GK0176 - Der Alptraum-Friedhof
Schultern und Händen, die zupacken konnten.
Jetzt hob er einen Arm und streichelte den Rücken seiner Frau. »Also ehrlich gesagt, nach diesem Schreck könnte ich dich direkt…«
Karin Steiner wandte den Kopf. Ihre Augen blickten vorwurfsvoll. »Aber Richard – doch nicht jetzt.«
»Warum denn nicht. Denkst du, ich habe Lust, nur in der Nacht und dann womöglich noch bei Dunkelheit mit dir zu schmusen? Himmel, das hat meine Großmutter immer gemacht, und weil die Nächte oft lang und dunkel waren, sind auch sechs Kinder dabei herausgekommen.«
»Richard, jetzt hör aber auf«, rief Karin Steiner. »Du weißt, daß ich es nicht leiden kann, wenn du so redest.«
»Brich dir nur keinen ab.«
Richard Steiner stand auf und suchte in den Hosentaschen seiner engen Jeans nach Zigaretten. Er fand ein verknautschtes Päckchen, und als er den Glimmstengel hervorholte, mußte er ihn erst zurechtbiegen.
Steiner steckte sich die Filterlose zwischen die Lippen und zündete sie an.
Rauchend schlenderte er zum Fenster, während Karin in ihrer Beschäftigung fortfuhr.
Vor dem Fenster blieb Richard Steiner stehen. Aus gespitzten Lippen blies er den Rauch gegen die Scheibe. Die Gardine hatte er vorher zur Seite gezogen.
Draußen war es mittlerweile schon dunkel geworden, und doch bemerkte Richard Steiner einen hellen, etwas gelblich schimmernden Schein, der über dem Himmel geisterte.
Er drehte den Kopf, um so besser sehen zu können und den Ursprung der Lichtquelle zu ergründen.
Es war aber nichts zu erkennen.
Steiner wollte das Fenster öffnen. Seine Hand näherte sich dem Griff. »Du, Ritchie, was machen wir denn heute abend?« fragte Karin.
Steiners Hand blieb auf dem Fenstergriff liegen. »Was schon? Das gleiche wie gestern. Unten rumsitzen und Bier trinken. Der Wein schmeckt mir ja nicht.«
»Wir könnten ja auch mal ins Kino gehen«, schlug Karin vor. »Hast du sonst noch Wünsche? Das kann ich auch bei uns in Herne. Aber eins sage ich dir, im nächsten Jahr, da fahren wir hin, wo ich es will. Entweder nach Spanien oder nach Italien. Ich will mal wieder richtig einen drauf machen.«
»Ja, Richard«, erwiderte Karin Steiner ergeben und fragte sich wie schon so oft in ihrer kurzen Ehe, weshalb sie diesen Mann eigentlich geheiratet hatte, der doch der krasse Gegensatz zu ihr war. Karin Steiner ahnte nicht, daß sie sich deshalb schon bald keine Sorgen mehr zu machen brauchte.
Richard hatte endlich den Hebel nach unten gedrückt und zog die rechte Hälfte des Fensters auf.
Eine seltsame stickige Luft strömte in den Raum.
Noch immer lag das gelbliche Leuchten über der Landschaft. »Was ist das denn«, sagte Steiner und beugte sich aus dem Fenster, um der Sache auf den Grund zu gehen.
Noch in der gleichen Sekunde brüllte er auf.
Sein Schrei riß Karin Steiner vom Bett hoch. Sie sah, wie ihr Mann vom Fenster wegtaumelte und beide Hände vor das Gesicht gerissen hatte.
Steiner wankte durch das Zimmer, polterte gegen den Schrank und fiel mit dem Gesicht nach vorn zu Boden.
Da hörte auch sein Herz auf zu schlagen.
Die magische Falle, die Bakuur um das Hotel gelegt hatte, hatte ihr erstes Opfer erwischt.
Karin Steiner hatte bisher starr vor Entsetzen dem grauenhaften Geschehen zugesehen. Doch als sie begriff, was vorgefallen war, bekam sie einen Schreikampf.
***
Plötzlich hatte Bakuur John Sinclair entdeckt!
Wie vom Donner gerührt, blieb er stehen, ungefähr drei Meter von John entfernt. Die starren bernsteingelben Augen fixierten den Geisterjäger.
Auch der lebende weibliche Leichnam war stehengeblieben. Und dann begann ein heftiges Kräftemessen. Der kleine Dorffriedhof wurde zum Schlachtfeld eines magischen Zweikampfes zwischen Dämon und Mensch.
Wer würde den Sieg für sich entscheiden können?
John Sinclair spürte den Anprall der ungeheuren magischen Energie. Und wieder hatte der Oberinspektor das Gefühl, die Welt würde über ihm zusammenbrechen und ihn in einen finsteren Abgrund reißen. Völlig bewegungslos lag John Sinclair auf dem Grabhügel, nicht fähig, sich gegen einen körperlichen Angriff zu wehren. Doch die Attacke blieb aus.
Bakuur kam nicht näher an seinen Feind heran. Zu stark war das magische Feld, das der silberne, geweihte Dolch aufgebaut hatte. Es lag um John wie ein unsichtbarer Panzer. Es absorbierte auch einen Teil der magischen Wellen.
Mittlerweile war es fast dunkel geworden, und John konnte die beiden Unheimlichen nur in den Umrissen erkennen, bis auf die Augen des
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