GK0180 - Der schwarze Würger
allein?«
»Ja.«
»Dann sag ihm, er soll mit seinen Kollegen wiederkommen. Ich habe eine harte Nacht hinter mir und liege noch im Bett.«
»Okay, Boß.«
Tom verschwand grinsend.
***
Auf John Sinclairs Trench perlten die Wassertropfen. Er hatte seinen Wagen vor dem Haus geparkt und war bis zur Haustür über einen schmalen Plattenweg gelaufen.
Jetzt wartete er darauf, daß man ihn einließ. Renos Leibwächter hatte ihm die Tür vor der Nase zugeknallt. John hatte schon beschlossen, sich den Burschen später genauer anzusehen.
Der Gorilla kam zurück. Ein Ausdruck von Schadenfreude lag auf seinem Gesicht.
»Der Boß ist nicht zu sprechen«, verkündete er.
»Hast du ihm gesagt, daß ich von der Polizei bin?«
»Sicher. Aber der Boß schläft.«
John lächelte harmlos. »Davon möchte ich mich doch gern selbst überzeugen«, erwiderte er und wollte sich an dem Gebirge von Mensch vorbeidrücken.
Doch dagegen hatte Tom etwas. Seine flache Hand zielte auf Johns Gesicht, und sie hätte auch getroffen, wenn der Oberinspektor nicht so auf Draht gewesen wäre.
Er nahm den Kopf zur Seite.
Durch den eigenen Schwung taumelte der Gorilla gegen den Geister-Jäger.
Tom wollte den ihm verhaßten Bullen umklammern, doch John hob den rechten Fuß und trat dem Gorilla kräftig auf die Zehen. Tom jaulte, ging in die Knie und präsentierte seinen Fleischnacken. Sinclair konnte nicht widerstehen. Die gestreckte Handkante traf richtig.
Tom legte sich schlafen. Er hatte anscheinend heute seinen müden Tag. John packte ihn an Kragen und Hosenbund, und mit genügend Schwung beförderte er ihn auf den regennaß glänzenden Rasen. Dann betrat der Oberinspektor das Haus und schloß die Tür hinter sich.
Er kam sich in der großen, modern eingerichteten Diele ziemlich verloren vor. Aber wo steckte Jonny Reno?
Zwei Sekunden später wußte John Bescheid.
»Ist der Bulle weg?« hörte er eine barsche Männerstimme.
John grinste und ging dem Ruf der Stimme nach. So landete er im Wintergarten.
Reno wäre bald vor Schreck die Tasse aus der Hand gefallen, als er Sinclair sah.
»Ihr Zerberus liegt vor der Tür«, meinte John und setzte sich.
Reno lief rot an. »Haben Sie überhaupt einen Hausdurchsuchungsbefehl?« schrie er.
»Moment, Mister«, sagte John, »bleiben Sie friedlich. Habe ich etwas davon gesagt, daß ich Ihr Haus durchsuchen will?«
»Nein, das nicht. Aber…«
»Kein Aber«, sagte John Sinclair hart. »Ich will lediglich mit Ihnen reden.« John holte seinen Ausweis hervor und warf ihn auf den Tisch. »Damit Sie sehen, Mister Reno, mit wem Sie es zu tun haben. Und jetzt wollen wir wie zwei erwachsene Männer miteinander reden.«
Jonny Reno warf einen Blick auf den Ausweis, sah dann Nanette an und zischte: »Verzieh dich.«
Nanette stand auf. In den Hüften wiegend ging sie zur Tür. Dort drehte sie sich noch einmal um und warf John Sinclair einen einladenden Blick zu. Dieser blondhaarige Polizist war genau ihr Typ. Aber das hatte bei Nanette nicht viel zu sagen.
John steckte seinen Ausweis wieder ein. »Sie können sich denken, weshalb ich gekommen bin?« fragte er.
Reno nickte. »Ja, wegen Perry. Aber ich kann Ihnen sagen, ich weiß nichts. Ich habe schon in der Nacht mit was weiß ich für Bullen gesprochen, und, zum Teufel noch mal, ich habe keine Ahnung. Ich weiß nicht, wer Perry umgelegt hat. Ich war es jedenfalls nicht.«
»Das behauptet auch keiner, Mister Reno, obwohl die Reaktion Ihres Leibwächters auch Sie verdächtig macht. Aber darum geht es mir gar nicht. Ich will auch nicht wissen, wo sie sich den gesamten Abend über genau aufgehalten haben. Nein, ich habe eine andere Frage: Kennen Sie den schwarzen Würger?« Die Frage hatte gesessen.
Renos Augen wurden plötzlich groß. Seine Mundwinkel zuckten. Scharf sog er die Luft ein, und John Sinclair wußte auch ohne eine Antwort bereits Bescheid.
Doch Jonny Reno erwiderte: »Tut mir leid, nie davon gehört. Ist das vielleicht ein neuer Film?«
»Ich wollte, es wäre so«, erwiderte John. »Sie bleiben also dabei. Sie haben noch nie etwas von dem schwarzen Würger gehört?«
»Ja. Und jetzt lassen Sie mich in Ruhe frühstücken.«
»Dem steht nichts mehr im Wege, Mister Reno.«
Der Dealer wunderte sich, als John Sinclair aufstand. »Mehr wollten Sie nicht?« fragte er mißtrauisch.
»Nein. Warum? Haben Sie etwas zu verbergen? Ihre anderen Geschäfte fallen nicht in mein Ressort. Sollte ich allerdings durch Zufall etwas
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