GK099 - Das Bildnis des Samurai
Herz raste. Sie hatte Angst. Wenn dieser Mann tatsächlich ein Dämon war, wie Silver sagte, dann war die Gefahr, mit ihm aneinander zu geraten, wesentlich größer, als wenn es sich bloß um einen Menschen gehandelt hätte.
»Sie rühren sich nicht vom Fleck!«, fauchte Silver. »Ich kaufe mir den Burschen.«
Der Mann schaute sich suchend um.
Silvers Körper spannte sich.
»Was auch immer passiert. Vicky!«, raunte der Hüne dem Mädchen zu. »Sie greifen auf gar keinen Fall ein, ist das klar?«
Vicky Bonney nickte.
Das hätte ihr Silver nicht zu sagen brauchen. Sie hätte weder die seelische, noch die körperliche Kraft gehabt, in einen solchen Zweikampf einzugreifen.
»Passen Sie auf sich auf, Silver!«, keuchte sie.
Silver legte den Zeigefinger an die Lippen!
Vicky verstummte sofort.
Dann schnellte er hoch.
Der Dämon stieß ein erschrockenes Bellen aus, als Mr. Silver aus dem Busch geflogen kam.
Der Hüne mit dem silbernen Haar schmetterte dem Kerl seine Faust, die mit einemmal zu blitzendem Silber geworden war, hart zwischen die Augen.
Der Dämon röchelte, fiel rücklings um, stieß ein jaulendes Heulen aus.
Sein Gesicht bedeckte sich mit Haaren. Die Mundpartie sprang hervor, wurde zu einer Wolfsschnauze.
An den Händen bildeten sich Krallen.
Als die Verwandlung des Werwolfs fertig war, schnellte er hoch, stürzte sich mit einem mörderischen Knurren auf Mr. Silver.
Er wollte ihn zerfleischen.
Silver spannte die Hand. Sobald sie zu hartem Metall geworden war, stieß er sie dem Anstürmenden brutal zwischen die Rippen.
Der Werwolf kläffte entsetzt.
Das Silber tat ihm nicht gut.
Mr. Silver kannte keine Gnade.
Er rammte dem Dämon seine metallharte Faust noch zweimal in den Leib.
Der Wolf wankte, fiel auf die Knie.
Schon warf sich Silver auf ihn.
Er setzte bei dem Sterbenden einen Würgegriff an.
Dem Monster traten die zuckenden Augen weit aus den Höhlen.
»Wieso verfolgst du uns?«, schrie Silver den Unhold an.
Sein Gesicht verwandelte sich, zumindest teilweise, wieder zu dem eines Menschen.
»Gnade!«, röchelte die Bestie. »Gnade!«
»Wieso bist du hinter uns her?«, fragte Mr. Silver schneidend.
»Ich hatte den… den Auftrag.«
»Von wem?«
»Von… Togo.«
»Wie lautete dein Auftrag?«
»Ich sollte euch beide fangen… und zu Tony Ballard bringen. Ihr solltet… mit Ballard sterben.«
»Ballard lebt noch?«
»Ja.«
»Wo?«
»Das darf ich nicht… nicht sagen!«
»Rede, oder ich erwürge dich mit meinen Silberfingern.«
»Gnade!«, jammerte die Bestie sogleich wieder.
»Rede! Wohin habt ihr Tony Ballard gebracht?«
»Auf den… den Friedhof!«
»Gleich hinter dem abgebrannten Haus des Puppenmachers?«
»Ja. Da gibt es eine… schwarze Marmorgruft… Ihre Stirnwand besteht aus einem magischen Feld… das von Dämonen durchschritten werden kann… Togo hat Ballard in einem unterirdischen Raum untergebracht… Dorthin sollte ich… auch euch beide bringen.«
Mr. Silver grinste eiskalt.
»Daraus wird nun nichts, was?«
»Lass mich leben! Ich flehe dich an, lass mich leben!«, heulte die schwer verletzte Bestie.
»Gibt es einen zweiten Zugang zu diesem unterirdischen Raum?«, fragte Silver scharf.
»Ja.«
»Wo?«
Der Mann nannte ihm die betreffende Stelle.
Silver richtete sich auf.
Der Kerl wurde augenblicklich wieder zum Wolf.
Er schnappte nach Silvers Hand, er wollte ihn abwerfen, doch Mr. Silver spannte blitzschnell die rechte Hand. Sein Wille erreichte es, dass sie zu purem Silber wurde.
Damit gab er dem Tobenden mit einem einzigen Hieb den Rest.
Seine Silberhand durchstieß den Brustkorb des Werwolf es, zertrümmerte die Rippen - und dann riss Mr. Silver der Bestie noch das noch schlagende Herz aus dem Leib!
Ein letztes Röcheln kam aus der Kehle des scheußlichen Untiers.
Dann begann sich die Bestie auf einmal aufzulösen.
Das Fell fiel ihr aus, das Fleisch faulte von den Knochen, die sich auch langsam auflösten.
Zurück blieb eine ekelhaft stinkende, schleimige braune Masse…
***
Ich wusste, dass ich um mein Leben rannte.
Sie bemerkten meine Flucht bereits nach dem dritten zurückgelegten Meter.
Ein wütendes Geheul brandete auf.
Ich raste auf einen schmalen Gang zu. Die Monster stampften mit weiten Sätzen hinter mir her.
Sie fauchten, hechelten und brüllten aufgeregt.
Ich spürte, dass ich nicht kräftig genug war. Sie hatten mich zu sehr gequält, hatten mir zu viel von meiner Widerstandskraft geraubt.
Meine Knie
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