GK0215 - Die Rache des Kreuzritters
sprang zurück, und die Klinge verfehlte.
Der Kreuzritter stieß einen Wutschrei aus. Er konnte sich in seiner Rüstung nicht so bewegen wie John Sinclair, der seine Geschicklichkeit voll ausspielte.
Dem nächsten Streich entging er durch einen Sidestep. Dicht an seiner rechten Schulter fuhr die Klinge vorbei.
John Sinclair duckte sich, schnellte dann vor und bekam ein Bein des Kreuzritters zu fassen. Seine Finger umklammerten das Metall der Rüstung.
John zog mit aller Macht.
Er riß den Kreuzritter von den Beinen. Es sah grotesk aus, wie er mit seiner Rüstung fiel. Die beiden Kämpfenden befanden sich dicht an der Mauer, und der Ritter schlug mit dem Rücken gegen das Gestein, bevor er auf den Boden prallte.
Ehe er seine Überraschung überwunden hatte, war John Sinclair über ihm.
Mit einer kaum zu erkennenden Bewegung stopfte er dem Unheimlichen sein geweihtes Kreuz zwischen die häßlichen Zähne. Das Kreuz drang tief hinein in das Maul des Ritters, der aufbrüllte und sich verzweifelt hin und her warf.
Die Wirkung des magischen Silbers bekam auch er zu spüren. Das Kreuz konnte ihn zwar nicht töten, aber doch schwächen.
Und John bekam seine Chance.
Dicht vor sich sah er die bleichen Knochenfinger schimmern. Noch hielten sie den Griff des Schwertes umklammert, doch John bog mit einem wahren Kraftakt die Finger zur Seite.
Und er schaffte es.
Das Schwert rutschte dem Ritter aus der Hand.
John Sinclair packte mit beiden Fäusten zu.
Jetzt hatte er die Waffe!
Du mußt ihm gegen den Schädel schlagen!
Der Oberinspektor sprang zurück. Das Schwert war sehr schwer. John bekam es kaum hoch. Aber die Angst, doch noch zu verlieren, schien ihm gewaltige Kräfte zu verleihen.
Alexander von Rochas, der mordende Kreuzritter, wußte, was die Stunde geschlagen hatte. Er kannte den Fluch auch, und plötzlich hatte er Angst.
Schwerfällig kam er hoch. Das Silber machte ihm immer noch sehr zu schaffen. Es lähmte zum Teil seine Bewegungen.
Er wollte fliehen.
»Stehenbleiben!« brüllte John.
Der Ritter dachte nicht daran.
Da schlug der Geisterjäger zu. Er führte einen gewaltigen Streich und legte all seine Kraft mit hinein. Die Schneide des Schwerts zerschnitt die Luft, und dann traf sie den Kopf des Kreuzritters.
Es war das Ende des Ritters. John brauchte keinen zweiten Streich mehr zu führen.
Vor ihm lag nur noch die leere Rüstung. Alexander von Rochas, der mordende Kreuzritter, war zu Staub zerfallen. Er würde nie mehr einen Menschen töten.
John Sinclair hatte gewonnen!
Aber um welchen Preis? Michael Kramer, Paulette Plura und der Wirt – sie hatten ihr Leben lassen müssen. Hinzu kamen noch die bedauernswerten Opfer in all den Jahrhunderten, deren Gebeine im Leichenschacht dahinbleichten.
Der Oberinspektor blickte auf das Schwert in seiner Hand. Die Waffe hatte die Jahrhunderte überdauert. Sie war getränkt mit dem Blut zahlreicher Opfer.
John ließ das Schwert fallen. Klirrend fiel es zu Boden. Der Geisterjäger wollte die Waffe nicht behalten. Sie würde ihn doch nur immer wieder an die grausamen Stunden erinnern, die zum Glück jetzt hinter ihm lagen.
John Sinclair verließ die Plattform des Turms. Langsam ging er die steile Treppe hinunter, und nur allmählich ließ das Zittern in seinen Knien nach.
Dann stand er Irene Held und Rainer Schröder gegenüber.
»Ist er… ist er…?« fragte Irene mit tonloser Stimme.
John Sinclair nickte lächelnd. »Ja, er existiert nicht mehr!«
Irene Held weinte vor Glück.
***
Rainer Schröder wurde ins nächste Krankenhaus geschafft. John hatte ihn wie ein kleines Kind auf den Armen zum Dorf hinuntergetragen. Es war wirklich die höchste Zeit gewesen. Rainer hatte schon zuviel Blut verloren.
John aber rief Kommissar Mallmann an. Und der schaltete den deutschen Geheimdienst ein. Mit Hilfe der französischen Kollegen wurde die Burg durchsucht. Kein Wort drang an die Öffentlichkeit. Selbst die Menschen im nahen Dorf merkten nicht, was los war. Und auch die Presse bekam von dem Fall, keinen Wind.
Drei Tage dauerten die Untersuchungen. Dann wurde der Fall zu den Akten gelegt.
John Sinclair und Kommissar Mallmann jedoch machten endlich ihr Versprechen wahr.
Die beiden Freunde unternahmen einen Zug durch die Gemeinde. Und zu ziemlich fortgeschrittener Stunde tranken sie Brüderschaft.
»Auf deine Geister, John«, sagte Will Mallmann.
Der Oberinspektor grinste »Und auf deine Super-Stereoanlage, du Ritterfan«, konterte er.
John und Will
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