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GK099 - Das Bildnis des Samurai

GK099 - Das Bildnis des Samurai

Titel: GK099 - Das Bildnis des Samurai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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schmerzten.
    Meine Lungenflügel schienen zu brennen.
    Ich hastete atemlos in den finsteren Gang hinein. Eine frische Brise schlug mir ins Gesicht.
    Sie verriet mir, dass ich hier auf dem richtigen Weg war.
    Das war der Korridor zur Freiheit.
    Aber würde ich ihn bis ans Ende laufen können?
    Die Bestien kamen von Sekunde zu Sekunde näher an mich heran.
    Ich lief, wie ich noch nie im Leben gelaufen war.
    Aber die Dämonen hatten mehr Kraft als ich.
    Mir waren die Hände auf den Rücken gebunden. Ebenfalls ein Handikap.
    Wenn mich nicht noch ein Wunder rettete, war ich verloren.
    Der Mensch hofft auf ein Wunder, solange er lebt.
    Aber dieses Wunder blieb aus.
    Sie holten mich ein.
    Krallen gruben sich tief in meinen Rücken. Ein fürchterlicher Schmerz lähmte mich.
    Ich konnte nicht mehr weiter laufen, brach nieder.
    Über mir wimmelte es von diesen scheußlichen Bestien, die ich so schrecklich hasste.
    Sie schlugen wütend auf mich ein. Sie droschen mir ihre harten, bleichen Fäuste ins Gesicht. Ich blutete furchtbar.
    Sie hätten mich umgebracht, wenn Togo sie nicht mit einem scharfen Befehl davon abgehalten hätte.
    »Wir haben einen Galgen für ihn errichtet, damit er daran krepiert!«, schrie Akihito Togo zornig. »Diese Arbeit soll nicht umsonst gewesen sein. Der Nachfahre des Henkers soll durch die Hand eines Henkers sterben! Nicht durch eure Krallen!«
    Sie zerrten mich in jenen Raum zurück, in dem sich der Galgen befand.
    Nun war mir erschütternd klar, dass mein Schicksal besiegelt war.
    Ich hatte mich beim ersten Fluchtversuch so sehr verausgabt, dass ich keine Kraft mehr für einen zweiten haben würde.
    Außerdem passten sie nun höllisch auf mich auf.
    Ich sehnte mich nach einer Ohnmacht.
    Aber sie kam leider nicht…
    ***
    Jetzt hatte die Sache Hand und Fuß.
    Im Hilton, auf ihrem Zimmer, wählte Vicky Bonney die Rufnummer des Polizeipräsidiums.
    Sie ließ sich mit Kommissar Nobunaga verbinden.
    Mr. Silver stand neben ihr.
    »Wollen Sie mit ihm reden?«, fragte sie und hielt dem Hünen mit dem silbernen Haar den Hörer hin. »Ich glaube, ich werde gleich wieder ausfallend, wenn er mir mit einer unpassenden Antwort kommt. Und… wir sollten den Kommissar nicht verärgern.«
    Mr. Silver nickte.
    »Geben Sie her.«
    Er nahm Vicky den Hörer ab.
    Nobunaga meldete sich.
    Silver nannte seinen Namen.
    »Na, Mr. Silver! Schon erfolgreich gewesen?«, fragte der Kommissar im freundlichen Plauderton.
    »Ja, Kommissar.«
    »Ach!«, rief Nobunaga erstaunt.
    »Ich weiß nun, wo Tony Ballard gefangen gehalten wird, Kommissar.«
    »Reden Sie!«, forderte Kublai Nobunaga.
    Und Silver redete.
    Er erzählte von dem Dämon, der ihnen gefolgt war, und welchen Auftrag die Bestie gehabt hatte.
    Der Kommissar blieb misstrauisch. Aber er war bereit, nun etwas zu unternehmen.
    »Ich werde eine Hundertschaft zu diesem Friedhof bringen!«, versprach er.
    Keinem der Polizisten wäre es gelungen, die magische Mauer in der schwarzen Marmorgruft zu durchschreiten. Deshalb nannte Silver den zweiten Eingang, durch den die Polizisten jenen unterirdischen Raum betreten sollten, in dem Tony Ballard gefangen gehalten wurde.
    »Wir werden sie in die Zange nehmen!«, sagte Mr. Silver. »Wann können Sie mit Ihren Männern zur Stelle sein?«
    »In einer halben Stunde.«
    »Also bis dann«, sagte Mr. Silver und warf den Hörer auf.
    ***
    Sie hatten alles das organisiert, was sie brauchten, um mein Ableben so dramatisch wie möglich zu gestalten.
    Sie hatten sich Trommeln beschafft.
    Nun schlugen sie in monotonem Rhythmus darauf.
    Der Galgen war fertig.
    Soeben legte der Puppenmacher die purpurrote Henkerskutte an.
    Vor dem Gesicht trug er eine Maske. Aus finsteren Löchern starrten mich mordlüsterne Augen an.
    Nun winkte Togo, der Henker.
    Die Männer mit den Trommeln machten noch mehr Lärm. Sie schlugen kräftiger. Und etwa genauso schnell, wie mein Herz in meiner heißen Brust pochte.
    Zwei Grauen erregende Fantasiemonster, hässlich, groß, feindselig, kamen auf mich zu. Ihre riesigen Schuhe schienen mit Bleiplatten besohlt zu sein.
    Sie schleppten sich mit eckigen Bewegungen heran. Als sie bei mit waren, ergriffen sie mich und stellten mich auf die zitternden Beine.
    Natürlich hatte ich Angst vor dem Tod.
    Zu wissen, in wenigen Minuten von diesen grausamen Bestien hingerichtet zu werden, jagte mir eiskalte Schauer über den geschundenen Rücken.
    Die Trommeln schlugen den Takt für meine Schritte. Als ich nicht ging, stießen mich

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