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GK0196 - Die Spinnen-Königin

GK0196 - Die Spinnen-Königin

Titel: GK0196 - Die Spinnen-Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Muskelpakete und stämmige Schenkel, dabei beweglich wie eine Raubkatze.
    Der Kopf war zum Körper verhältnismäßig klein. Die Haare konnte man bei Suko schon zählen, trotzdem kämmte er sie jeden Morgen von einer Seite zur anderen. Sein Gesicht zeigte einen gutmütigen Ausdruck, und so seltsam es auch war, Suko hatte sich mit allen Kindern auf der Etage angefreundet.
    Der Chinese grinste John erfreut an und gab den Weg frei. Er hatte mal wieder den Wohnraum zweckentfremdet und einen hartborstigen Besen aufgestellt, an dem er seine Handkante stählte.
    »Hör auf mit deinem Training«, sagte John. »Heute abend gibt es wahrscheinlich Arbeit.«
    »Und?«
    John Sinclair berichtete dem Chinesen, was anlag. Suko hörte geduldig zu, und als er den Namen Madame Wu vernahm, blitzte es in seinen Augen auf.
    John hatte die Reaktion bemerkt. »Kennst du die Dame?«
    »Ja.«
    »Erzähl.«
    »Du weißt, John, es gibt in unserem Volk sehr viele Geschichten und Legenden. Eine davon handelt von einer Frau, die sich die Königin der Spinnen nennt. Die Legende ist schon uralt, und diese Frau muß es ebenfalls sein. Weißt du, wie sie heißt?«
    Johns Gesichtsausdruck hatte sich verschlossen. »Ich kann es mir denken. Madame Wu.«
    »Genau.«
    »Dann ist sie also die Königin der Spinnen«, folgerte John Sinclair weiter.
    Suko lächelte. »Nicht nur das.«
    »Sondern?«
    Suko wartete, ehe er antwortete. Dann sagte er mit leiser Stimme. »Madame Wu ist selbst eine Spinne…«
    ***
    Die Zwillinge hatten alles gut vorbereitet.
    Ihr Boot war ein kleiner Kahn mit einem Zehn-PS-Motor, den sie im Yachthafen abgestaubt hatten. Um diese Zeit konnte man Boote stehlen, daß es eine Freude war. Die Zwillinge hatten unter allen Klassen aussuchen können. Der Tank des Bootes war voll, und mit der Gelassenheit eines alten Skippers steuerte Jim Fletcher den Kahn auf die schmutzigen Fluten der Themse hinaus.
    Sein Bruder stand neben ihm und rauchte eine Zigarette. Sie fuhren dicht am Ufer entlang und auch nur mit halber Kraft. Ihr Plan war einfach. Sie wollten am Heck des Schiffes einsteigen, sich unter die Gäste mischen, und wenn zum allgemeinen Aufbruch gerüstet wurde, sich so lange versteckt halten, bis Madame Wu nur noch allein auf ihrem Kahn war.
    Was dann folgen sollte, konnte man guten Gewissens mit dem Wort »Abräumen« bezeichnen.
    Die Zwillinge trugen für ihren Einsatz Spezialkleidung. Weite Kunststoffoveralls von dunkelgrüner Farbe. Die Overalls hatten einen durchgezogenen Reißverschluß, man konnte blitzschnell aus ihnen hinausschlüpfen.
    Darunter trugen die Zwillinge Smokings. Elegant und nach der neuesten Mode geschnitten. Passende Schuhe hatten sie sich in die Overalltaschen gesteckt.
    Und auch ihr Aussehen hatten die Fletcher-Brüder verändert. Dunkelhaarige Perücken, angeklebte Schnurrbarte und bei Jim Fletcher künstliche Wangen, die sein Gesicht wesentlich voller erscheinen ließen. So hofften sie den unter Umständen anwesenden Bullen aus dem Weg gehen zu können.
    Joe Fletcher schnippte seinen Zigarettenstummel ins Wasser, wo er zischend verlosch.
    Noch hatten sie Zeit.
    Auf ihrem kleinen Boot brannten bereits die Positionslampen, denn mittlerweile war es dunkel geworden. Auch der Schiffsverkehr hatte nachgelassen, nur hin und wieder rauschte noch ein schwerer Schlepper flußabwärts durch die Fluten. Dann warfen die Wellen das Boot der Fletchers jedesmal auf und nieder. Die Zwillinge hatten immer das Gefühl, ihre Mägen würden in die Kehlen steigen.
    Joe mußte sich sogar einmal übergeben.
    »Mist«, sagte er und wischte sich über die Lippen. »Man ist eben nichts Gutes mehr gewohnt.«
    Sein Bruder lachte. Ihm ging es zwar auch nicht gerade blendend, aber es war auszuhalten.
    »Wie weit ist denn noch, zum Teufel?« fragte Joe. Sie hatten die Docks und Hafenanlagen bereits hinter sich gelassen und befanden sich in der Höhe der Londoner Vororte.
    »Keine zwei Meilen mehr«, kam die Antwort. »Du weißt ja, daß wir die letzte Strecke rudern müssen.«
    »Ja, leider.«
    »Kannst ruhig mal was für deine Figur tun«, sagte der am Steuer stehende Jim. Er nahm einen Schluck aus seiner Kaffeeflasche. Sie war gut isoliert und hielt die braune Brühe lange warm.
    Gefährliche Waffen trugen die Zwillinge nicht bei sich. Sie verabscheuten die rohe Gewalt. Ihre Coups hatten sie bisher so durchgeführt, daß nie ein Schuß gefallen war. Es hatte auch keine Schwerverletzten gegeben. Sie hatten höchstens mal Beulen verteilt,

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