GK0180 - Der schwarze Würger
Schweiß.
»Jonny, was ist denn? Warum hast du denn das Licht angemacht?« Nanettes verschlafene Stimme riß Jonny Reno aus seiner Panik. Das Girl wälzte sich träge auf die Seite. Die Decke rutschte ein Stück nach unten, und Jonny konnte die kleinen, hochangesetzten Brüste der Französin sehen.
Aber dafür hatte er jetzt keiner Blick.
»Halt die Schnauze!« schrie er das Girl an. »Los, steh auf, verdammt, und zieh dich an!«
»Aber Jonny, was…?«
»Steh auf!« brüllte Reno.
»Ja, ja, ist schon gut.«
Nackt, wie sie war, schwang sich Nanette aus den Federn und ergriff ein über der Stuhllehne hängendes Badetuch, das sie sich rasch um den Körper schlang.
Vom Schlafzimmer konnte man direkt ins Bad gelangen. Nanette huschte durch die offenstehende Tür, und schon bald rauschte die Dusche.
Jonny Reno aber saß in seinem Bett wie ein Häufchen Elend. Der Auftritt des Unheimlichen hatte ihn geschockt bis in den letzten Nerv. Nanette brauchte nur wenige Minuten Ängstlich lehnte sie am Türrahmen und schüttelte ihr Haar.
»Was war denn los?« fragte sie schüchtern.
»Frag nicht so dämlich!« zischte der Dealer und stand ebenfalls auf. Er ging an Nanette vorbei, ohne sie eines Blickes zu würdigen. Hart knallte er die Tür des Badezimmers hinter sich zu.
Nanette hob die wohlgerundeten Schultern. Dann ließ sie das Badetuch fallen und griff nach ihrer Kleidung. Mit grazilen Bewegungen streifte sie sich Hot Pants und T-Shirt über. Dabei fiel ihr Blick auf das Bett, und sie entdeckte den Zettel.
Neugierde war eine von Nanettes großen Eigenschaften. Ihr Arm zuckte vor, und schon hielt sie den Zettel in der Hand.
Ihre Augen wurden groß, als sie die Worte las. Als wäre der Zettel glühend heiß, so schnell ließ sie ihn fallen. Ihr angstvoller Blick streifte die Badezimmertür, doch Jonny war noch nicht zu sehen. Nanette biß sich auf die Lippen. Sie überlegte, wie sie sich am besten verhalten sollte, und kam zu dem Entschluß, Jonny Reno gegenüber nichts zu erwähnen. Sie hoffte nur, daß ihre schauspielerischen Qualitäten ausreichten.
Als Jonny Reno frisch geduscht und gekämmt zurückkam, saß Nanette auf dem Bett und blätterte in einem Herrenmagazin. Lächelnd drehte sie den Kopf.
»Du bist schon fertig, Darling?«
»Ja«, erwiderte Reno einsilbig und zog sich an. Dann schob er die Vorhänge zur Seite.
Das Wetter war schlecht. Es regnete Bindfäden. Die Wolken hingen schwer und tief am Himmel. Dunstschleier wehten zwischen den angepflanzten Tannen.
Reno wohnte in einem Bungalow. Der Bau lag auf einem künstlich aufgeschütteten Hang und hatte mit Pool ein Schweinegeld gekostet. Außer Reno lebte noch Tom, sein Leibwächter und Hausfaktotum, mit ihm im Haus.
Tom war ein Typ, der erst schlug und dann dachte. Genau richtig für Jonny Reno.
Reno griff nach den Zigaretten. Er zündete sich eine an. Rauchend ging er aus dem Zimmer. Nanette folgte ihm.
Tom hatte den Frühstückstisch im Wintergarten gedeckt. Es hatte lange gedauert, bis der grobschlächtige Kerl die entsprechenden Manieren angenommen hatte.
Als Tom Nanette sah, flog ein anzügliches Grinsen über sein Gesicht. Die Kleine gefiel ihm, und er bekam meistens die Girls, die Jonny abgelegt hatte.
Nanette bemerkte den Blick und fröstelte.
Schweigend setzte sie sich Jonny Reno gegenüber. Der Dealer griff nach den Morgenzeitungen. Er überblätterte die ersten Seiten und las nur den lokalen Teil aus London. Diesen aber sehr intensiv. »Kaffee, Madam?« fragte Tom.
Nanette nickte.
Tom stellte eine kleine Kanne vor Nanette auf den Tisch. Wieder grinste er auf seine impertinente Art.
Tom war ein großer Kerl. Er hatte breite Schultern und glatte, nach Pomade riechende Haare, die wie angeklebt auf dem Kopf lagen. Er trug einen weitgeschnittenen Pullover und eine alte, ausgebeulte Cordhose.
Tom paßte in den eleganten Wintergarten wie die Faust aufs Auge. Nanette trank einen Schluck Kaffee. Er war stark und bitter. Sie süßte ihn mit Zucker.
Jonny Reno las noch immer. Für Nanette hatte er keinen Blick. Das Girl nahm eine Scheibe Toast, häufte Butter und Marmelade darauf und begann zu essen.
Sie hatte den ersten Bissen gerade im Mund, als es klingelte. Jonny Reno ließ die Zeitung sinken. »Sieh nach, wer da ist, Tom!« sagte er.
Tom, der im Hintergrund gewartet hatte, verschwand.
Nach nicht einmal einer Minute kam er zurück. »Da ist ein Bulle von Scotland Yard«, meldete er.
Reno verzog das Gesicht. »Ist er
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