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GK099 - Das Bildnis des Samurai

GK099 - Das Bildnis des Samurai

Titel: GK099 - Das Bildnis des Samurai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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die beiden riesigen Schergen vorwärts.
    Sie drängten mich auf den Galgen zu, der sich hoch und drohend vor mir erhob.
    Die Scheusale hatten eine schmale Gasse gebildet.
    Die Vampire leckten sich zitternd über die fahlen Lippen. Ihnen wäre es lieber gewesen, wenn Togo sie an mein Blut herangelassen hätte.
    Die Werwölfe stampften unruhig hin und her.
    Mich schauderte vor dieser Ansammlung von Gräuelgestalten.
    Immer näher stießen sie mich an den Galgen heran.
    Mir war, als ob dies nicht ihr erster Galgen wäre, den sie gebaut hatten, denn trotz der großen Eile, die sie bei der Fertigung angewandt hatten, war das Gerüst voll funktionsfähig.
    Sogar die Holzstufen hatten sie nicht vergessen.
    Nun stand ich unter dem Gerüst.
    Ich starrte auf die Falltür, die nach unten klappen würde, sobald mir Togo die Schlinge um den Hals gelegt hatte.
    Ich schaute zu Togo hoch.
    Er stieg hinter seiner roten Stoffmaske ein schauderhaftes, höhnisches Gelächter aus.
    Ich war ihm sicher. Der ganze Zirkus rund um meinen Tod hatte sich für ihn jetzt schon gelohnt.
    Er genoss das Schauspiel.
    Er ergötzte sich an meiner Angst, die ich nicht verbergen konnte.
    Ein ungeduldiger Wink.
    Seine Henkersknechte stießen mich wieder vorwärts.
    Ich stolperte einige Stufen hinauf.
    Die Trommeln wummerten ohrenbetäubend. Damit marterten sie meine Nerven.
    Sie waren grausam, diese verfluchten Bestien.
    »Weiter!«, knurrte eine hohle Stimme hinter mir.
    Wieder wurde ich gestoßen. Dumpf hämmerten die anderen Teufel auf ihre Trommeln.
    Schließlich erreichte ich das Podium, auf dem mich Akihito Togo erwartete.
    »Angst, Ballard?«, fragte er mich höhnisch.
    »Keinem ist der Tod gleichgültig«, erwiderte ich.
    Er wies auf die Schlinge.
    »Sie wird dir das Leben nehmen. Aber nicht mit einem schnellen Ruck, Ballard. Das wäre ein zu einfacher Tod für einen Erzfeind wie dich. Du warst so größenwahnsinnig, allen Dämonen den Kampf anzusagen. Aber du kannst uns Dämonen nicht besiegen. Das hättest du wissen müssen. Du konntest nur einige Teilerfolge erringen. Aber du kannst nicht über das Böse auf der ganzen Welt siegen. Das ist verrückt! Wir sind zu viele für dich. Du kannst uns nicht alle vernichten. Du hast es nicht mal fertig gebracht, mich umzubringen, obgleich ich kein allzu mächtiger Dämon bin. Du bist an mir gescheitert, Tony Ballard. Das sollte dir zu denken geben.«
    Wieder wies der Japaner auf die Schlinge.
    »Um noch einmal darauf zurückzukommen, Ballard. Ich habe sie so geknüpft, dass sie sich nur ganz langsam zuzieht. Sie wird dir das Leben also nicht mit einem schnellen Ruck nehmen, sondern sie wird dich ganz, ganz langsam erdrosseln. So hast du mehr vom Sterben. Und wir auch.«
    Togo, der Henker, schnippte nun mit dem Finger.
    Seine beiden Knechte packten mich, hoben mich ohne Mühe und stellten mich auf die Falltür.
    Kalter Schweiß glänzte auf meiner Stirn.
    Nun war ich dem Ende verflucht nahe.
    In meinem Inneren lehnte sich alles gegen den gewaltsamen Tod auf.
    Wenn ich ein schweres Verbrechen begangen hätte, einen Mord zum Beispiel, hätte ich mich mit diesem Todesurteil abfinden müssen.
    Aber ich war mir keiner Schuld bewusst.
    Ich hatte nichts getan.
    Ich war unschuldig.
    Ich war bloß ein Feind dieser Dämonen. Wohl der erbittertste Feind. Deshalb musste ich sterben.
    Ich hatte schon viele von ihnen vernichtet. Das konnten sie mir nicht verzeihen. Also würden sie auch keine Gnade walten lassen.
    Langsam kam der Henker auf mich zu.
    Seine Augen glotzten mich hasserfüllt an.
    Er hob den Arm und legte mir das raue Seil um den Hals.
    Beinahe wäre ich in den Knien eingeknickt.
    Trotzig straffte ich meinen zerschlagenen, zerschundenen Körper.
    Sie sollten mich aufrecht sterben sehen. Nicht heulend und winselnd wie ein Hund.
    Wenn es schon sein musste, dann wollte ich ihnen wenigstens diesen Triumph nicht gönnen, um mein Leben zu betteln.
    Akihito Togo winkte seine Männer beiseite.
    Lauter und durchdringender wummerten nun die Trommeln.
    Mir war übel. Die Aufregung rebellierte in meinem Magen.
    Die Scheusale starrten in fiebernder Erwartung zu mir herauf.
    Ich trotzte ihren dämonischen Blicken.
    Togo begab sich zum Hebel, mit dem die Falltür unter meinen Füßen zu öffnen war.
    Ich atmete schnell. Als es mir auffiel, fand ich das lächerlich. Wollte ich noch rasch ein paar Züge tun, um drüben, im Jenseits ein Guthaben zu besitzen?
    Wenn ich tot war, brauchte ich keine Luft mehr.
    Meine Gedanken

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