Rauch aus. »Sie haben nur auf dem Friedhof gesucht?«
Harry König schüttelte den Kopf. »Nicht nur. Auch in der näheren Umgebung. Aber hier in der Nähe gibt es eine Menge Verstecke, und wenn Kommissar Mallmann…«
Der Hotelier schwieg plötzlich, als hätte er bereits zu viel gesagt. Er blickte John Sinclair an. »Was werden Sie jetzt unternehmen, Oberinspektor?«
»Erst einmal auf mein Zimmer gehen und mich etwas frisch machen. Danach sehe ich mir den Friedhof an. Und ich möchte gern, daß Sie mitkommen, Herr König.«
Der Hotelier nickte zögernd.
John grinste. »Haben Sie Angst?«
»Komisch ist es schon.«
»Sie werden es überleben.«
John nahm seinen Lederkoffer. Harry König wieselte um die Bar herum. »Warten Sie, Herr Oberinspektor, ich zeige Ihnen den Weg.« Harry König ging vor John die Wendeltreppe hoch in die erste Etage. Dort betraten sie einen hellen freundlichen Gang. Alles war sauber, wirkte wie geleckt.
»Zimmer sechs, bitte schön, der Herr«, sagte Harry König und schloß die Tür auf.
John trat ein.
Die Einrichtung war nicht übermäßig luxuriös, aber solide. Ein Bett mit hohem Federkissen, Leselampe, Telefon, ein Schrank, daneben ein kleiner Schreibtisch mit Stuhl davor und das große Fenster, durch dessen saubere Scheibe man einen herrlichen Blick über die Höhen des Schwarzwaldes hatte.
»Die Dusche und die Toilette sind gleich hier«, sagte König und öffnete eine schmale Tür neben dem Schrank.
John bedankte sich mit einem Lächeln. »In einer halben Stunde bin ich wieder unten«, sagte er.
»Ich werde auf Sie warten, Herr Sinclair.«
Lautlos schloß der Hotelier die Tür hinter sich.
John stellte seinen Koffer auf den Schreibtisch und öffnete den Deckel. Unter der Wäsche lag noch ein zweiter schmaler Aktenkoffer, der gewisse Gegenstände enthielt, die zur erfolgreichen Bekämpfung der Dämonen unerläßlich waren.
John Sinclair ließ diesen Koffer vorerst unangetastet. Er legte sich statt dessen frische Wäsche heraus, knöpfte sein verschwitztes Hemd auf und zog es sich über den Kopf.
Da klopfte es.
John runzelte die Stirn, warf das Hemd aufs Bett und rief: »Herein!« Ein junger Mann trat über die Schwelle. Die Ähnlichkeit mit Harry König war unverkennbar. Der junge Mann hatte das gleiche schwarze Haar, die etwas aufgeworfenen Lippen und die rosige Gesichtsfarbe. Er trug ein T-Shirt und eine Jeanshose, die von einem breiten Gürtel über den Hüften festgehalten wurde. Den rechten Arm hatte der junge Mann angewinkelt. Zwei flauschige Handtücher hingen darüber und verdeckten sogar noch die Finger.
Der junge Mann blieb an der Tür stehen.
»Sie wünschen?« erkundigte sich John.
»Ich bin Dieter König. Mein Vater schickt mich. Er hat vergessen, frische Handtücher ins Bad bringen zu lassen.«
John lächelte. »Oh, vielen Dank.« Er zeigte auf die offenstehende Tür zur Dusche. »Legen Sie sie einfach irgendwo hin.«
König junior schloß die Tür und ging auf die Tür zur Dusche zu. Seine Schritte waren seltsam steif, der Gang eckig. John bemerkte es mit Erstaunen, kümmerte sich aber nicht darum.
Er nahm seine Uhr ab, trat an den Nachttisch und wollte die Rolex darauflegen, als ihn ein Luftzug herumfahren ließ.
Dieter König hatte mit einem Ruck die Handtücher von seinem rechten Arm geschleudert, und dafür funkelte jetzt in seinen Fingern die Klinge eines Stiletts…
***
John Sinclairs Augen verengten sich. »Mach keinen Unsinn, Junge«, sagte er scharf.
Dieter König lachte. Es klang hohl und kichernd zugleich. »Und ob ich Unsinn machen werde. Ich werde dich aufschlitzen, denn Schnüffler können wir hier nicht brauchen. Die Nacht, in der Bakuur erscheinen wird, muß nur ihm allein gehören.«
»Und du glaubst, daß
Weitere Kostenlose Bücher