GK0215 - Die Rache des Kreuzritters
Rainer Schröder. »Du kannst es nicht schaffen!«
Kramer lachte. »Nicht jeder ist solch ein Feigling wie du, Rainer. Laß mich nur machen. Ich werde euch von dem verdammten Ritterspuk befreien.«
Michael Kramer lachte und bewegte sich zur Tür.
»Nicht, Micha, bleib hier!« schrie Irene Held.
Kramer hörte nicht. »Ihr könnt ja zusehen, ihr Feiglinge«, rief er. »Streckt eure Schädel aus dem Fenster, da könnt ihr sehen, wie ich den Kreuzritter zur Hölle schicke.«
Er begann zu lachen, zog die Tür auf, huschte aus dem Zimmer und knallte die Tür wieder hinter sich zu.
Rainer Schröder und Irene Held blickten sich an. »Was machen wir denn jetzt?« flüsterte Irene.
»Wir müssen ihn laufenlassen«, entgegnete Rainer mit schmerzverzerrtem Gesicht. »Dieser verdammte Idiot. Der hätte mir doch bald den ganzen Leib eingetreten. Komm, hilf mir mal.«
Irene lief zu ihrem Freund und stützte ihn. Mühsam wankte Rainer zum Bett und ließ sich darauffallen. »Dieser Narr rennt in sein eigenes Verderben!« keuchte er.
»Soll ich John benachrichtigen?« fragte Irene.
»Nein, wir bleiben hier. Wir sind in diesem Zimmer noch am sichersten. Vielleicht läuft Michael John Sinclair auch in die Arme. Dann wäre alles in Ordnung.«
Irene nickte unter Tränen. »Hoffentlich«, flüsterte sie und barg weinend ihren Kopf an Rainers Schulter.
***
In Michael Kramer loderte die Flamme des Hasses. Und mit jeder Stufe, die er hinter sich brachte, wurde die Flamme stärker.
»Ich werde ihn vernichten!« knirschte er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. »Diese verdammte Bestie hat mir Paulette genommen!«
Michael lachte bitter vor sich hin.
Die Beretta hielt er in der rechten Hand. Hart spannten sich seine Finger um den Griff. Weiß und spitz stachen die Knöchel hervor. Obwohl Michael noch nie mit einer Waffe geschossen hatte, war er fest davon überzeugt, damit auch umgehen zu können.
Im Notfall kann der Mensch alles, sagte er sich. An seine beiden Freunde dachte er nicht mehr. Für ihn waren sie Feiglinge. Sich einfach in das Turmzimmer zu verkriechen und abzuwarten, bis John Sinclair zurückkam.
Sinclair! Das war auch so ein Typ. Wunderdinge wurden von ihm erwartet. Er würde sie wohl kaum vollbringen können. Wahrscheinlich hatte der Kreuzritter ihn längst in zwei Hälften gespalten.
Michael Kramer dachte gar nicht daran, daß auch er unterliegen konnte. Er fühlte sich mit der Waffe in der Hand so siegessicher, daß er sich schon ausmalte, wie er den Ritter erledigen würde.
Doch vor den Erfolg haben die Götter bekanntlich den Schweiß gesetzt. Und das hieß in Michaels Fall: Er mußte den Kreuzritter erst einmal finden.
Michael Kramer ging die letzten Stufen der Wendeltreppe hinunter. Dann stand er vor der offenen Falltür. Er schaute in die dunkle Tiefe, konnte jedoch weder von John Sinclair noch von dem Kreuzritter etwas hören oder sehen.
Michael verließ den Turm.
Noch immer warf der Mond sein silbernes Licht auf die Erde, ließ den Burghof ausschauen wie eine riesige Arena.
Mit staksigen Schritten betrat Michael Kramer den Burghof. Der rechte Arm mit der Waffe hing locker an seiner Seite herab. Die Luft hatte sich abgekühlt.
Wind war aufgekommen und brachte die herrliche Frische des nassen Waldes mit.
Davon merkte Michael nichts. Er dachte nur an seine Rache. Und die allein fraß in ihm wie eine alles verzehrende Flamme.
Mitten auf dem Burghof blieb er stehen.
Eine einsame Gestalt, die mit dem Mörder seiner Freundin abrechnen wollte.
Und doch praktisch ohne Chancen war…
Noch einmal holte Michael Kramer tief Luft.
Dann schrie er: »Mörder! Verdammter Mörder! Komm raus aus deinem Versteck! Zeige dich endlich! Du Mörder!«… Order… Order…
Die Echos hallten durch die Nacht und verloren sich weit über den Berggipfeln.
Der Kreuzritter kam nicht.
Michael ließ einige Zeit verstreichen.
Dann rief er wieder.
Diesmal lauter als zuvor.
Seine Stimme erreichte die im Turm Zurückgebliebenen. Irene Held und Rainer Schröder steckten die Köpfe aus dem Turmfenster. Irene winkte. Sie machte Zeichen, wollte den Wahnsinnigen zurückholen, doch Michael Kramer blickte gar nicht hoch.
Er wartete auf den Ritter!
Und der Unheimliche kam!
Zuerst war nur das Getrappel der Hufe zu vernehmen. Das Pferd stampfte so laut auf, daß Michael das Gefühl hatte, der Boden würde in Bewegung geraten.
Dann erst sah er den Ritter.
Er kam hinter dem Längsflügel der Burg hervorgesprengt. Wieder
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