GK0215 - Die Rache des Kreuzritters
Irene.
»Was?«
»Den Ritter unschädlich zu machen.«
»Ich traue es ihm durchaus zu«, gab Rainer zur Antwort. Er legte die Waffe aus der Hand. Irene wollte sie von der Bettdecke nehmen, doch Rainer wehrte ab: »Laß es sein. Solch ein Ding geht eher los, als du dir träumen läßt.«
Irene zuckte zurück.
Rainer ging zu Michael Kramer, der immer noch auf dem Stuhl hockte. Schröder legte seine Hand auf die Schulter des Freundes. »Wie geht es dir, Micha?«
»Sie ist tot, nicht«, murmelte Michael.
Rainer Schröder schwieg. Er konnte in diesen Augenblicken keine Worte finden. Auch Irene Held hielt den Kopf gesenkt.
»Warum sagt ihr nichts?« fragte Michael. »Warum macht ihr nicht den Mund auf, he?«
Er sprang plötzlich auf und stellte sich mit zu Fäusten geballten Händen vor Rainer hin.
»Ja, Micha, sie ist tot.«
Michael Kramer nickte. »Und er hat sie umgebracht. Dieser Ritter, diese Bestie. Aber ich werde ihn kriegen, darauf könnt ihr euch verlassen.«
»Gar nichts wirst du«, erwiderte Rainer. »John Sinclair hat die Sache schon in die Hand genommen.«
Michael Kramer begann zu lachen. »Sinclair, Sinclair! Wer ist das schon? Ein Nichts, ein Niemand! Er wird ebenso verlieren wie andere. Nein, ich erledige das schon. Das bin ich meiner Paulette schuldig.«
Michael Kramer wollte zum Bett gehen, doch Rainer Schröder hielt ihn fest.
»Laß los!« knurrte Michael.
»Nein!«
»Du sollst loslassen!« schrie der junge Mann plötzlich.
Als Antwort verstärkte Rainer den Griff.
Da riß Michael Kramer sein Knie hoch.
Rainer Schröder krümmte sich wie ein Fragezeichen. Ein erstickter Schrei drang über seine Lippen. Beide Hände preßte er gegen die getroffene Stelle.
Michael lachte und gab seinem Freund einen Stoß, so daß er bis gegen die Wand flog.
Dann stürzte er auf das Bett zu.
Die Waffe hatte es ihm angetan.
Michael hatte sehr wohl mitbekommen, was John Sinclair mit Irene Held und Rainer Schröder beredet hatte. Und jetzt sah Kramer seine Stunde gekommen.
Er flog förmlich auf die auf dem Bett liegende Waffe zu. Beide Arme hatte er weit ausgestreckt, sein Gesicht war haßverzerrt.
Aber auch Irene Held merkte, was die Stunde geschlagen hatte. Sie saß näher an der Beretta und packte sie in dem Augenblick, als Michael neben ihr auf das Bett fiel.
Sekundenlang blieb er platt wie eine Flunder liegen.
Irene sprang hoch. Mit einem schnellen Seitenblick sah sie, wie sich Rainer am Boden krümmte. Auf seinen Gesichtszügen zeichnete sich der Schmerz deutlich ab.
Irene Held legte die Beretta auf Michael Kramer an. Sie hielt die Waffe mit beiden Händen umklammert und konnte doch ein Zittern nicht vermeiden.
Michael richtete sich auf.
»Bleib so sitzen!« kreischte Irene Held.
Ein, zwei Herzschläge lang brauchte Michael Kramer, um zu begreifen, daß sich die Lage grundlegend verändert hatte. Dann aber begann er zu lachen.
»Los!« zischte er. »Her mit der Kanone, oder ich nehme sie dir ab, zum Teufel!«
Irene schüttelte wild den Kopf.
»Die Knarre her!«
»Nein!« peitschte Irenes Stimme. »Du bekommst sie nicht! Du machst dich nur unglücklich damit!«
Michael Kramer schwang sich vom Bett. Irene ging einen Schritt zurück. Sie wußte, daß Kramer etwas unternehmen würde, und sie fragte sich, ob sie es schaffte, den Zeigefinger zu krümmen.
Wahrscheinlich nicht…
Und das mußte auch Michael Kramer gemerkt haben, denn plötzlich begann er zu grinsen.
»Mach doch keinen Ärger, Irene«, sagte er. »Du weißt, wofür ich die Kanone haben will. Gib sie schon her!«
»Du kannst den Ritter nicht umbringen!« erwiderte Irene.
»Doch, ich schaffe es. Sieh mal«, Michael Kramer breitete die Arme aus. Er wiegte Irene Held so in Sicherheit, konnte sie täuschen, und dann schnellte sein rechter Arm vor. Es war ein harter Schlag, der auch traf.
Irene wurde die Beretta aus den Händen geprellt. Die Pistole machte sich selbständig, wirbelte durch die Luft, prallte gegen eine Kommode und blieb dicht davor liegen.
Michael Kramer flog flach über den Boden. Er stieß einen geschnitzten Hocker um, schnappte sich die Waffe und sprang gedankenschnell auf die Beine.
»Okay, das wär’s«, sagte er kalt.
Er hielt die Beretta im Anschlag und vollführte damit einen Halbkreis, so daß er einmal Irene und dann wieder Rainer Schröder vor der Mündung hatte.
»Nichts geht mehr, Freunde«, sagte Michael Kramer. »Jetzt bin ich an der Reihe.«
»Laß es sein, Micha. Laß es sein!« keuchte
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